Sex statt Miete? Prozess um ein unmoralisches Angebot
Beim Salsa kamen sie sich näher - oder war alles ganz anders?
DRESDEN Was wirklich bei dieser Wohnungsbesichtigung geschah, wird wohl ein Fall für die nächste Instanz: Die Staatsanwaltschaft warf dem Marokkaner Nabil M. (41) vor, eine bolivianische Studentin (30), die in ein WG-Zimmer bei ihm ziehen wollte, eingesperrt und begrapscht zu haben. Doch nach der Verhandlung forderte der Staatsanwalt Freispruch, verurteilt wurde Nabil M. trotzdem.
Die beiden Geschichten, die gestern vor dem Dresdner Amtsgericht erzählt wurden, hatten nur wenige Gemeinsamkeiten. Eine davon ist, dass die Studentin auf eine Annonce des Hotelmitarbeiters geantwortet hat, sich beide dann bei ihm am 3. März 2022 zur Besichtigung trafen. Geht es nach dem Angeklagten, erschien die Bolivianerin bereits angetrunken, man unterhielt sich, tanzte zusammen Salsa. „Dann meinte sie, sie wolle das Zimmer“, so der Angeklagte. „Sie habe aber kein Geld.“Stattdessen habe sie ihm sexuelle Gefälligkeiten angeboten, er abgelehnt, sie ihm daraufhin das Portemonnaie gestohlen. Nur deshalb will er die Tür abgeschlossen haben. Seltsam: Anschließend liefen beide zusammen zur Bank, Nabil gab ihr 50 Euro. Auch seine Mastercard hatte sie noch.
Die Studentin wiederum behauptet,
Nabil M. habe ihr an die Brust und in den Schritt gegriffen, sie mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen. „Die Kreditkarte habe ich genommen, damit ich seine Identität habe“, sagt sie. „Zur Sparkasse bin ich wegen der Beweise gegangen, da hängen ja Kameras.“Angezeigt hatte sie die Sache jedoch erst sieben Monate später, begründet das mit Prüfungsstress und einer Reise nach Bolivien. Der Staatsanwalt hielt ihre Aussage, auch wegen Widersprüchen zur polizeilichen Vernehmung, für unglaubhaft. Der Richter sah das anders, verurteilte Nabil M. wegen sexuellen Übergriffs zu 150 Tagessätzen zu je 40 Euro. M. prüft dagegen rechtliche Schritte. eho