So sieht der „Freischütz“gegendert aus
DRESDEN - „Der Freischütz“von Carl Maria von Weber (1786-1826) ist eine der bedeutendsten Opern, die in Dresden entstanden ist. 1821 wurde sie uraufgeführt. Anlass für das Carl-Mariavon-Weber-Museum, in Kooperation mit den Landesbühnen Sachsen dem Werk und seiner Wirkungsgeschichte
eine Sonderausstellung zu widmen: „200 Jahre Freischütz. Deutsche Nationaloper oder romantische Gruselstory?“
Ein bisschen zu spät sei man dran, räumt Museumsleiterin Romy Donath (41) ein. Am 18. Juni 1821 fand die Uraufführung im Berliner
Schauspielhaus statt, im Juni hatte man die Ausstellung deshalb bereits eröffnen wollen. Die pandemiebedingten Museumsschließungen brachten die Pläne jedoch durcheinander. Auch stand zunächst die Sonderschau zu den Sängerfreunden Theo Adam (†92) und Peter Schreier (†84) an. Besonders über die Person Adams ein passendes Präludium: Die Partie des Eremiten rahmte dessen Karriere, er sang sie auch, als die Semperoper mit dem „Freischütz“am 13. Februar 1985 wiedereröffnet wurde. Ein symbolträchtiger Neustart, war das Werk doch auch die letzte Aufführung in der Semperoper vor ihrer Zerstörung im Krieg. Diese laut Donath „hoch emotionale Bedeutung für Dresden“ thematisiere die Schau.
Gegliedert ist sie in drei Teile, zunächst einen historischen. Die Museumschefin: „Wahrscheinlich hat Weber hier keine Note für den ‚Freischütz‘ geschrieben, zumindest gibt es darüber keine Tagebucheinträge.“Doch habe er den Stoff mit Textdichter Johann Friedrich Kind im Dresdner Haus entwickelt. Handschriften, Erstausgaben, Kostüme, Bilder, Fotos und Filme beleuchten die Entstehung der Oper und ihre Rezeption. Zu sehen ist auch, wie sie zum Kulturgut wurde, abgebildet auf Kartenspielen oder Keksdosen. Diskutiert wird auch, was „deutsch“ist am „Freischütz“und warum der Begriff „Nationaloper“heute problematisch ist.
Donath: „Wir wollen aber nicht nur das romantisch-verklärte Bild zeichnen, sondern auch zeigen, wie man den ‚Freischütz‘ modern deuten kann.“So steht in einer zweiten Abteilung das gleichnamige Ölgemälde des Wuppertaler Künstlers Guido Lipken im Zentrum, das die Figur des Max in queerer Anmutung zeigt. Diese Interpretation greife aktuelle Gender-Debatten auf. Ein dritter Schwerpunkt liegt in der Geschichte der Felsenbühne Rathen, wo der „Freischütz“seit 65 Jahren zum Repertoire der Landesbühnen gehört. Die führen das Werk innerhalb des Rahmenprogramms am 11. September im Garten des Museums konzertant auf.
Vernissage ist morgen um 15 Uhr, die Ausstellung läuft bis zum 19. Dezember. hn