Fujifilm X-H1
Seit Jahren punkten Fujifilms spiegellose APS-C-Kameras bei der Bildqualität. Nun bringt Fujifilm die erste X mit integriertem Bildstabilisator: die 1900 Euro teure X-H1. Hinzu kommen zahlreiche Detailverbesserungen und erweiterte Funktionen wie das stabilere Gehäuse, ein zweiter Monitor und die 4K-Video-Funktion. Zugleich übernimmt die Neue mit professionellem Anspruch wesentliche Elemente von der bewährten X-T2, darunter den X-Trans-CMOS-III-Sensor mit 24 Megapixel ohne Tiefpassfilter oder den X-Processor-Pro.
Bildstabilisator
Die wichtigste Verbesserung stellt natürlich die erstmals in eine X-Kamera eingebaute kamerainterne „5-Achsen“Bildstabilisierung (IBIS) mit je drei Beschleunigungs- und Girosensoren sowie rund 10 000 Kompensationsberechnungen pro Sekunde dar. Von ihr verspricht sich Fujifilm längere Freihandbelichtungszeiten von bis zu 5,5 EV-Stufen. Die X-H1 steckt in einem staub- und spritzwassergeschützten, bis -10 °C kältefesten Gehäuse, das deutlich dicker ist als das der X-T2. Das größere Volumen ist der robusteren Bauweise mit 100 Dichtungen und stärkerem Magnesiumrahmen, dem größeren, auf Schock-Absorbern gelagerten IBIS-Sensorblock und einem größeren internen Kühlkörper sowie dem deutlich ausgeprägteren Handgriff geschuldet. Dadurch gehen zwar einerseits die Größen- und Gewichtsvorteile spiegelloser APS-C-Kameras gegenüber SLRs verloren. Andererseits fordern Fotografen aber auch Volumen, um die schweren Optiken besser halten zu können. Bei der Bedienung bleibt die X-H1 eine typische X-Kamera von Fujifilm: Die Räder, die leicht vergrößerten Tasten und der 8-Wege-Joystick liegen gut in der Hand, und sie arbei- ten sauber und präzise. Der neue Auslöser ohne echten Druckpunkt ist gewöhnungsbedürftig. Er provozierte während des ersten Praxistests zahlreiche unbeabsichtigte Auslösungen. Auffälligster Unterschied ist neben dem prägnanten Handgriff ein beleuchtetes 1,28“-OLED-Display auf der Oberseite, ähnlich wie bei der Mittelformat-GFX. Der SW-Monitor zeigt die wichtigsten Voreinstellungen sowie die Speicherund Batteriekapazität auch bei ausgeschalteter Kamera an. Diesem Display zum Opfer gefallen ist der Fujifilm-typische Belichtungskorrekturring oben rechts. Bei der X-H1 muss man zur Belichtungskorrektur eine separate Taste neben dem Auslöser drücken. Wer will, kann die Korrekturfunktion dem rechten Daumenrad zuordnen.
Autofokus und Belichtung
Bei gleicher Sensor- und Prozessorbasis bleiben auch die ISO-Einstellungen von 100 bis maximal 51 200 (erweitert) gegenüber der X-T2 unverändert. Kein Wunder also, dass die Bildqualität der X-H1 praktisch auf gleichem Niveau liegt, wie erste JPEG-Testfotos zeigten (ein RAW-Konverter war noch nicht verfügbar). Bei Aufnahmen unter Kunstlicht, zum Beispiel in Sporthallen, soll ein Flimmerreduzierungsmodus gleichmäßigere Belichtungsergebnisse liefern. Der „Intelligent Hybrid-AF“(Kontrast- und Phasendetektion) arbeitet in der X-H1 mit 10 000 Phasendetektionspunkten, die zu 325 AF-Feldern zusammengefasst sind, und einem verbesserten Analyse-Algorithmus. Die Vorteile davon sieht Fujifilm in einem um 1,5 EV von 0,5 auf -1 EV und von f/8 auf f/11 als kleinster Blende erweiterten Arbeitsbereich und in der verbesserten Motivverfolgung. Der optionale Akku-
griff VPB-XH1 soll die AF-Reaktionszeit weiter verkürzen. Außerdem kann er die Bildfolge von 8 auf 11 B/s (mechanischer Verschluss) und die Aufnahmekapazität von 300 auf circa 900 Bilder erhöhen. Fünf Belichtungsreihenautomatiken und Verschlusszeiten von insgesamt 1/32 000 bis 4 s gab es schon bei der X-T2. Neu bei der X-H1 ist der leisere Verschluss mit der Option eines elektronisch gesteuerten ersten Verschlussvorhangs, der Auslösegeräusch und Vibration weiter reduzieren kann.
Sucher und Monitor
Die Bildkontrolle erfolgt über einen OLED-Sucher mit 1,23 Millionen RGB-Pixeln. Alternativ steht ein neig- und klappbarer 3-Zoll-LCD-Monitor mit 346 666 RGB-Pixeln zur Verfügung. Neu ist die Touchscreen-Funktion, mit der man unter anderem fokussieren und auslösen kann. Im 4K-Video-Modus zeigt sich die X-H1 mit 4K- und 4KCinema-Auflösung, F-Log- und Timecode-Aufzeichnung auf SD-Card sowie einer Bitrate von maximal 200 Mbit/s auf der Höhe der Zeit. Ambitionierte Videofilmer kritisieren die fehlende 50p-Bildaufzeichnung bei 4K und vermissen eine separate Video-Schnellstarttaste. Die neue „Eterna“-Kinofilmsimulation mit zurückhaltender Farbwiedergabe und detailreicher Tiefenzeichnung steht auch Fotos gut zu Gesicht. Abgerundet wird die Ausstattung der X-H1 durch Features wie kamerainterne RAW-Entwicklung, WiFi, Bluetooth 4.0 LE sowie zwei SD-Kartenslots, einer davon mit UHS-II-Unterstützung. Die schon ohne Zubehör knapp 700 g schwere X-H1 soll ab März knapp 1900 Euro oder 2200 Euro mit Akkugriff kosten.