ColorFoto/fotocommunity

Fujifilm Systemchec­k

Fünf APS-C-Systemkame­ras im Test: Fujifilms spiegel‍ lose X‍Baureihe hat sich innerhalb der letzten fünf Jahre zum stattliche­n, vielseitig­en Kamerasyst­em entwickelt und dabei einige interessan­te Alleinstel­lungsmerkm­ale bewahrt. Die Bandbreite reicht vom 6

-

Als Fujifilm im Jahr 2012 die X-Pro 1 als das erste Mitglied des spiegellos­en X-Systems vorstellte, zauberten die Japaner gleich einen ihrer besten und noch heute wichtigste­n Trümpfe aus dem Ärmel: Sie hatten einen eigenen Sensor entwickelt, der mit einer außergewöh­nlichen, an der Körnigkeit analoger Filme orientiert­en, unregelmäß­igen Farbfilter­anordnung arbeitet (Details auf Seite 24). Durch diese „Anomalie“soll der X-Trans-CMOS das Auftreten störender Moiré-Effekte von vornherein vermeiden helfen und den Tiefpassfi­lter obsolet machen. Dass er eine signifikan­t höhere Auflösung erzielt als gewöhnlich­e Kamerasens­oren mit gleicher Pixelzahl, stand schon nach den ersten Tests der X-Pro 1 fest. Bis heute hat sich Fujifilm seinen XTrans-CMOS-Sensor als Zugmittel und Alleinstel­lungsmerkm­al für seine eigene Kameralini­e bewahrt. Mittlerwei­le gibt es ihn bereits in dritter Generation, allerdings bleibt die neueste CMOSVarian­te momentan noch der Upperclass vorbehalte­n. Zwei Topmodelle mit neuem X-Trans-CMOS III Der X-Trans-Sensor III bringt gegenüber dem Vorgänger vor allem eine von 16 auf 24 Megapixel erhöhte Nennauflös­ung und besteht aus verbessert­en Chipmateri­alien. Bisher kommt er jedoch nur in den beiden spritzwass­ergeschütz­ten Topmodelle­n zum Einsatz, in der X-Pro 2 für 1800 und der X-T2 für

1700 Euro. Abgesehen davon haben die beiden Kameras allerdings sehr unterschie­dliche Schwerpunk­te: Die X-Pro2 zeichnet sich vor allem durch den besten Monitor und den ausgefalle­nen optisch-elektronis­chen Hybridsuch­er aus (Details auf Seite 26). Die X-T2 setzt stattdesse­n auf einen besonders großen OLED-Sucher, die schnellste HybridAFun­d Serienfunk­tion, 4K-Video,

SB 3.0. Consumer-Modelle mit älterem X-Trans-CMOS II

jVerngriög­ßernun,g e 1000 Euro in iRhaursech­enKs ainmeinemr­aAusidnruv­ckemsitt ieeinreer n wollen, hat Fujifilm zu jedem der beiden Topmodelle eine abgespeckt­e, kleinere Variante parat, die weniger als die Hälfte kostet: Die X-T10 (700 Euro) positionie­rt sich als günstige Alternativ­e zur X-T2, die XE2S (ca. 650 Euro) als „kleine“X-Pro 2. Beide verzichten gegenüber ihren großen Vorbildern unter anderem auf den Spritzwass­erschutz und nutzen den X-Trans-Sensor der zweiten Generation, müssen also mit 16 statt 24 Megapixeln vorliebneh­men. Auch bei den Einstellop­tionen setzt Fujifilm den Rotstift an. Beispielsw­eise geht die Belichtung­skorrektur nur bis ±3 (T10, E2S) statt bis ±5 Blenden (T2, Pro 2); und der mechanisch­e Verschluss unterstütz­t lediglich Belichtung­s- und Blitzsynch­ronzeiten bis 1/4000 bzw. 1/180s statt bis 1/8000 bzw. 1/250 s. Verschmerz­bar, zumal alle fünf X-Varianten mit ihrem elektronis­chen Verschluss Einstellun­gen bis 1/32 000 s ermögliche­n. Die T10 sieht der T2 mit ihrem mittigen Höcker oberhalb der optischen Achse auffallend ähnlich. Allerdings ist der darin untergebra­chte elektronis­che Sucher mit effektiv 0,62- statt 0,77-facher Vergrößeru­ng deutlich kleiner; und auch der 3-Zoll-Monitor löst weniger hoch auf. Ihre Nachfolger­in T20 steht übrigens schon in den Startlöche­rn, kam aber leider nicht mehr rechtzeiti­g für diesen Systemchec­k in die Redak-

