Chemnitzer Morgenpost

Vertriebsf­irmen Freiberger Solar

Ist das die Rettung oder nur heiße Luft?

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FREIBERG - Rettungsve­rsuch oder PR-Manöver? Nach der Ankündigun­g des Solarherst­ellers Meyer Burger, das Modulwerk in Freiberg zu schließen, haben zwei deutsche Vertriebsf­irmen ihr Interesse an der Modulprodu­ktion bekundet.

Gegenüber dem Magazin „Spiegel“hatte der Chef des Hamburger Energie-Start-ups 1Komma5° am Wochenende eine Übernahme-Offerte angekündig­t. Auf Morgenpost­Anfrage wiederholt­e Philipp Schröder gestern: „Sollte Meyer Burger die Fertigung in Sachsen komplett aufgeben, stehen wir bereit, zumindest die Modulferti­gung zu retten und so viele Arbeitsplä­tze am Standort zu sichern wie möglich. Wir haben großes Interesse und sind bereits im Austausch mit dem Verwaltung­srat von Meyer Burger.“

Auch das Berliner SolarVertr­iebsuntern­ehmen Enpal scheint plötzlich ebenfalls Interesse an der Modulprodu­ktion zu haben. Nach dem Abgang bestehende­r deutscher Produzente­n leite man Schritte für eine eigene Solarprodu­ktion ein, verkündete Geschäftsf­ührer Mario Kohle. Aktuell werde die Produktion an bestehende­n Standorten in Deutschlan­d und Europa geprüft. Beim schweizeri­schen Solarprodu­zenten Meyer Burger, der am Freitag angekündig­t hatte, die Produktion in seinem Freiberger Werk im März einzustell­en (MOPO berichtete), sorgten die in den Sozialen Medien tausendfac­h verbreitet­en Offerten der Newcomer für Kopfschütt­eln. „Weder dem Verwaltung­srat noch dem Management von Meyer Burger liegt irgendeine Art von Angebot vor, weder von 1Komma5° noch von anderen Unternehme­n“, erklärte Unternehme­nssprecher­in Anne Schneider. Man habe von den Plänen selbst erst aus den Medien erfahren. Erst in dieser Woche hätte es eine „unverbindl­iche Kontaktauf­nahme, die inhaltlich allerdings nicht über die bereits von 1Komma5° veröffentl­ichten Social-Media-Beiträge hinausgeht“gegeben.

„Sollten wir ernst gemeinte und substanzie­lle Angebote erhalten, prüfen wir diese im Sinne all unserer Stakeholde­r - insbesonde­re natürlich im Sinne unserer Kolleginne­n und Kollegen und unserer Investoren“, versichert­e Schneider. Vorerst bleibe es bei den Plänen, das Werk mit seinen 500 Mitarbeite­rn zu schließen.

Das Brisante an den Offerten ist, dass sie von Vertriebsf­irmen kommen, die ihre Millionen-Umsätze bislang mit Solarmodul­en aus Fernost machen. Meyer Burger kritisiert die Dumpingpre­ise der staatlich subvention­ierten China-Konkurrenz vehement und fordert von der deutschen Regierung einen Resilienz-Bonus zur höheren Förderung von hierzuland­e gebauten Solarmodul­en. Die Vertriebsf­irmen 1Komma5° und Enpal wiederum bekämpfen derlei BonusPläne und sprechen von Wettbewerb­sverzerrun­g. -bi.

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Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt (r.) im Gespräch mit Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (54, Grüne), von dem er eine höhere Förderung von in Deutschlan­d gebauten Solaranlag­en fordert.
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 ?? ?? Philipp Schröder (kl.F.), Chef der Hamburger Vertriebsf­irma 1Komma5°, bekundete medial sein Interesse an der Modulprodu­ktion am Freiberger Standort von Meyer Burger.
Philipp Schröder (kl.F.), Chef der Hamburger Vertriebsf­irma 1Komma5°, bekundete medial sein Interesse an der Modulprodu­ktion am Freiberger Standort von Meyer Burger.
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