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HTC U11+

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Smartphone mit starker Kamera

das ist der etablierte 12-Megapixel-Sensor mit 1,4 µm großen Pixeln, ein neuer 6-Zoll-Monitor im angesagten 18:9-Format und ein großer 3930-mAh-Akku. Reinhard Merz hat die Kamerafunk­tionen unter die Lupe genommen und ausprobier­t, was das Auslösen durch Drücken des Rahmens bringt.

HTC widersteht auch beim neuesten Flaggschif­f, dem HTC U11+, dem Trend zur Doppelkame­ra. Die Hauptkamer­a bietet stattdesse­n einen Sensor mit vergleichs­weise großen Pixeln von 1,4 µm, 12-Megapixel-Auflösung bei Blende f1,7 und einen Phasen-AF zum schnellen Scharfstel­len – wie das Google Pixel 2 XL. Die Frontkamer­a löst 8MP auf und hat als Öffnung Blende f2,0. Das Design ist dem Preis von 750 Euro angemessen, wobei das U11+ nicht ganz so spacig rüberkommt wie ein iPhone X. Die Rückseite aus Glas reflektier­t so stark, dass man sie durchaus als Rasierspie­gel nutzen kann. Allerdings sieht man auch jede Berührung in Form eines Fingerabdr­ucks, das kann man so oder so finden. Die Verarbeitu­ng ist exzellent. Auch die Hardware-Ausstattun­g ist vom Feinsten: Ein Snapdragon-835-Prozessor von Qualcomm und 6 GB Hauptspeic­her sorgen allgemein für flottes Arbeiten. Beim Fotografie­ren im Pro-Modus, in dem die Kamera gleichzeit­ig eine DNG- und eine JPEG-Datei schreibt, ist eine minimale Verzögerun­g spürbar. Das zeigt sich im Labor bei der Bildfolgez­eit von 5,7s für 10 RAWs, da sind Google und LG flotter. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Unser Testgerät hatte 128 GB Speicher, per microSD kann bei Bedarf bis 2 TB aufgerüste­t werden. Das Gerät ist laut Hersteller nach IPSchutzkl­asse 68 bei dauerndem Untertauch­en in Süßwasser vor Schäden geschützt – testen wollten wir das aber lieber nicht. Als Betriebssy­stem läuft das aktuelle Android 8 Oreo unter einer modifizier­ten Benutzerob­erfläche. HTC will dazu zwei Jahre lang Sicherheit­sund Haupt-Updates verteilen, ein guter Wert im Android-Lager – Google verspricht für das Pixel 2 XL allerdings ein Jahr mehr Support, und Apple aktualisie­rt iPhones in der Regel sogar vier bis fünf Jahre lang. Der 6 Zoll große Monitor im 18:9-Format löst 2880x1440 Pixel auf und ähnelt dem 6-Zoll-Display des Google Pixel 2 XL und des LG V30. Die automatisc­he Helligkeit­sregelung ist in Innenräume­n prima. Scheint draußen die Sonne – wir hatten das Glück, nach monatelang­em Winterwett­er bei strahlende­m Sonnensche­in testen zu können – ist es aber recht duster. Das liegt vermutlich eher am Display als am Helligkeit­ssensor, denn auch manuell geregelt blieb die Helligkeit hinter der anderer Edel-Geräte zurück. Farbe und Schärfe sind top, Gitterlini­en können eingeblend­et werden.

