Chemnitzer Morgenpost

„Ein ganz großes Ding“

- Unterstrei­cht. hn

DRESDEN/RIAD - Die Dresdner Sinfoniker sind bekannt für ungewöhnli­che, wagemutige, stets innovative Konzerte. Ihr neues Projekt birgt zwei Superlativ­e: In Riad führen sie in internatio­naler Zusammenar­beit „Zarqua Al Yamama“auf, die erste Große Oper Saudi-Arabiens überhaupt. Und das in einem gigantisch­en Opernhaus am Rande der Wüste, das vor rund 40 Jahren erbaut wurde - und seitdem auf die erste Opernauffü­hrung wartet.

„Das Haus wurde in den 80er-Jahren errichtet und liegt seitdem im Dornrösche­nschlaf“, sagt Markus Rindt (57), Intendant der Dresdner Sinfoniker, der voller Vorfreude ist, den schlafende­n Riesen „King Fahad Cultural Centre“, mitunter auch Riad Opera House genannt, musikalisc­h wachzuküss­en. Bereits in den 70erJahren hatte der damalige König den Bau in Auftrag gegeben, um europäisch­e Opernkultu­r im Rahmen einer kulturelle­n Öffnung des eher konservati­ven Landes nach Riad zu holen. Die saudische Hauptstadt sollte ein ähnliches relevantes Haus besitzen wie etwa Mailand mit der Scala.

Durch religiöse Widerständ­e ging der Plan nie auf. Für rund 140 Millionen US-Dollar wurde der Bau im architekto­nischen Stil der frühen 80erJahre zwar realisiert, aber - so Rindt - seitdem nie bespielt. Von einem Konzert eines japanische­n Sinfonieor­chesters 2017 abgesehen habe es bisher nie eine „richtige“Oper in dem Opernhaus gegeben.

Erst seit 2017 seien in dem Land wieder Musik, Gesang, Theater und Tanz erlaubt, so die Sinfoniker in einer Mitteilung. Die 2020 vom Kulturmini­sterium des Königreich­s

Saudi-Arabien gegründete Kommission für Theater und darstellen­de Künste hat die Reanimatio­n des Hauses seitdem vorangetri­eben. Das quasi ungenutzte Haus musste zunächst saniert werden. „Es wurde richtig schick gemacht“, sagt Markus Rindt, der über die Dimensione­n der Oper staunt. Etwa 3 500 Sitzplätze gäbe es, sagt er. Andere Quellen sprechen von 2 700 Plätzen. Wie auch immer, die Semperoper fasst im Vergleich „nur“1 200 Gäste. „Es ist ein ganz großes Ding“, so Rindt. Der Saal klinge gut, die Aufbruchss­timmung sei phänomenal.

Die Oper „Zarqa Al Yamama“wird von einer internatio­nalen Produktion­sfirma mit Sitz in London koordinier­t, die die Dresdner Sinfoniker konkret dafür angefragt hatten was deren

internatio­nale „Zarqa Al Yamama“erzählt in arabischer Sprache eine Geschichte aus dem vorislamis­chen Arabien, es geht um die Legende einer blauäugige­n Frau (die britische Mezzosopra­nistin Sarah Connolly, 60, singt die Titelparti­e), die als Hellseheri­n ihr Volk vor einem Krieg warnt. Das Libretto stammt vom saudischen Dichter Saleh Zamanan (39), die Musik vom australisc­hen Komponiste­n Lee Bradshaw (52). Die Regie führt der Schweizer Daniele Finzi Pasca (60); unter der Leitung des spanischen Dirigenten Pablo González (49) spielen 62 Musiker der Dresdner Sinfoniker mit rund 20 arabischen Kollegen, dazu kommt der Tschechisc­he Philharmon­ische Chor Brünn. Ein mehrwöchig­es Gastspiel, das laut den Sachsen als internatio­nale Begegnung konzipiert sei, als Treffen von klassische­r Oper mit arabischer Musiktradi­tion. Die Uraufführu­ng ist am 25. April, insgesamt sind zehn Aufführung­en geplant.

Bedeutung

 ?? ?? Die Ausmaße sind kaum zu erahnen: Musiker der Dresdner Sinfoniker mit Kollegen vor dem gigantisch­en Opernhaus in Riad.
Die Ausmaße sind kaum zu erahnen: Musiker der Dresdner Sinfoniker mit Kollegen vor dem gigantisch­en Opernhaus in Riad.
 ?? ?? Orchesterp­robe zur ersten Grand Opera Saudi-Arabiens.
Orchesterp­robe zur ersten Grand Opera Saudi-Arabiens.

Newspapers in German

Newspapers from Germany