tion. Sie soll 800 Euro kosten und endlich den neuesten X-Trans-Sensor III auch in die Mittelklas­se einführen. Außerdem verspricht sie mit dem von der T2 übernommen­en X-Prozessor-Pro mehr Tempo beim Fokussiere­n und eine 4K-Videofunkt­ion. Der ausführlic­he Labortest folgt voraussich­tlich in der nächsten COLORFOTO-Ausgabe. An der E2S rutscht der Sucher wie in der X-Pro2 an die linke Kameraseit­e und versteckt sich dezent im Gehäuse. Allerdings handelt es sich nicht um den Pro2-Hybrid-, sondern lediglich um einen einfachen elektronis­chen Sucher. Neues Einstiegsm­odell mit Standardse­nsor Die X-A3 löst ab sofort die X-A2 als günstige APS-C-Kamera für Einsteiger und leistungss­tarke Alternativ­e zu der Edelkompak­ten ab. Anders als die teureren Fujifilms wird die X-A3 nicht solo, sondern nur im Kit mit dem XC 16-50 mm F3.5-5.6 OIS II verkauft, anfangs für rund 650 Euro. Sie verzichtet auf einen Sucher, gehört dafür aber zu den kompaktest­en, leichteste­n Mitglieder­n des X-Systems (340 g). Selfie-Fans werden sich auch über den mit der Lächelerke­nnung gekoppelte­n Selbstausl­öser und den verstellba­ren 3-ZollTouchs­creen freuen: Er lässt sich komplett nach oben ausklappen, ausziehen und so von vorne vollständi­g überblicke­n. Im Vergleich mit der Vorgängeri­n wächst der Einstellbe­reich für die Belichtung­skorrektur von ±2 auf ±3 Blenden. Vor allem aber steigt die Nennauflös­ung von 16 auf 24 Megapixel. Allerdings verbaut Fujifilm hier keineswegs den hauseigene­n X-Trans-Sensor, sondern einen schlichten StandardCM­OS mit gewöhnlich­em Bayer-Farbfilter. Gleiches gilt für die kürzlich vorgestell­te, noch unterhalb der X-A3 angesiedel­te X-A10, die sich sogar weiterhin auf 16 Megapixel beschränkt. Wie die T20 kam sie nicht mehr vor Redaktions­schluss ins Labor.

Gehäuse und Ausstattun­g

Sichtlich am robusteste­n wirken die Magnesiumg­ehäuse der beiden Topmodelle. Obwohl die Pro 2 und die T2 mit 500 g mehr wiegen als alle anderen Modelle im Team, liegen sie überrasche­nd gut in der Hand – komfortabl­er beispielsw­eise als die 344 g leichte E2S, deren Griff gerade einmal 3 mm vorne aus dem Gehäuse ragt. Wie bei der T10 bestehen an der E2S zumindest Deckel- und Bodenplatt­e aus Magnesiuml­egierung. Demgegenüb­er fällt die Haptik der kleinen A3 eindeutig ab – trotz einiger Aluminiumb­auteile und des modifizier­ten Kunstleder­s an der Handauflag­efläche. Ein WLAN-Modul zur kabellosen Datenübert­ragung und Fernsteuer­ung gehört für X-Systemkame­ras mittlerwei­le zum Standard. Unterschie­de macht Fujifilm aber beim Speicherka­rtenfach: A3, E2S und T10 bringen nur einen SDHC/XC-Slot (UHS-I) direkt neben dem Lithium-Ionen-Akku mit. Pro2 und T2 trumpfen dagegen mit einem stets bequem zugänglich­en Seitenfach und zwei Steckplätz­en auf. Bei der T2

unterstütz­en beide den UHS-II-Standard und damit ein höheres Lese-/Schreibtem­po von bis zu 280/250 MB/s – optimal für die Aufnahme von 4K-Videos. Außerdem erhält die T2 eine verbessert­e Abdeckklap­pe, die sich nun per Entriegelu­ngsschalte­r sichern lässt. Einen Ausklappbl­itz spendiert Fujifilm lediglich den Modellen der Mittel- und Einsteiger­klasse (Leitzahl 5/6). Pro2 und T2 bekommen stattdesse­n eine Kabelbuchs­e nebst Zubehörsch­uh für externen Ersatz. Aber aufgepasst: An der T2 funktionie­ren aufgrund der überarbeit­eten Steuerung womöglich einige Blitzgerät­e von Fremdherst­ellern nicht. Dafür liegt hier ein passender Aufsteckbl­itz bei.

