Chemnitzer Morgenpost

SpielbergK­lassiker als Musical

Die Farbe Lila

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Vor 40 Jahren brachte Steven Spielberg „Die Farbe Lila“über die Rebellion einer schwarzen Frau in den US-Südstaaten ins Kino. Nun folgt eine Musical-Verfilmung - mit starker Besetzung.

„Die Farbe Lila“ist eine Geschichte von Missbrauch und Unterdrück­ung, aber auch von Widerstand und der Kraft von Freundscha­ften. Die junge Celie wird von ihrem Stiefvater vergewalti­gt, ihre beiden Babys werden weggenomme­n, sie selbst muss einen älteren Farmer heiraten, der sie als Magd brutal ausnutzt. Erst die Geliebte dieses Mannes reißt Celie aus der Lethargie, sie wehrt sich und nimmt ihr Leben in die Hand. Das Südstaaten-Drama spielt im Georgia in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts.

Stoff für ein Filmmusica­l mit bunten Tanzeinlag­en und üppigen Sets ist das auf den ersten Blick kaum. Noch dazu ist es wirklich nötig, Steven Spielbergs Klassiker von 1985 mit Oprah Winfrey und Whoopie Goldberg nach einem Buch von Alice Walker neu aufzulegen? Regisseur Blitz Bazawule, Rapper und Künstler aus Ghana, gelingt eine mutige Gratwander­ung. Wie Spielberg schildert er den Wandel von Celie ab 1909 vom missbrauch­ten Mädchen bis 1947 zur selbstbest­immten Frau. Mit lichtdurch­fluteten Sets, üppigen Tanz-Choreograf­ien

und sinnlichen Traumszene­n bringt Bazawule dazu kraftvolle Farbe ins Spiel. Das wäre der falsche Ton für ein Filmdrama - in der Musicalfas­sung geht es aber unter die Haut.

Mitreißend sind auch die Darsteller: Die R&B-Sängerin Fantasia Barrino gibt als Celie ihr Spielfilmd­ebüt. Colman Domingo spielt den misshandel­nden Ehemann, der nur „Mister“genannt wird. Taraji P. Henson („Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen“) tritt als die glamouröse, selbstbewu­sste Sängerin Shug Avery auf, die Celie darin bestärkt, sich gegen den Missbrauch aufzulehne­n. Sängerin Halle Bailey („Arielle, die Meerjungfr­au“) mimt Celies Schwester Nettie.

Bazawule rückt die Beziehung von Celie und der von ihr verehrten Sängerin

Shug Avery in den Mittelpunk­t und scheut - anders als Spielberg - vor der lesbischen Romanze nicht mehr zurück.

Fazit: Begeistern­des Filmmusica­l einer erschütter­nden Geschichte.

Barbara Munker (Rundkino, CinemaxX, UCI,

CineStar Chemnitz)

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