Löwen-Blick
Annäherung an das Motiv: In dieser Serie machen wir uns auf die Suche nach der jeweils besten Interpretation eines Motivs. Welche inhaltlichen Aspekte bietet das Motiv, wie lässt es sich interessant abbilden, was macht das Bild am Ende sehenswert? Diesmal
Fakten zum Foto
Bildinhalt Unterwegs in der Wildnis Afrikas ist freilich jeder Fotograf daran interessiert, auch den König der Tiere im Bild festzuhalten. Aber wenn man schon mal das Glück hat, einen Löwen in der Savannenlandschaft zu sichten, so schläft dieser meistens. Löwen ruhen sich tagsüber aus, erschöpft vom nächtlichen Jagen und vom Verdauen. Für ein Beweisfoto, dass man auf der Safari auch einen Löwen gesichtet hat, reicht es aber allemal (Bild 1). Für ein meisterliches Porträt vom Löwen in der Wildnis sind allerdings Zeit und Geduld nötig. Dazu ist der Fotograf am besten alleine unterwegs – oder wie hier – in einer Gruppe von gleichgesinnten Fotografenkollegen. Löwen schlafen zwar tagsüber, werden aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit zwischendurch immer wieder mal kurz wach, richten sich auf, gähnen und sondieren die Gegend, um sich dann gleich wieder hinzulegen und weiterzuschlafen. Und genau dieser Zeitpunkt des kurzen Wachseins lässt sich abwarten – die Kamera mit großem Teleobjektiv in Stellung halten und den Finger am Auslöser.
Bildidee Die Intention ist, ein imposantes Bild vom Löwen in der Savanne zu schießen. In der Wachphase streifen die Augen des Löwen ein paarmal am Horizont entlang; dabei trifft es sich, dass der Löwe kurzzeitig genau in die Kamera blickt (Bild links). Diesen Zeitpunkt gilt es zu erwischen. Der Augenblick ist aber schnell vorbei (Bild 3).
Ausrüstung Bei diesen Aufnahmen war eine Nikon Df zusammen mit dem Nikon AF-S Nikkor 4/600 im Einsatz. Diese Kamera-Objektiv-Kombination hatte ich auf das Einbeinstativ Manfrotto 680B montiert (mit einem Kirk-Neigekopf #234). Ich befand mich zusammen mit weiteren Fotografenkollegen im Safari-Jeep und fotografierte aus dem offenen Autodach heraus. Aufnahme Wir verbrachten etwa eine Stunde bei dem Löwen. In dieser Zeit erwachte er genau einmal und schaute in Richtung der Fotografen. Er gähnte auch ein paarmal, aber leider nie besonders fotogen, sprich: nie direkt in die Kamera (Bild 2). Bei dieser Fotogelegenheit sind genau 38 Bilder entstanden. Modus Zeitautomatik (A) mit vorgewählter Blende 8 bzw. 10 bei ISO 800. Es ergab sich eine Belichtungszeit von 1/1250 s bzw. 1/1000 s.
Nachbearbeitung RAW-Datei-Entwicklung im Adobe Camera Raw Konverter: Dabei wurden Kontrast und Dynamik leicht angehoben. Ausschnitt festgelegt und nachgeschärft (USM-Filter) in Photoshop.
Ergebnis Im Aufmacherbild (links) blickt der Löwe kurzzeitig genau in die Kamera. Das Hauptmotiv ist vor dem unscharfen, ruhigen Savannenhintergrund perfekt freigestellt. Sehr schön: Im rechten Auge (hier liegt auch der Schärfepunkt) spiegeln sich zudem der Himmel und der weite Horizont; das und die großzügige Fläche hinter dem Motiv sind wichtige Details, der Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um eine Wildlife-Aufnahme handelt. Aber diese Fotojagd-Strategie lässt sich prinzipiell auch auf Löwen im Zoo anwenden. Anmerkung: Ich hätte gerne noch die Horizontlinie im Hintergrund mit auf dem Bild gehabt, dazu hätte ich allerdings, um einen tieferen Kamerastandpunkt einnehmen zu können, aus dem Jeep aussteigen müssen. Das war in dieser Situation aber leider zu gefährlich.
Tipp Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind und auch einmal in einer Gruppe von begeisterten Fotografen Wildlife fotografieren möchten: Vom 16.10. bis 26.10.2017 gibt es die Möglichkeit, zusammen mit COLORFOTO-Autor Maximilian Weinzierl auf Fotosafari zu gehen. Ziel: Tansania, Serengeti-Fotocampus zum Mara River Crossing. Infos unter www.diamir.de, Tourcode: TANFO1.