Auf ein Bier mit Ehrlicher
Es war an einem kalten April-Tag im Jahr 2007, als sich Peter Sodann in Großsteinberg am See neben mir erschöpft auf die Bank einer Biergarnitur fallen ließ und nachdenklich an seinem Pils nippte. Minuten zuvor hatte er in der schicken Villa nebenan seine letzte „Tatort“-Leiche „verarztet“- die witzigerweise von seinem späteren Kommissars-Nachfolger Martin Brambach gemimt wurde.
N un waren für seinen „Bruno Ehrlicher“die Scheinwerfer ausgegangen, für immer. Kein ganz freiwilliger Kommissars-Ruhestand nach 45 Fällen. Er hätte gern noch die 50 vollgemacht, verriet mir Sodann beim Bier. Hob dann die Augenbrauen und meinte: „Ich bin in meinem Leben schon so oft rausgeflogen, irgendwann gab es aber immer einen neuen Anfang - die Sonne geht ja auch immer wieder auf.“
E in Satz, der seine Vita kaum treffender hätte beschreiben können. Sein Leben - eine Achterbahnfahrt zwischen Extremen. Vom Arbeiterkind in die Beletage des Theaters, vom DDR-Knast zum DDR-Nationalpreis, vom Stasi-Opfer zum Bundespräsidentenkandidat der SED-Nachfolgepartei PDS.
A llüren waren ihm fremd. Das Bier auf der Holzbank war Peter Sodann allemal lieber als Champagner auf irgendwelchen roten Teppichen. Zwei Dinge, so verriet er mir damals, hätten ihn am „Tatort“immer gestört. Zum einen die viele Ballerei. Der nachdenkliche Sachse setzte viel lieber auf „Köpfchen statt Knarre“. „Ich wollte meine Fälle immer nach dem Hase-und-Igel-Prinzip lösen - ich bin allhier ...“, erzählte er.
Z um anderen beklagte der hochpolitische Mensch Peter Sodann, dass der „Tatort“seinerzeit „zu unpolitisch“gewesen sei. „Ich hätte gern auch mal einen Politiker verhaftet, aber das ist hier ein Tabu.“
A m Ende seiner letzten „Tatort“-Episode reitet Ehrlicher auf einem Pferd in die ewige Weite. Erhobenen Hauptes. Kantig, aber geradlinig - wie ein alter Westernheld. Dem Kommissar folgt nun der Mensch. Mach’s gut, Peter Sodann!