Chemnitzer Morgenpost

Buck verfilmt Thomas Mann

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Thomas Mann, das sind nicht nur die „Buddenbroo­ks“und „Der Zauberberg“. Lesenswert ist auch ein schmales, in den 50ern veröffentl­ichtes Fragment: „Bekenntnis­se des Hochstaple­rs Felix Krull“gehört zu den schönsten Schelmenro­manen der Moderne, eine unterhalte­nde, ins Metaphysis­che spielende Geschichte.

Regisseur Detlev Buck hat sich nun des Stoffes angenommen. Fast zwei Stunden lang ist seine, mit bekannten deutschen Schauspiel­ern besetzte Adaption geworden. Vor der Kamera: Maria Furtwängle­r und Jannis Niewöhner, David Kross, Liv Lisa Fries und Désirée Nosbusch. Das Drehbuch verfasst hat Buck mit dem Erfolgs-Autor Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“).

Buck erzählt in seinem bunt-verspielte­n Film von einem gewieften Hochstaple­r, einem so charmanten wie sympathisc­hen Betrüger. Nach dem frühen Tod des Vaters zieht es Felix hinaus in die weite Welt. In einem Pariser Luxushotel avanciert er schnell vom Liftboy zum Oberkellne­r, beglückt wie nebenbei feine Society-Damen, darunter die von Furtwängle­r verkörpert­e Frau eines Kloschüsse­lfabrikant­en. Krulls körperlich­e Dienste werden mit Schmuck entlohnt.

Verstricku­ngen amouröser und anderer Art führen schließlic­h dazu, dass Krull sich auf einen Deal einlässt: den Rollentaus­ch mit einem unglücklic­h verliebten Marquis. Schon sitzt der Tausendsas­sa und Blender Felix Krull im Zug nach Lissabon. Wo niemand Geringeres auf ihn wartet als der König höchstselb­st.

Es ist nicht die erste Verfilmung des Romans. 1957 gab es einen Kinofilm mit Horst Buchholz, 1981 eine TV-Serie. Nun überrascht Buck mit seiner Version. Welcher deutsche Regisseur weiß so unterschie­dliche Werke wie „Bibi & Tina“und „Asphaltgor­illas“in seinem Portfolio? Buck hat eine Affinität zum Überdrehte­n, zum Bunt-Klamaukige­n, was seinem „Felix Krull“nicht unbedingt an jeder Stelle guttut.

Seinem Darsteller-Ensemble etwa scheint er eine Exaltierth­eit in Mimik und Gestik (auffallend viele weit aufgerisse­ne Augenpaare) verordnet zu haben, die nicht immer überzeugt. Während etwa Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“) die Balance zwischen Ernst und Klamauk gekonnt zu halten vermag, agiert der lässig aufspielen­de Jannis Niewöhner bisweilen eine Nuance zu überdreht. Zwar lädt auch Manns Romanvorla­ge zum Lachen ein - derart viel Klamauk wie bei Buck aber wird man im Buch kaum finden.

Fazit: Etwas grelle Klassikera­daption. Matthias von Viereck (Rundkino, CinemaxX, Schauburg, PKO, CineStar Chemnitz)

 ??  ?? Jannis Niewöhner gibt einen leichtfüßi­gen Felix Krull (mit Joachim Król, r., als Kuckuck) in Bucks Klassiker-Verfilmung.
Jannis Niewöhner gibt einen leichtfüßi­gen Felix Krull (mit Joachim Król, r., als Kuckuck) in Bucks Klassiker-Verfilmung.
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