Wie realistisch ist ein Linksruck?
BERLIN - Noch immer keine klaren Worte vom SPD-Kandidaten: Seit Olaf Scholz (63) im Kanzler-Triell eine Koalition mit der Linken nicht ausschließen wollte, warnen CDU, FDP und Co. vor einem drohenden Linksruck. Für Konservative ein Schreckgespenst, für die Linken „wünschenswert“: Die Debatte um eine mögliche rot-grün-rote Koalition bringt neue Schärfe in den (Lager-)Wahlkampf.
Die Union will „einen historischen Linksruck in Deutschland verhindern“, wie CSUChef Markus Söder (52) immer wieder betont. Auch Armin Laschet (60) befürchtet ein Links-Bündnis zwischen SPD, Grünen und der Linken. Zuspruch bekommt er von Christian Lindner (42). Gegenüber der RTL-Sendung „Guten Morgen Deutschland“sagte der FDP-Parteichef, dass die FDP „trotz mancher Pirouette Armin Laschet in der Sache am nächsten“stehen würde.
Seine Liberalen gelten im Wahlkampf als Königsmacher: In Umfragen stabil auf zwölf Prozent stehend, sind sie in fast jeder möglichen Regierungskonstellation vertreten - außer bei Rot-Grün-Rot und einer erneuten GroKo. Für eine Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen fehle ihm jedoch „die Fantasie“(MOPO berichtete).
Die Linken bereiten sich währenddessen auf Regierungsverantwortung vor. Fraktions-Chefin Amira Mohamed Ali (41) sieht „Verzweiflung in den Augen der CDU“. „Es ist albern, vor einem Linksruck zu warnen. Im Gegenteil, ein Linksruck ist wünschenswert“, sagte sie im „Frühstart“von ntv. CoFraktions-Chef Dietmar Bartsch (63) bereitet sich auf langwierige Sondierungsgespräche vor und kam deshalb gegenüber „phoenix“zur Einschätzung: „Angela Merkel ist zu Weihnachten (noch immer) Bundeskanzlerin.“
Angela Merkel (67, CDU) hatte Vizekanzler Scholz zuletzt ungewöhnlich hart kritisiert. Weil er sich nicht klar von der Linkspartei abgrenze, sieht Merkel einen „gewaltigen Unterschied“zwischen ihm und ihr.
Die NochKanzlerin erwartet, „dass es für die Zukunft sehr klarer Aussagen über die Fortführung der Regierungsarbeit egal in welcher Konstellation bedarf“.