„...und nur ge duldet wird“
Wie bist Du zur Wildlife-Fotografie gekommen?
Ich fotografiere seit meiner Jugend. Intensiviert wurde die Fotografie durch den Tauchsport. Hier liegt mein Schwerpunkt. Über die technisch immer aufwendigere Ausrüstung bei der Unterwasserfotografie bin ich vermehrt in den letzten vier Jahren wieder zur Wildlife-Fotografie „Überwasser“zurückgekommen, die im Alter von 20 bis 30 schon mal eine größere Rolle gespielt hatte.
Was macht für Dich die Faszination daran aus?
Das immer wieder Unerwartete und Unplanbare. Die Interaktion mit den Tieren in ihrem Lebensraum und nach ihren Regeln. Der Respekt und das stete Wissen, dass man zu Gast ist und nur geduldet wird
Du fotografierst speziell gerne in Afrika. Wie bist Du dazu gekommen?
Nachdem ich 2014 in Namibia die WildlifeFotografie für mich wiederentdeckt habe, ist die Sucht aktiv. In Afrika sind genial schöne Tierbegegnungen unter günstigen Bedingungen möglich.
Wann ist dort Deiner Meinung nach die beste „fotografische Jahreszeit“?
Während grünes Laub die Landschaft verschönert, halte ich die „blattlose“Winterzeit für Tierbeobachtungen für sehr günstig, da man einfach mehr Tiere aus der Nähe sehen kann.
Hast Du spezielle Reisetipps für Afrika?
Der Afrika-Neuling ist in Etosha und im Krüger Nationalpark gut aufgehoben. Aber auch kleinere Tierreservate wie Okonjima in Namibia und Kariega in Südafrika können sich als unglaublich spannend erweisen.
Welche besonderen fotografischen Gegebenheiten spielen dort eine Rolle?
Die staubige Luft bedeutet, dass beim Objektivwechsel leicht Schmutz in die Kamera eindringen kann.Von daher sind rasches Arbeiten und Sorgfalt gefragt.
Eines Deiner Lieblingsmotive ist?
Neben den Haien und Manatees unter Wasser berühren Elefanten immer wieder die Seele. Man kann sie unaufhörlich beobachten und wird dessen nie müde.
Gab es bislang schwierige Aufnahmesituationen?
Spannend wird es, wenn beispielsweise Elefanten sich entscheiden, den Abstand zum Fotografen als dann doch zu knapp zu empfinden. Sie teilen dies ja dann mit, wollen aber auch die entsprechende Reaktion sehen. Auch Raubkatzen lassen dem Fotografen nur eingeschränkten Spielraum bei der Wahl der Aufnahmedistanz.
Kannst Du Deine Bildgestaltung genauer erklären?
In der Wildlife-Fotografie spiele ich gerne mit verschiedensten Arten der Präsentation. Oft ist Schwarzweiß von Vorteil, gerne arbeite ich aus großer Nähe mit Weitwinkel statt mit dem Teleobjektiv. Derzeit versuche ich, mich nicht festzulegen auf eine einzige Art der Präsentation. Bevorzugt versuche ich perspektivisch – aus der Unterwasserfotografie kommend – den Blick nach oben zu richten. Spannender als das Porträt durch das Teleobjektiv finde ich oft die Präsentation des Hauptobjektes in seiner Umgebung mittels Weitwinkel bis hin zum Fisheye. Meist entscheide ich dann zuerst über die Blende die Bildgestaltung, und dann gestalte ich je nach Grad der selektiven Schärfe das weitere Bild. Gerne verwende ich dabei ND-Filter und wenn möglich ein Stativ, um auch bei nicht optimalen Bedingungen rauschfreie Bilder zu schaffen.
Bearbeitest Du nach?
Die Nachbearbeitung ist ein wichtiger Bestandteil, um Lichtsituationen zu optimieren, die nicht primär optimal waren. Bei der Gestaltung sollte man überflüssige Details auch mal aus dem Bild entfernen, wenn sie das Auge vom Hauptobjekt ablenken. Composing hat in der Wildlife-Fotografie für mich keinen Platz. Eine Optimierung der Aufmerksamkeit durch Entfernen von Störfaktoren halte ich hingegen für hilfreich.
Du hast Dich im Jahr 2013 in der fc registriert. Wie bist Du zur fc gekommen und welche Funktionen der fc schätzt Du besonders?
Gefunden habe ich zur fc über Empfehlungen. Besondere Freude habe ich an der produktiven Diskussion in ausgewählten Bereichen.
Holst Du Dir auch Anregungen in der fc?
Unbedingt. Eingestellte Bilder betrachte ich nie als endgültiges Produkt, sondern lerne sehr viel aus Vorschlägen, Anregungen bis hin zu der Situation, dass ein anderer Fotograf eine alternative Bearbeitung vorschlägt. In kleinen Bereichen, wie beispielsweise in der UnterwasserSektion funktioniert dies hochgradig effektiv, und auch Anfänger werden langsam zu immer besseren Bearbeitungen und Präsentationen geführt. Wer sich hier öffnet, dem steht ein gewaltiger kollektiver Erfahrungsschatz offen, und man kann den eigenen Geschmack und eigene Herangehensweisen an ein Bild mit jedem neuen Kommentar optimiert kalibrieren.
Hast Du fotografische Vorbilder, und wenn ja welche?
In der Tierfotografie David Yarrow, in der dokumentarischen Fotografie Steve McCurry und in der Unterwasserfotografie Uli Kunz.
Was macht für Dich Deine persönliche Handschrift aus?
Eben gerade keine einzelne festgelegte Stilrichtung zu präferieren, sondern stets offen zu probieren und neue Wege zu testen. In der UW-Fotografie gilt meine Hauptfreude der Arbeit mit Licht und Blitzen in schwierigen Situationen. Redaktion: Sabine Schneider