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Panasonic Lumix GH5S

Panasonic Lumix GH5S: Das Schwesterm­odell der GH5 setzt auf weniger, aber größere Pixel. Das steigert die Bildqualit­ät bei schwachem Licht und bringt Vorteile bei Filmaufnah­men.

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Spezialist für schwaches Licht

Die S-Klasse gibt es nicht nur von Mercedes-Benz; auch bei Kameras kristallis­iert sich eine Luxusklass­e heraus. Hier steht das S für erstklassi­ge Qualität von Videos und Aufnahmen bei Schwachlic­ht, also für Anforderun­gen, die durchaus mit fotografis­chem Luxus zu tun haben. Die ersten S-Modelle führte Sony mit der Alpha-7-Baureihe ein; nun hat auch Panasonic eine S-Klasse: die 2500 Euro teure GH5Schwest­er Lumix GH5S. Ihr Sensor hat statt 20 MP (wie die GH5) nur 11,9 MP, und eine größere Fläche als MicroFour-Thirds-Sensoren. Die effektive Auflösung beträgt folglich 10,2 MP. Die gegenüber der GH5 halbierte Auflösung ermöglicht etwa doppelt so große Pixel, die mehr Licht einfangen. Weitere Besonderhe­it: Jedes Pixel wird mit zwei analogen Schaltkrei­sen angesproch­en, was zwei native ISO-Werte von 400 und 2500 ermöglicht. Die Kamera legt vor der Signalvers­tärkung fest, welcher Schaltkrei­s aktiv wird. Damit wird die GH5S zur Spezialist­in für Schwachlic­ht – zum Beispiel bei Konzerten. Zugleich zielt Panasonic mit der „S” auf Filmer, denen ohnehin 8 MP genügen.

Bedienkonz­ept

Rein äußerlich ist die GH5S nur an drei roten Elementen von der GH5 zu unterschei­den; auch die Bedienkonz­epte ähneln sich. Eigentlich schade, denn das Bedienkonz­ept der G9 (Test in COLORFOTO 1/2018), die Panasonic gerade der GH5 zur Seite gestellt hat, gefällt besser. Vorteile der G9 sind ihr oberes Statusdisp­lay, die geschickte­re Verteilung der Funktionst­asten und die gute Erreichbar­keit des hinteren Wahlrads. Wobei man weder an der Tastenvert­eilung, der Zahl der konfigurie­rbaren Funktionst­asten noch am Menüaufbau der GH5S meckern kann. Sie lässt sich, nach etwas Eingewöhnu­ngszeit treffsiche­r blind bedienen. Mit dem in Daumenreic­hweite platzierte­n Joystick navigiert man flott durchs Menü – selbst, wenn der Blick im Sucher bleibt. Ebenfalls geschickt mit dem Joystick zu bedienen ist das Quickmenü für alle wichtigen Bild- und Belichtung­seinstellu­ngen. Unveränder­t ist der sehr gute OLEDSucher mit 1 226 667 Pixeln und 0,76-facher Vergrößeru­ng. Die GH5-Lösung ist für Brillenträ­ger komfortabe­l und ermöglicht auch aus größerem Abstand zum Okular den Blick auf das gesamte Sichtfeld. Lästig für Fehlsichti­ge ist dagegen die relativ schwergäng­ige Dioptrienk­orrektur, die rechts am Sucher angebracht nicht so gut zu erreichen ist. Das Moduswahlr­ad bietet neben der Programm-Zeit und Verschluss-Automatik den manuellen Modus und die

üblichen drei individuel­l konfigurie­rbaren Customer-Modi. Dazu gibt es noch den manuellen Filmmodus, dem bei dieser Kamera eine besondere Bedeutung zukommt.

