Zahlenspiel
Test Canon EOS M6: Eine Nummer rauf, Preis und Ausstattung moderat runter. Gegenüber der EOS M5 hat Canon bei der M6 auf den Sucher verzichtet, aber ansonsten viele technische Finessen aus dem Topmodell übernommen.
Ein aktueller 24-Megapixel-Sensor mit Doppelpixel-Struktur im APSC-Format plus Digic-7-Prozessor: Die EOS M6 teilt die für die Bildqualität entscheidenden Bauteile mit der höher positionierten M5 und den in diesem Heft getesteten SLR-Kameras EOS 77D und 800D. Allerdings verzichtet die M6 auf den Sucher und kostet mit 800 Euro immerhin 300 Euro weniger als die M5.
Gehäuse und Ausstattung
Ohne Sucher konnte die M6 tatsächlich noch ein paar Millimeter und fast 50 Gramm Gewicht gegenüber der M5 einsparen. Anordnung und Gestaltung der Bedienelemente an der Kamerarückseite sind bei beiden Kameras gleich, an der Kameraoberseite dagegen etwas unterschiedlich. Um den Auslöser herum ist ein drehbarer Ring für unterschiedliche Einstellungen angebracht, dahinter ein Einstellrad zur Belichtungskorrektur. Unter diesem befindet sich ein weiteres, in beide Richtungen drehbares Rad für unterschiedliche Einstellungen und neben dem Blitzschuh das Moduswahlrad mit zwölf wählbaren Einstellungen. Das individuell belegbare Schnellwahlrad der M5 fehlt hingegen bei der M6. Alle Einstellräder sind von bester Qualität und rasten satt und kräftig ein. Das verwendete Gehäusematerial ist Polycarbonat; die Form ist kompakt und liegt, dank der griffähnlichen Ausbildung an der rechten Kameraseite und der gummiähnlichen Beschichtung, gut in der Hand. Neben WLAN und NFC bringt die M6 Bluetooth mit, was ein stromsparendes Ein- und Ausschalten der Kamera und Auslösen aus der Ferne erlaubt. Komplexere Einstellungen erfordern auch hier WLAN.
Sensor und Autofokus
Der Dual-Pixel-Sensor mit 24 Megapixeln und der Digic-7-Bildprozessor stammen aus der M5. Die „Dual Pixel“aus jeweils zwei Fotodioden lassen sich zur Fokussierung per Phasen-Detektion getrennt auslesen und helfen, dass die M6 auch bei per Adapter angeschlossenen EF/EF-S-Objektiven zügig scharfstellt. Mit 0,34s bei 300/30 Lux ist sie zwar einen Tacken langsamer als die M5 (0,26/0,28 s), dafür punktet sie mit einer flotteren Einschaltverzögerung (1,1 s gegenüber 1,7 s).
Display und Bedienung
Der Verzicht auf einen Sucher ist der Hauptunterschied zur M5. Aber auch beim Touch-LCD hat Canon moderat gespart; es ist mit 3,0 Zoll und 367 000 RGBPixeln etwas kleiner und niedriger aufgelöst als die 3,2-Zoll-Variante der EOS M5 mit 540 000 Pixeln. Einen Unterschied macht das vor allem bei der Touch-Funktion, die bei der M5 tatsächlich treffsicherer ist. Das Display ist um 180 Grad nach oben und um 45 Grad nach unten klappbar, die Displayhelligkeit über fünf deutlich sichtbare Stufen regelbar. Wer später einen Sucher nachrüsten möchte, findet zwei Modelle: Angeboten werden für die EOS M6 der Canon EVF-DC1 (Preis Canon Shop 300 Euro) und der Canon EVF-DC2 (Preis Canon Shop 270 Euro). Der kleine Einbaublitz mit LZ 5 bietet Auto- (ETTL II) und manuelles Blitzen sowie drei Einstellungen für die Blitzstärke. Externe Blitzgeräte (wie Canon Speedlite 270EX II oder 430EX III-RT) können angeschlossen werden, wenn kein Sucher auf dem Blitzschuh steckt. Beides gleichzeitig aufzusetzen, ist nicht möglich. Das Hauptmenü ist aufgeteilt in zwei Bereiche – Aufnahme und Wiedergabe. Der Menüblock für die Aufnahmeeinstellungen hat vier Untermenüs: Shoots, Setup, CFn, und MYMENU. Der Menüblock für die Wiedergabe bietet Zugriff auf zwei Untermenüs, Setup und Play. Auch bei der M6 hat es Canon geschafft, viele Funktionen sinnvoll auf mechanische Bedienelemente auszulagern. Filmen kann sie wie die M5 in Full HD (1920x1080 Pixel) mit maximal 60 Bildern pro Sekunde. Ein externes Mikrofon wird bei Bedarf per Klinke (3,5mm) angeschlossen.
Bildqualität
Die M6 liefert vergleichbare Laborwerte ab wie die M5 und kann die Auflösung sogar bis ISO 1600 über 1800 LP/BH halten. Die Unterschiede zur M5 sind insgesamt sehr gering, das gilt auch für Feinzeichnung und Artefakte. Das Leistungsniveau bei Detailzeichnung, Rauschen und Kontrast überzeugt. Wer aber das Maximum aus der M6 herausholen möchte, greift zum RAW-Format.
Fazit
Mit der Canon EOS M6 gibt es die Technik der M5 jetzt schon für rund 800 Euro. Wer die Kamera als handliches Reisemodell nutzt, wird den Sucher nicht so sehr vermissen. Vielfotografierer sollten dagegen die Mehrinvestition von 300 Euro für eine M5 in Erwägung ziehen. Neben einem guten Sucher gibt es dafür auch ein größeres Display mit deutlich besserer Touch-Funktion. Nachteilig bei beiden Modellen ist das nach wie vor zu geringe Angebot an M-Objektiven, insbesondere fehlen lichtstarke Optiken – Kauftipp Reisekamera.