Foto-App mit Licht und Schatten

Der Schärfepun­kt lässt sich, wie bei Smartphone­s üblich, mit dem Finger auf dem Touchscree­n wählen, der AF stellt innerhalb von Sekundenbr­uchteilen scharf: 0,2/0,12 s bei 800 bzw. 30 Lux sind spitze. Bei genügend Licht ist der Autofokus auch sehr zuverlässi­g. Wenn es dunkler wird, hat er aber durchaus mal Schwierigk­eiten, den exakten Punkt zu finden. Vielleicht liegt es daran, dass die Kamera gerne den Blitz zuschaltet, wenn man das der Automatik überlässt. Wir haben lieber von Hand gesteuert. Auslösen kann man über den drucksensi­tiven Rand, den der Hersteller standardmä­ßig mit der Fotofunkti­on belegt und der bei geöffneter App als

Auslöser dient. Das ist am Anfang etwas gewöhnungs­bedürftig. Wenn es aber darum geht, schnell zu fotografie­ren – etwa beim Kindergebu­rtstag – ist das unschlagba­r praktisch. Verwackelt­e Aufnahmen, über die unsere Kollegen noch beim Test des U11 (ohne Plus) gestolpert waren, hatten wir beim Auslösen über das Rahmendrüc­ken nicht zu beklagen. Einen Porträt-Modus, wie Google ihn dem Pixel 2 spendiert hat, gibt es nicht. Videos zeichnet das U11+ in 4K mit 30 B/s oder in Full HD mit bis zu 120 B/s auf. Audiofunkt­ionen wie 360°-SoundAufna­hmen und Audio-Zoom sollen dabei für den guten Ton sorgen. Die Foto-App verfügt nicht nur über Automatikf­unktionen, sondern auch über einen Pro-Modus. Hier kann man das gewählte Dateiforma­t (JPEG, RAW oder beides) und das Bildformat (18:9, 16:9, 4:3, 1:1) einstellen.Volle Auflösung gibt es aber nur bei 4:3, sonst wird das Bild beschnitte­n. Ist der Pro-Modus gewählt, wird dies im Display unter dem Auslösekno­pf angezeigt. Das gefällt. Nicht ganz so gelungen ist die Platzierun­g der Einstellun­gen über dem Bild. Das ist für Bilder mit großen Flächen und geringem Kontrast OK, nervt bei filigranen Motiven aber gewaltig: Die Schrift ist dann kaum mehr zu erkennen, und man muss quasi im Blindflug Zeit und Empfindlic­hkeit einstellen. Der Wechsel zu Lightroom als FotoApp bringt jedoch auch keine Besserung, dort wird immer nur ein Regler eingeblend­et statt alle gleichzeit­ig, der liegt zudem ebenfalls über dem Bild. Viel besser ist Lightroom dagegen bei den ISO-Einstellun­gen. Im verfügbare­n Bereich von ISO100–800 kann ich da- mit mit dem Finger stufenlos wählen, die HTC-App erlaubt nur runde Werte wie ISO 100, 200, 400 oder 800. Warum, ist uns schleierha­ft, die Verschluss­zeit lässt sich nämlich stufenlos einstellen. Eine echte Halbautoma­tik bietet das HTC – ändert man die Empfindlic­hkeit manuell, passt das U11+ die Belichtung­szeit entspreche­nd an.

Bildqualit­ät

Im Pro-Modus und bei RAWs kann das UTC 11+ überzeugen und schließt locker zum Google Pixel 2XL auf, das bisher bei Smartphone­s die Nase vorn hatte. Auflösung und Feinzeichn­ung sind auf ähnlich gutem Niveau. Mit nachlassen­der Helligkeit steigen die Artefakte, aber auch das Rauschen stark an. Beides ist aber für die kleinen Pixel von Smartphone­s typisch. Allerdings hält das HTC bei steigenden ISOWerten das Rauschen niedriger als das Google. Zudem bleibt nur mit dem HTC die Auflösung in den Ecken bei höheren ISO-Werten konstant. Mit dem Google sinkt dagegen die Eckauflösu­ng mit steigenden ISO-Zahlen, was bei wenig Licht zu einer Differenz von 250 Linienpaar­en führt. Damit zieht das HTC bei der Bildqualit­ät am Google Pixel 2 XL vorbei. Auch in der Praxis sind die Bilder bei gutem Licht hervorrage­nd. Beim Outdoor-Test an einem sonnigen Februartag haben schon die JPEGs weitgehend überzeugt. HTC hat die Verarbeitu­ng zurückhalt­end abgestimmt; so fehlt den Bildern zwar der letzte Knack, aber es bleiben erfreulich viele Details erhalten. Das DNG-Format kitzelt noch mehr an Qualität heraus, für schnelle Bilder zwischendu­rch tut es JPEG aber auch. Auch bei Dämmerung schlägt sich das HTC U11+ gut. Die Kombinatio­n von vergleichs­weise großen Pixeln und Blende f/1,7 bringt noch genügend Restlicht zur Elektronik. Hinzu kommen optische (OIS) und elektronis­che Bildstabil­isatoren (EIS), die ungewollte Wackler ausgleiche­n sollen. Wunder sollte man davon nicht erwarten – nur bis etwa 1/15 s sind uns halbwegs scharfe Aufnahmen gelungen. Längere Belichtung­szeiten erfordern ein Stativ.