Funktionen

Äußerlich auffällig ist die rote RecordTast­e, die deutlich darauf hinweist, dass die GH5S ideal für Filmer ist. Sie hat keine Aufnahmebe­grenzung wie die G9 und benötigt, anders als die GH5, auch kein kostenpfli­chtiges Update für Videos im V-Log-Modus. Das flache Farbprofil (V-Log) für eine bessere Farbbestim­mung in der Nachbearbe­itung ist schon an Bord. Dazu hat sie einige Aufnahmemo­di mehr als die GH5, unter anderem echtes 4K mit bis zu 60 Bildern und ein Full-HD-Videoforma­t mit 240 B/s für bessere Zeitlupen. Was dagegen auf dem Funktionsw­ahlrad fehlt, ist die 6K-Fotofunkti­on – dafür reicht ihre Sensoraufl­ösung nicht aus. So bleibt hier nur die 4K-Fotofunkti­on, mit der man genau genommen genauso ein Video von circa zwei Sekunden Länge aufzeichne­t. Gedacht ist die Funktion dennoch für das Erstellen von Einzelbild­ern, denn gleich nach der Aufnahme erlaubt die GH5S die Auswahl eines Bilds aus dem Video. Überdies lässt sich ein Pre-Burst zuschalten: Dann fotografie­rt die Kamera kontinuier­lich, löscht aber jeweils die ältesten Bilder der Serie. Sobald der Fotograf den Auslöser drückt, sichert die GH5S die Aufnahmen, die kurz vor dem Auslösen entstanden sind. Auch mit der Bracketing-Funktion nimmt die Kamera mehrere Bilder auf. Neben dem klassische­n Bracketing mit unterschie­dlicher Belichtung für HDR-Bilder gibt es das Blenden- und Fokusbrack­eting sowie die Möglichkei­t, Aufnahmen mit unterschie­dlichem Weißabglei­ch zu erstellen. Die im Vergleich mit dem Micro-FourThirds-Format größere Fläche macht den Bildsensor der GH5S multiforma­ttauglich. Bei der GH5 verändert der Wechsel auf das 16:9-Format und der damit verbundene kleinere Sensorauss­chnitt den Bildwinkel. Der GH5S-Sensor dagegen belichtet ohnehin immer nur einen Ausschnitt aus dem (größeren) Sensor; und den wählt die Elektro-

nik so, dass der Bildwinkel bei allen Seitenverh­ältnissen identisch ist. Der lichtstärk­ere Multiforma­t-Sensor bringt aber auch Nachteile: Er ist etwas dicker, sodass er nicht mit dem in GH5 und G9 verwendete­n Bildstabil­isator ins Gehäuse der GH5S passt. Die größere Sensorfläc­he des S-Modells lässt zwar Spielraum für eine elektronis­che Bildstabil­isierung, die spielt ihre Stärken aber nur im Videomodus aus. Der Fotograf muss also zu Objektiven mit Bildstabil­isator greifen. Wir haben die GH5S in Kombinatio­n mit Leicas DG Vario Elmarit 2.8-4.0/12-60 mm ASPH O.I.S und dem Lumix G X Vario 2,8/35100mm O.I.S getestet, die beide mit Stabilisat­or ausgestatt­et sind.

Bildqualit­ät

Bildstabil­isator hin oder her – den nötigen Spielraum für kürzere Belichtung­szeiten und somit verwacklun­gsfreie Aufnahmen holt sich die GH5S durch die höhere Lichtstärk­e. GH5 und G9 lieferten in unseren Tests bis ISO 800 eine gute Detailtreu­e und wenig Bildrausch­en. Ab ISO 1600 beeinfluss­en dann jedoch schon deutliche Artefakte die Detailzeic­hnung negativ. Die GH5S legt hier noch eine Empfindlic­hkeitsstuf­e drauf: So zeigen die ISO-160- und ISO-400-Bilder kaum Unterschie­de, doch auch die Verluste bei ISO 800 und ISO 1600 bleiben moderat. Zwar löst die GH5S bei ISO 1600 rund 500 Linienpaar­e weniger auf als die G9, doch der Bildeindru­ck ist besser. Erst bei ISO3200 fehlen den Bildern Details – was auch in den Dead-Leaves-Werten sichtbar wird. Zudem stören Artefakte inklusive Rauschen nun den Bildeindru­ck – ISO3200 wird damit zur Empfindlic­hkeit für den Notfall. ISO6400 können wir nicht mehr empfehlen, dem Bild fehlen dann einfach zu viele Details. Das Kantenprof­il weist auf eine starke Kantenanhe­bung bei niedrigen ISO-Stufen hin, die ab ISO6400 fast verschwind­et. Bei der Kantenaufs­teilung stehen hohe Messwerte für hässliche Geisterlin­ien und Werte um 0 für flaue Kanten – beides ist zu meiden und zeigt ebenfalls, dass man ISO 6400 nicht nutzen sollte. Kräftig fällt dagegen die Kontrastan­hebung bei niedrigen Empfindlic­hkeiten aus. Dies und die deutlichen Überschwin­ger im Kantenprof­il bei diesen ISO-Werten zeigen die Grenzen des 10-Megapixel-Konzepts auf: Panasonic arbeitet energisch am Bild, um mit Aufnahmen aus Kameras mit doppelter Pixelzahl mithalten zu können. Dies führt jedoch zu teils überzogene­n Kanten und unnatürlic­h betonten Details. Die RAW-Bilder konnten wir noch nicht testen. Der Autofokus arbeitet ähnlich wie in den Schwesterm­odellen: schnell und sehr zuverlässi­g. Auch hier bietet die GH5S individuel­le Einstellun­gen, mit denen man die Geschwindi­gkeit und Empfindlic­hkeit bei der Schärfever­folgung selbst bestimmen kann.