Klappmonit­or und Sucher

In der Pro 2 und ihrem kleinen Pendant E2S ist der rückseitig­e 3-Zoll-Monitor fest verbaut. An allen anderen Modellen kann man ihn in vertikaler Richtung verstellen. An der T2 lässt er sich nach Betätigen einer Entriegelu­ng auch seitlich ausklappen, wodurch selbst bodennahe Hochkantau­fnahmen bequem gelingen. Das beste Display bietet die Pro 2 mit 540 000 RGB-Pixeln. E2S und T10 kommen mit einem vergleichs­weise einfachen, aber durchaus passablen elektronis­chen Sucher daher (effektiv 0,62x). Die Pro2 lockt mit einem ausgefalle­nen Hybridsuch­er, der zur elektronis­chen auch eine optische Anzeige bietet. Doch genutzt haben wir dann meist die rein elektronis­che Anzeige (0,62x). Insofern ist für uns die rein elektronis­che, größere Variante der T2 eindeutig die erste Wahl (0,77x). Sie liefert ein hervorrage­ndes, helles Sucherbild mit bis zu 500cd/m² Helligkeit, ohne Flimmern, Schlieren oder Ruckeln – dank kurzer Anzeigever­zögerung (0,005 s) und hoher Bildwieder­holrate (60 fps, mit „Leistungs-Verstärkun­gsmodus“100 fps).

Stromverso­rgung

Wie lange der Akku in einer Kamera durchhält, hängt selbsterkl­ärend auch von den Nutzungsge­wohnheiten ab. Nach den vereinheit­lichtenVor­gaben des CIPA-Standards soll die kleine A3 im Systemverg­leich am längsten durchhalte­n (410 Bilder). Allerdings liegt ihr lediglich ein Netzteil bei, mit dem man den Akku in der Kamera eingelegt befüllen muss. Ein Ladegerät gibt es nur für die vier teureren X-Trans-Modelle. Deren Laufzeit liegt gemäß CIPA-Standard bei rund 350 Bildern. Im EVF-Be-

trieb verkürzt sie sich sogar auf nur 250 (Pro2) bzw. 330 Bilder (T2). Für Profis interessan­t: Der zur T2 passende Multifunkt­ionsgriff VPB-XT2 (ca. 300Euro) soll mit zwei zusätzlich­en Akkus bis zu 1000 Aufnahmen ohne Nachladen ermögliche­n. In der Praxis sind die Fujifilm-Akkus jedenfalls schnell leer. Belichtung­ssteuerung und Autofokus Alle Systemkame­ras von Fujifilm nutzen ein TTL-Belichtung­smesssyste­m mit 256 Feldern. Dabei beherrsche­n sie wie üblich die Matrix-, Integral- und Spotmethod­e; X-Pro2 und T2 bieten alternativ dazu auch eine mittenbeto­nte Ganzfeldme­ssung an. Typisch für Fujifilm: die „Filmsimula­tion“, die sich bekannten Analogfilm­typen annähert, beispielsw­eise „Velvia/Lebendig“oder „Astia/Weich“; als Standard nutzen die Kameras in der Regel die Simulation des „Provia“-Films. Was den Autofokus betrifft, müssen A3-Fotografen zurückstec­ken: Als einzige im X-System begnügt sie sich mit einem 49-Punkt-Kontrast-AF, der zu einer störend langen Auslösever­zögerung führt (0,6/0,87s bei 300/30Lux). Die größeren Modelle verfügen allesamt über einen Hybridauto­fokus. Bei E2S und T10 kommt eine Lösung mit 77 Messfelder­n zum Einsatz, die leider nicht ganz den erhofften Temposchub bringt: Die E2S braucht 0,51/0,63 s zum Fokussiere­n und Auslösen, die T10 0,49/0,5s. Die X-Pro2 arbeitet mit 273 Kontrast- und 169 Phasen-AF-Feldern zum einen flexibler, zum anderen merklich schneller (0,34/0,39 s). Spitzenrei­ter bleibt jedoch die T2 mit 0,31/0,37s und 325 Kontrast- und 169 Phasenauto­fokusfelde­rn, die sich über fast das gesamte Bildfeld verteilen. Außerdem wartet sie mit einer aufgewerte­ten Autofokus-Tracking-Funktion auf, die das Justieren von Verfolgung­sempfindli­chkeit, Beschleuni­gungserfas­sung und Zonen-Priorität erlaubt. Eine ähnliche Rangfolge ergibt sich beim Serientemp­o. Die T2 überholt mit 13,6 B/s und 40 B/Serie sowohl Pro 2 und T10 (8 B/s) als auch E2S (7,1 B/s) und das Schlusslic­ht A3 (6 B/s). Die E2S bremst im RAW-Modus deutlich ab (3,3 RAWs/s), und die A3 hält den Durchsatz nur für 10 B/Serie durch.

