Taliban sitzen auf gigantischem Lithium-Schatz
KABUL - Darf man mit Gotteskriegern überhaupt verhandeln? Und wenn ja: Wie? Während der ersten Auflage ihres Regimes (1996-2001) waren die Taliban fast weltweit geächtet. Doch nach dem Fall von Kabul und der erneuten Machtübernahme in Afghanistan suchen sie jetzt internationale Anerkennung. Und die ersten Partner stehen offenbar bereits Gewehr bei Fuß.
Denn während die USA und andere westliche Staaten versuchen, ihre Diplomaten und Ortskräfte aus Kabul rauszuholen, wird in den Botschaften Russlands und Chinas ungerührt weitergearbeitet. Talibanführer Abdul Ghani Baradar (53) wurde sogar im vergangenen Monat in den Hauptstädten der beiden wichtigsten Kontrahenten der Vereinigten Staaten empfangen. Experten sehen in dem desaströsen Abzug des Westens vom Hindukusch bereits den ersten politischen Gewinn für Moskau und Peking.
Nach dem schmählichen Abzug der Roten Armee aus Afghanistan 1989 hat Russland spätestens durch das Scheitern der USA wieder an Selbstbewusstsein und Einfluss gewonnen. China wiederum will zu den Vereinigten Staaten als einziger Supermacht aufschließen - und sie langfristig überflügeln. Und ganz klar hat das Reich der Mitte dabei vor allem eins im Blick: Die Taliban sitzen jetzt auf einem gigantischen Schatz. Sie haben die Kontrolle über eine der weltweit größten Lithium-Lagerstätten. Dieser begehrte Rohstoff ist auch für die Elektromobilität entscheidend.
Fest steht, dass es lange dauern dürfte, bis tatsächlich Lithium aus der afghanischen Erde geholt wird. Es braucht Jahre, bis die entsprechende Industrie und die notwendige Infrastruktur aufgebaut sind. Ohne ausländische Technologie und ohne ausländisches Kapital wird das nicht funktionieren. Dass westliche Firmen angelockt werden können, ist äußerst unwahrscheinlich. Aber China steht in den Startlöchern.