Nagelsmann redet Probleme schön
MÜNCHEN - Vorm Fernseher dürfte Julian Nagelsmann noch etwas mehr ins Grübeln gekommen sein als ohnehin schon nach dem unbefriedigenden Bundesliga-Einstand als Bayern-Coach.
Der hochgelobte, aber als Männer-Trainer noch titellose 34-Jährige geht nach dem 1:1-Liga-Auftaktspektakel bei Borussia Mönchengladbach sieglos in den morgigen Supercup-Showdown bei Borussia Dortmund (20.30 Uhr/ Sat.1). „Wir hätten gerne gewonnen, jetzt müssen wir es am Dienstag richten“, sagte Nagelsmann leicht trotzig nach seinem ersten Pflichtspiel mit dem Rekordmeister.
Als wäre das so einfach. So kaltschnäuzig wie Dortmunds Super-Torjäger Erling Haaland bei der 5:2-Gala gegen Eintracht Frankfurt traf, müsste jedem Bayern-Anhänger angesichts des Defensivverhaltens des FCB angst und bange werden.
Der selbstbewusste Nagelsmann sieht darin kein Problem: „Da kriegen wir schon noch eine bissel bessere Struktur rein.“Dies sollte nur schnell passieren, sonst droht ein herber Dämpfer und früh extrem viel Druck.
Inklusive der schwierigen Vorbereitung feierte Nagelsmann als Chefcoach bei seinem Herzensverein noch kein Erfolgserlebnis. Das hat natürlich auch mit den vielen EM-Teilnehmern zu tun, die zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlicher Verfassung im Sommer zurückgekehrt waren. Um Haaland zu stoppen, wird sich Taktikfuchs Nagelsmann etwas einfallen müssen.
Die neuformierte
Abwehr wirkte in Gladbach teilweise orientierungslos und alles andere als titelreif. Der von Nagelsmann aus Leipzig für etli- che Millionen Euro mitgebrachte Dayot Upamecano agierte nicht nur in den strittigen Elfmeter-Szenen mit Marcus Thuram zumindest ungeschickt. Da die französischen Weltmeister Benjamin Pavard und Lucas Hernandez noch verletzt fehlen, kam der 21-jährige Josip Stanisic aus dem Regionalliga-Kader zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz. „Dass wir uns defensiv verbessern wollen, ist völlig klar“, gestand Nagelsmann.