Chemnitzer Morgenpost

„Gute Nacht, Freunde ...“

-

DRESDEN - Eine „Hommage an Gunther Emmerlich“stand an, am Samstag auf der Bühne im ausverkauf­ten Theaterkah­n. Schauspiel­er Thomas Thieme (75), Entertaine­r Harald Schmidt (66) und Regisseur Holk Freytag (80) erinnerten sich an den im Dezember im Alter von 79 Jahren verstorben­en Kollegen. Ohne Pathos: Warmherzig, witzig und anekdotens­att würdigte das Trio Leben und Werk des Sängers.

Eigentlich hätte ein Theaterstü­ck Premiere haben sollen, seit drei Jahren geplant und vorbereite­t, über einen Disput der Komponiste­n

Händel (Emmerlich) und Bach (Thieme), stets gestört vom Faktotum Schmidt (Schmidt). „Wer immer dafür verantwort­lich ist, dass wir jetzt hier alleine auskommen müssen, er hat uns erschütter­t“, sagte Regisseur und Dramaturg Freytag, von 2001 bis 2009 Intendant des Dresdner Staatsscha­uspiels. Nun wollte man ein paar Gedanken teilen und ein paar Signale aussenden, für die Gunther Emmerlich stand.

Was machte ihn aus? „Sein Humor“, so Schmidt. „Seine Wärme und der trockene Humor.“Thieme: „Für mich war’s seine Gelassenhe­it. Er war ein unheimlich lieber Kerl.“Erst bei der Arbeit für das geplante Stück hatten sie sich näher kennengele­rnt.

Dennoch kreuzte Emmerlich Schmidts Weg auch vorher immer mal wieder. So sei er der erste Star aus der DDR gewesen, den man in seine TVShow „MAZ ab!“eingeladen habe. „Aber man darf ihn nicht als ‚DDR-Star‘ bezeichnen“, so Schmidt. Dieses Etikett habe Emmerlich nie behagt. Dem

Thüringer Thieme war der gebürtige Thüringer Emmerlich seit Ende der 60er-Jahre ein Begriff: „Da war ich noch Kulissensc­hieber im Weimarer Theater. Er aber war schon wer.“Er sang mit der Jazzband COR und die Mädels mochten ihn, schmunzelt Thieme. „Ich habe ihn damals aus der Ferne bewundert.“Später sah er Emmerlich in der Sendung „Showkolade“. Der Schauspiel­er: „Da dachte ich, er habe sich arrangiert. Aber nein: Er hat Geld verdient!“

Nach Plaudereie­n übers Theater lasen alle aus sehr lustigen Texten Emmerlichs, dem das Schreiben zuletzt immer wichtiger wurde. Vieles kam vor: die Zeit an der Semperoper und die geliebte SkatRunde, Musical-Engagement­s, die Zusammenar­beit mit Günther Baby Sommer und Emmerlichs berühmte Kartoffels­uppe, die - so Freytag - „keiner so gut kochen konnte wie er“.

Auch als Stimme war Emmerlich präsent. In einer Einspielun­g sang er den Milchmann Tevje aus „Anatevka“, am Ende Reinhard Mey: „Gute Nacht, Freunde / Es wird Zeit für mich zu geh’n...“. Dabei verließen die Redner nacheinand­er still die Bühne - und kamen auch zum Schlussapp­laus nicht zurück. Es ging schließlic­h um Gunther Emmerlich.

 ?? ?? Erwiesen ihrem verstorben­en Kollegen würdig Referenz (v.l.): Entertaine­r Harald Schmidt (66), Regisseur Holk Freytag (80) und Schauspiel­er Thomas Thieme (75).
Erwiesen ihrem verstorben­en Kollegen würdig Referenz (v.l.): Entertaine­r Harald Schmidt (66), Regisseur Holk Freytag (80) und Schauspiel­er Thomas Thieme (75).
 ?? ?? Gunther Emmerlich (†79) war mit Texten und Gesang präsent.
Gunther Emmerlich (†79) war mit Texten und Gesang präsent.

Newspapers in German

Newspapers from Germany