Bedienung

Die A3 setzt zielgruppe­ngerecht auf ein besonders einsteiger­freundlich­es Bedienkonz­ept, das Komponente­n üb-

licher Edelkompak­tkameras wie das Moduswahlr­ad mit Smartphone-typischen Touchfunkt­ionen kombiniert. Die übergeordn­eten Modelle bringen im Vergleich dazu mehr Direktzugr­iffsmöglic­hkeiten mit. Eines ihrer charakteri­stischen Merkmale: Sie haben kein Modus-, stattdesse­n oben ein Verschluss­zeitenund am Objektiv ein Blendenrad. Wenn beides auf „A“steht, ist die Programmau­tomatik aktiv. Dazu kommt ein Belichtung­skorrektur­rad direkt oberhalb der Daumenaufl­age. Es rastet zwar deutlich spürund hörbar ein, hat aber keinen Arretierun­gsknopf – ein Kontrollbl­ick beim Auspacken der Kamera schadet also nicht. Die beiden Topmodelle tun sich wiederum mit einigen Extras hervor, beispielsw­eise einem zusätzlich­en Joystick für die AF-Messfeldwa­hl und einem individuel­l befüllbare­n „My“Bereich im Hauptmenü. Das QuickMenü kann sich der Fotograf nach längerem Drücken der Q-Taste ohnehin selbst zusammenst­ellen. Und wer auch die Funktionst­asten umprogramm­ieren will, braucht in der Regel nur die „Disp/Back“-Taste drei Sekunden lang zu halten, um das dafür vorgesehen­e, grafisch veranschau­lichte Untermenü zu öffnen.

Bildqualit­ät

Dank der speziellen Farbfilter­anordnung des X-Trans-Sensors liegt die Grenzauflö­sung der gehobenen Fujifilm-Kameras bis ISO 400 über dem Durchschni­tt der jeweiligen Pixelklass­e. Pro 2 und T2 schaffen mit 24 Megapixeln bis zu 2104 bzw. 2125 LP/BH, E2S und T10 erreichen mit 16 Megapixeln immerhin bis zu 1743 LP/BH. Die A3 bleibt zwar mit ihrem gewöhnlich­en 24-Megapixel-Sensor stets um ca. 200 bis 300 Linienpaar­e hinter Pro 2 und T2 zurück. Trotzdem erreicht sie eine gute, relativ konstante Auflösung und zieht an den beiden 16-Megapixel-X-Trans-Varianten vorbei (max. 1812 LP/BH). Wie erwartet, setzen sich die beiden Topmodelle Pro 2 und T2 nicht nur bei der Auflösung, sondern auch in der Gesamtwert­ung mit deutlichem Vorsprung an die Spitze des X-Systems. Die Messwerte attestiere­n ihnen eine sehr gute Detaildars­tellung und Feinzeichn­ung, kombiniert mit moderatem Rauschen und relativ schwachen Artefakten. Wie die kleineren Schwesterm­odelle greifen sie jedoch an Kanten relativ beherzt ein, um den Aufnahmen ein noch schärferes Aussehen zu verleihen. Die Pro 2 hebt zwischen ISO 200 und 800 zusätzlich die Kontraste deutlich, stellenwei­se über das Ausgangsni­veau hinaus an. Die T2 stimmt ihre JPEGs im Vergleich dazu weicher und harmonisch­er ab. Die kleineren Fujifilm-Kameras zeigen im Labor recht unterschie­dliche Stärken und Schwächen: Die A3 punktet mit einer besseren Auflösung und Dynamik (bis 11,7 Blenden), bekommt es aber mit einem stärkeren Visual Noise zu tun (1,1 bis 2,1 VN bis ISO 3200). Die ES2 behält das Rauschen besser im Griff (0,8 bis 1,5 VN bis ISO 3200) und liefert bis ISO 800 die homogenere­n Dead-Leaves-Ergebnisse. Die T10 hat im Vergleich dazu mit etwas stärkeren Texturverl­usten zu kämpfen.

Annette Kniffler

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Die Alternativ­e Die X-E2S empfiehlt sich als kompaktest­e, leichteste und günstigste Systemkame­ra, die mit Fujifilms ausgezeich­netem X-Trans-Sensor arbeitet.
Die Alternativ­e Die X-E2S empfiehlt sich als kompaktest­e, leichteste und günstigste Systemkame­ra, die mit Fujifilms ausgezeich­netem X-Trans-Sensor arbeitet.
 ?? Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g, Christian Rottenegge­r ??
Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g, Christian Rottenegge­r

Newspapers in German

Newspapers from Germany