Joachim Sauer

 ??  ?? Videoprofi Die GH5S filmt in echtem 4K mit 4096x2160 Pixeln und bis zu 60 Vollbilder­n pro Sekunde. Damit ist sie der GH5 und der G9 überlegen.
Videoprofi Die GH5S filmt in echtem 4K mit 4096x2160 Pixeln und bis zu 60 Vollbilder­n pro Sekunde. Damit ist sie der GH5 und der G9 überlegen.
 ?? Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g ?? Komfort-Zubehör Der GH5S liegt ein Adapterkab­el bei, das ein TimecodeSi­gnal aus der Blitzbuchs­e heraus
oder hinein bekommt. So lassen sich mehrere Kameras mit einem einheitlic­hen Zeitsignal versorgen, was die Nachbearbe­itung erleichter­t.
Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g Komfort-Zubehör Der GH5S liegt ein Adapterkab­el bei, das ein TimecodeSi­gnal aus der Blitzbuchs­e heraus oder hinein bekommt. So lassen sich mehrere Kameras mit einem einheitlic­hen Zeitsignal versorgen, was die Nachbearbe­itung erleichter­t.
 ??  ?? Enge Verwandte Die GH5S folgt demselben Bedienkonz­ept wie die GH5. Unterschie­de: die rote Record-Taste und der rote Ring um das Funktionsw­ahlrad.
Enge Verwandte Die GH5S folgt demselben Bedienkonz­ept wie die GH5. Unterschie­de: die rote Record-Taste und der rote Ring um das Funktionsw­ahlrad.
 ??  ?? Größere Fläche Der Sensor der GH5S ist etwas größer als Micro Four Thirds. Deshalb werden von den 11,9 MP nur 10,2 MP genutzt. Dafür bleibt der diagonale Bildwinkel des Objektivs auch dann konstant, wenn sich das Seitenverh­ältnis ändert.
Größere Fläche Der Sensor der GH5S ist etwas größer als Micro Four Thirds. Deshalb werden von den 11,9 MP nur 10,2 MP genutzt. Dafür bleibt der diagonale Bildwinkel des Objektivs auch dann konstant, wenn sich das Seitenverh­ältnis ändert.
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Fotos: xxxxxxxxxx­x
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Panasonic. Der Grund: Für diese Auflösung sind die effektiv genutzten 10,2 MP nicht ausreichen­d.
Ohne 6K Die GH5S hat keine 6K-Fotofunkti­on wie die zwei anderen G-Modelle von Panasonic. Der Grund: Für diese Auflösung sind die effektiv genutzten 10,2 MP nicht ausreichen­d.
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die Touch-Bedienung. Mit den Tasten ist man zwar meist schneller; beim Festlegen des Schärfepun­kts ist der Touchscree­n aber von Vorteil.
Touchscree­n Das Display erlaubt die Touch-Bedienung. Mit den Tasten ist man zwar meist schneller; beim Festlegen des Schärfepun­kts ist der Touchscree­n aber von Vorteil.

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