Letzte Ehre für König Kurt
Hunderte Angehörige, Freunde und Weggefährten erwie Sen Kurt Biedenkopf (†91) die letzte Ehre
DRESDEN - Großer Staatsakt für einen großen Staatsmann. Drei Wochen nach Kurt Biedenkopfs (†91) Tod haben sich gestern Angehörige und Prominente aus ganz Deutschland in der Dresdner Frauenkirche versammelt, um ihrem Freund, Weggefährten und Mentor die letzte Ehre zu erweisen.
Mehr als 300 Gäste hatten sich eingefunden, an der Spitze Bundespräsident Frank Walter Steinmeier (65, SPD). Unter Glockengeläut führte er die gefasste, aber sichtlich ergriffene Witwe
Ingrid Biedenkopf (90) zu den Plätzen in die erste Reihe. Die anderen Anwe- senden erhoben sich stumm zum Zeichen des Respek Unter ihnen Ministerpräsident Michael Kretschmer (46, CDU) mit seiner Frau, Kanzlerkandidat Armin Laschet (60, CDU), Thüringens Regierungs-Chef Bodo Ramelow (65, Linke), fast die gesamte sächsische Landesregierung, Landtagspräsident Matthias Rößler (66, CDU), Bundesratspräsident Reiner Haseloff (67, CDU), aber auch Sachsens Polizeipräsident Horst Kretzschmar (62)
und die Verlegerin Friede Springer (79). Für den seelsorgerischen
Anteil sorgten übrigens die Predigten gleich zweier Gottesmänner: Landesbischof Tobias Bilz (57, evangeh) und Bischof Heinrich Timmerevers (69, katholisch).
„Auch treffende Spitznamen muss man sich verdienen“, sagte danach Bundespräsident Steinmeier zum Auftakt der weltlichen Reden und spielte damit auf Biedenkopfs inoffizielle Ehrenbezeichnung „König
Kurt“an. „Mit
Kurt Biedenkopf verabschieden wir heute einen der anregendsten, im besten Sinn einflussreichsten und originellsten Politiker, die unsere Republik gekannt hat.“
Ministerpräsident Michael Kretschmer versicherte: „Wir werden Kurt Biedenkopf in liebevoller Erinnerung behalten, denn ihm ist es gelungen, für Demokratie zu lehren, ohne selbst belehrend zu sein.“Das Schmunzeln bei einzelnen
Trauergästen war da nicht zu übersehen. Auch Armin Laschet fand gebührende Worte: „Er war ein Visionär, aber kein Fantast, ein intellektueller Antreiber der deutschen Politik.“Draußen vor der Frauenkirche hatte die Polizei das Areal weiträumig abgesichert. Zahlreiche bewaffnete Beamte, viele Absperrungen auf allen Wegen zum Neumarkt. Die Frauenkirche selbst war mit sogenannten Wellenbrechern umzäunt, die Öffnungen jeweils extra abgesichert mit gelben Fahrzeugstoppern und mindestens einem Dutzend Polizisten. Viel hatten sie allerdings nicht zu tun. „Wie erwartet blieb es ruhig heute“, sagte ein Truppführer im Anschluss an die Zeremonie. Zufälligen „Zaungästen“war der Aufmarsch trotzdem nicht geheuer. „Da ist man froh, nicht involviert sein zu müssen“, sagte ein Tourist, der das Aufgebot aus der Ferne sah.