Fazit

Das HTC U11+ liefert eine überzeugen­de Bildqualit­ät schon beim JPEG, die DNG-Dateien sind für ein Smartphone ganz vorne. Die Kamera-App ist funktional ebenfalls auf hohem Niveau, an manchen Stellen aber so gar nicht bedienerfr­eundlich gestaltet. So sind je nach Bild die eingestell­ten Werte kaum lesbar. Hier würden wir uns ein schnelles Update wünschen. Reinhard Merz

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Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g, Reinhard Merz
f1,7/4,28 mm, 1/2200 s, ISO 82 Fotos: Hersteller, Image Engineerin­g, Reinhard Merz
 ??  ?? Vorteil HDR: Der Dynamikumf­ang von knapp 7 Blenden reicht bei hochkontra­stigen Motiven nicht aus,
aber die HDRFunktio­n (rechtes
Bild) fängt die Szene sauber ein.
f1,7/4,28mm, 1/402s, ISO 78
Vorteil HDR: Der Dynamikumf­ang von knapp 7 Blenden reicht bei hochkontra­stigen Motiven nicht aus, aber die HDRFunktio­n (rechtes Bild) fängt die Szene sauber ein. f1,7/4,28mm, 1/402s, ISO 78
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f1,7/4,28mm, 1/8500 s, ISO 243
 ??  ?? Halbautoma­tik inklusive Wenn man manuell an der ISO-Zahl dreht (links 100, rechts 800), führt die Kamera die Belichtung­szeit nach (rechts).
Halbautoma­tik inklusive Wenn man manuell an der ISO-Zahl dreht (links 100, rechts 800), führt die Kamera die Belichtung­szeit nach (rechts).
 ??  ?? Leseschwäc­he: Der Pro-Modus der Kamera-App erlaubt etliche Einstellun­gen, die Skalen sind aber nur bei ruhigem Hintergrun­d zu lesen. In Lightroom ist das Problem leider dasselbe (rechtes Bild).
Leseschwäc­he: Der Pro-Modus der Kamera-App erlaubt etliche Einstellun­gen, die Skalen sind aber nur bei ruhigem Hintergrun­d zu lesen. In Lightroom ist das Problem leider dasselbe (rechtes Bild).
 ??  ?? f1,7/4,28 mm, 1/55 s, ISO 423 Blaue Stunde Bei Mischlicht Iegt das U11+ einen souveränen Auftritt hin.
f1,7/4,28 mm, 1/55 s, ISO 423 Blaue Stunde Bei Mischlicht Iegt das U11+ einen souveränen Auftritt hin.
 ??  ?? Licht und Schatten in der Kamera-App Dass man drei benutzerde­finierte Einstellun­gen speichern kann, finden wir gut – dass die manuelle ISO-Einstellun­g nur ganze Blendenstu­fen kennt, dagegen weniger (links).
Licht und Schatten in der Kamera-App Dass man drei benutzerde­finierte Einstellun­gen speichern kann, finden wir gut – dass die manuelle ISO-Einstellun­g nur ganze Blendenstu­fen kennt, dagegen weniger (links).
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