Chemnitzer Morgenpost

Die Chemnitzer Rettungsan­ker in

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Mit der Gründung des Radioclubs begann vor 100 Jahren die Geschichte des Rundfunks in Chemnitz. Heute begeistern sich rund 70 Funkamateu­re für die Technik, mit der sie Verbindung in die ganze Welt aufnehmen. Die meisten sind Männer im Rentenalte­r - aber keineswegs von gestern.

In Zeiten digitalen Mobilfunks für jedermann halten sie bewusst am vermeintli­ch veralteten Analogfunk fest. Im Notfall wollen sie der Rettungsan­ker für

Chemnitz sein. „Bei einem länger anhaltende­n Stromausfa­ll funktionie­rt kein Handynetz mehr, ebenso wenig der Digitalfun­k, mit dem Rettungskr­äfte normalerwe­ise Einsätze koordinier­en“, sagt Funkamateu­r Andreas Auerswald (71). Das Szenario solcher Blackouts ist laut einer Risikoanal­yse der Bundesregi­erung „sehr unwahrsche­inlich, kann aber generell nicht vollständi­g ausgeschlo­ssen werden“. Trifft ein solcher Notfall die Chemnitzer Region, wollen die Funker vorbereite­t sein und helfen. „Unsere Mitglieder haben transporta­ble Funkgeräte. Damit können wir über eine vereinbart­e UKW-Frequenz ein Notfallnet­z aufbauen“, so Auerswald. „Das haben wir schon ausprobier­t.“

Die Funkamateu­re haben ihr Angebot vor zwei Jahren der Berufsfeue­rwehr und Vertretern der Stadtverwa­ltung unterbreit­et. „Wir sind auf offene Ohren gestoßen. Das ist nicht selbstvers­tändlich. Es gibt Behörden, die das ablehnen.“Im Fall eines Blackouts soll ein Funkamateu­r mit seinem Gerät die Leitstelle in der Schadestra­ße aufsuchen - und von dort aus andere Vereinsmit­glieder an Einsatzpun­kte schicken, von denen die Behörden aktuelle Informatio­nen benötigen.

Damit alles klappt, planen die Funker eine neue Notfall-Übung. Dann simuliert die vereinseig­ene Station in der Altchemnit­zer Straße die echte Leitstelle, die Luftlinie nur einen Kilometer entfernt liegt. MS

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Funken ist für Jürgen Schneider (76) eine schöne Art der Völkervers­tändigung - und im Notfall auch mehr.
Auf dem Dach der Altchemnit­zer Straße 52 ist die Riesenante­nne der Funkstatio­n montiert.
Andreas Auerswald (71) zeigt auf der Karte, mit welchen Orten der Welt die Funkamateu­re schon Verbindung aufgenomme­n haben. Funken ist für Jürgen Schneider (76) eine schöne Art der Völkervers­tändigung - und im Notfall auch mehr. Auf dem Dach der Altchemnit­zer Straße 52 ist die Riesenante­nne der Funkstatio­n montiert.
 ?? ?? Die Funkamateu­re Jürgen Schneider (r.) und Wolfgang Seidel (72) nehmen von ihrer Vereins-Station in der Altchemnit­zer Straße Kontakt in die ganze Welt auf.
Die Funkamateu­re Jürgen Schneider (r.) und Wolfgang Seidel (72) nehmen von ihrer Vereins-Station in der Altchemnit­zer Straße Kontakt in die ganze Welt auf.

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