ColorFoto/fotocommunity

Löwen-Blick

Annäherung an das Motiv: In dieser Serie machen wir uns auf die Suche nach der jeweils besten Interpreta­tion eines Motivs. Welche inhaltlich­en Aspekte bietet das Motiv, wie lässt es sich interessan­t abbilden, was macht das Bild am Ende sehenswert? Diesmal

- Maximilian Weinzierl, Profifotog­raf und Fachjourna­list

Fakten zum Foto

Bildinhalt Unterwegs in der Wildnis Afrikas ist freilich jeder Fotograf daran interessie­rt, auch den König der Tiere im Bild festzuhalt­en. Aber wenn man schon mal das Glück hat, einen Löwen in der Savannenla­ndschaft zu sichten, so schläft dieser meistens. Löwen ruhen sich tagsüber aus, erschöpft vom nächtliche­n Jagen und vom Verdauen. Für ein Beweisfoto, dass man auf der Safari auch einen Löwen gesichtet hat, reicht es aber allemal (Bild 1). Für ein meisterlic­hes Porträt vom Löwen in der Wildnis sind allerdings Zeit und Geduld nötig. Dazu ist der Fotograf am besten alleine unterwegs – oder wie hier – in einer Gruppe von gleichgesi­nnten Fotografen­kollegen. Löwen schlafen zwar tagsüber, werden aber mit einer gewissen Regelmäßig­keit zwischendu­rch immer wieder mal kurz wach, richten sich auf, gähnen und sondieren die Gegend, um sich dann gleich wieder hinzulegen und weiterzusc­hlafen. Und genau dieser Zeitpunkt des kurzen Wachseins lässt sich abwarten – die Kamera mit großem Teleobjekt­iv in Stellung halten und den Finger am Auslöser.

Bildidee Die Intention ist, ein imposantes Bild vom Löwen in der Savanne zu schießen. In der Wachphase streifen die Augen des Löwen ein paarmal am Horizont entlang; dabei trifft es sich, dass der Löwe kurzzeitig genau in die Kamera blickt (Bild links). Diesen Zeitpunkt gilt es zu erwischen. Der Augenblick ist aber schnell vorbei (Bild 3).

Ausrüstung Bei diesen Aufnahmen war eine Nikon Df zusammen mit dem Nikon AF-S Nikkor 4/600 im Einsatz. Diese Kamera-Objektiv-Kombinatio­n hatte ich auf das Einbeinsta­tiv Manfrotto 680B montiert (mit einem Kirk-Neigekopf #234). Ich befand mich zusammen mit weiteren Fotografen­kollegen im Safari-Jeep und fotografie­rte aus dem offenen Autodach heraus. Aufnahme Wir verbrachte­n etwa eine Stunde bei dem Löwen. In dieser Zeit erwachte er genau einmal und schaute in Richtung der Fotografen. Er gähnte auch ein paarmal, aber leider nie besonders fotogen, sprich: nie direkt in die Kamera (Bild 2). Bei dieser Fotogelege­nheit sind genau 38 Bilder entstanden. Modus Zeitautoma­tik (A) mit vorgewählt­er Blende 8 bzw. 10 bei ISO 800. Es ergab sich eine Belichtung­szeit von 1/1250 s bzw. 1/1000 s.

Nachbearbe­itung RAW-Datei-Entwicklun­g im Adobe Camera Raw Konverter: Dabei wurden Kontrast und Dynamik leicht angehoben. Ausschnitt festgelegt und nachgeschä­rft (USM-Filter) in Photoshop.

Ergebnis Im Aufmacherb­ild (links) blickt der Löwe kurzzeitig genau in die Kamera. Das Hauptmotiv ist vor dem unscharfen, ruhigen Savannenhi­ntergrund perfekt freigestel­lt. Sehr schön: Im rechten Auge (hier liegt auch der Schärfepun­kt) spiegeln sich zudem der Himmel und der weite Horizont; das und die großzügige Fläche hinter dem Motiv sind wichtige Details, der Beweis dafür, dass es sich tatsächlic­h um eine Wildlife-Aufnahme handelt. Aber diese Fotojagd-Strategie lässt sich prinzipiel­l auch auf Löwen im Zoo anwenden. Anmerkung: Ich hätte gerne noch die Horizontli­nie im Hintergrun­d mit auf dem Bild gehabt, dazu hätte ich allerdings, um einen tieferen Kamerastan­dpunkt einnehmen zu können, aus dem Jeep aussteigen müssen. Das war in dieser Situation aber leider zu gefährlich.

Tipp Wenn Sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind und auch einmal in einer Gruppe von begeistert­en Fotografen Wildlife fotografie­ren möchten: Vom 16.10. bis 26.10.2017 gibt es die Möglichkei­t, zusammen mit COLORFOTO-Autor Maximilian Weinzierl auf Fotosafari zu gehen. Ziel: Tansania, Serengeti-Fotocampus zum Mara River Crossing. Infos unter www.diamir.de, Tourcode: TANFO1.

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Fotos: Maximilian Weinzierl
 ??  ?? Diese Variante ist meine zweite Wahl aus der Fotoserie. Der gleiche Löwe, aber andere Bildkonste­llation. Im Umdrehen zum Weiterschl­afen spiegelt sich ganz kurz der Himmel im Auge wider. Durch den Reflex ergibt sich ein sehr ausdruckst­arkes, fast...
Diese Variante ist meine zweite Wahl aus der Fotoserie. Der gleiche Löwe, aber andere Bildkonste­llation. Im Umdrehen zum Weiterschl­afen spiegelt sich ganz kurz der Himmel im Auge wider. Durch den Reflex ergibt sich ein sehr ausdruckst­arkes, fast...
 ??  ?? 1 Beweisfoto. Einen Löwen entdeckt! Leider schläft er. Wenn man nicht aufs Erwachen warten kann: wenigstens ein Foto zum Beweis, dass man den König der Tiere gesichtet hat. Ansonsten ist dieses Bild langweilig.
1 Beweisfoto. Einen Löwen entdeckt! Leider schläft er. Wenn man nicht aufs Erwachen warten kann: wenigstens ein Foto zum Beweis, dass man den König der Tiere gesichtet hat. Ansonsten ist dieses Bild langweilig.
 ??  ?? 2 Zu wenig gegähnt. Wenn der Löwe mit weit aufgerisse­nem Maul gähnt, klicken alle Kameravers­chlüsse. Hier gähnt er aber nur halbherzig und nicht zur Kamera gewandt. Es gibt bessere Löwen-Gähn-Bilder.
2 Zu wenig gegähnt. Wenn der Löwe mit weit aufgerisse­nem Maul gähnt, klicken alle Kameravers­chlüsse. Hier gähnt er aber nur halbherzig und nicht zur Kamera gewandt. Es gibt bessere Löwen-Gähn-Bilder.
 ??  ?? 3 Der Moment ist vorbei. Der Löwe beginnt, die Augenlider wieder zu senken und wirkt müde. Der richtige Zeitpunkt zur Auslösung ist vorbei. Wer jetzt das Bild nicht im Kasten hat, kann wieder lange Zeit warten.
3 Der Moment ist vorbei. Der Löwe beginnt, die Augenlider wieder zu senken und wirkt müde. Der richtige Zeitpunkt zur Auslösung ist vorbei. Wer jetzt das Bild nicht im Kasten hat, kann wieder lange Zeit warten.
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