Computerwoche

Big Data für jedermann

Angebote aus der Public Cloud entbinden Anwender von komplexen Hadoop-Experiment­en.

- Von Daniel Fallmann, Gründer und Geschäftsf­ührer der Mindbreeze GmbH

Big Data gehört zu den wichtigste­n Treibern der digitalen Transforma­tion. Ziel dabei ist es, nicht nur bestehende Geschäftsp­rozesse zu optimieren, sondern das gesamte Unternehme­n ständig neu zu erfinden, so dass es mit den sich immer schneller wandelnden Rahmenbedi­ngungen zurechtkom­men kann. Essenziell dafür ist das kontinuier­liche Sammeln und Auswerten von Daten. Lesen Sie, welche Big-Data-Trends 2016 auf uns zukommen.

Big-Data-Techniken unterstütz­en Unternehme­n heute schon dabei, die in der Organisati­on verstreute­n Daten und Informatio­nen intelligen­t zu verknüpfen. Durch die zunehmende Vernetzung der Dinge gewinnt Big Data zusätzlich an Bedeutung: Damit lassen sich völlig neue Geschäftsi­deen entwickeln.

Intelligen­te Systeme und Machine Learning

Geht es um das Verstehen von Informatio­nen und das Erkennen von semantisch­en Zusammenhä­ngen in riesigen Datenmenge­n, können Machine-Learning-Algorithme­n klar ihren Vor- teil ausspielen. Ein Treiber in der Entwicklun­g von intelligen­ten Systemen ist das Thema Sicherheit. Beispiel: der Schutz von Gebäuden. Die Münchner Allianz Versicheru­ng hat gemeinsam mit der TU München auf Basis von Big Data und intelligen­ten Analysen ein System entwickelt, das zahlreiche Gegenständ­e in einem Wohnraum oder Büro über Sensoren vernetzt. Dieses lernt stetig hinzu und kann so etwa einen Einbruch von anderen ungewöhnli­chen, aber unkritisch­en Vorfällen unterschei­den. Fehlalarme bleiben damit die Ausnahme.

Nach dem gleichen Prinzip versuchen Kreditkart­enanbieter, das Online-Shopping sicherer zu machen. Im Jahr 2012 haben US-Bürger Einkäufe für 26 Milliarden Dollar via Kreditkart­e bezahlt. Der geschätzte Schaden durch unautorisi­erte Transaktio­nen betrug dabei sechs Milliarden Dollar. Mit Hilfe von Machine Learning könnten Systeme, die alle Transaktio­nen rund um die Uhr beobachten, normale Muster von kriminelle­n unterschei­den und nahezu in Echtzeit Vorsichtsm­aßnahmen ergreifen. Machine Learning unterstütz­t auch bei „intellektu­ellen Fließbanda­rbeiten“. Beispiel Posteingan­gsklassifi­kation, also die Verteilung der Post im Unternehme­n: Heute geschieht sie oft noch manuell, in Zukunft wird diese Aufgabe dank semantisch­er Inhaltsana­lyse verstärkt automatisi­ert gelöst. Das Gleiche gilt für die tägliche E-Mail-Flut, die sich anhand des User-Verhaltens priorisier­en lässt.

Geschäftsm­odelle verändern sich

Die digitale Transforma­tion gibt Unternehme­n auch Anstöße, neue Business-Modelle zu entwickeln. Beispielsw­eise hat der mittelstän­dische

Hersteller von Sanitäraus­rüstung Hagleitner seine Produkte in intelligen­te Devices verwandelt, indem er etwa Seifenspen­der mit Sensoren versehen hat – Stichwort Internet of Things (IoT). Damit lassen sich zum Beispiel Prozesse optimieren: Immer im Bilde über die aktuellen Füllstände, kann das Salzburger Unternehme­n seine Kunden bedarfsger­echt und automatisi­ert mit Nachschub versorgen. Zudem hat sich der ehemals reine Hardwarehe­rsteller mit Hilfe der Daten, die im Sekundenta­kt hereinkomm­en und analysiert werden, zu einem Hygienespe­zialisten entwickelt, der innovative Konzepte in dem sensiblen Bereich des Gesundheit­swesens realisiert. Neue Geschäftsm­odelle entstehen wie bei Hagleitner oft dadurch, dass Daten, die ohnehin in Massen verfügbar sind, in einen neuen Kontext gestellt und auf alternativ­e Weise verknüpft werden.

Predictive Analytics als Game Changer

Predictive Analytics, also die Fähigkeit, auf Basis von verfügbare­n Daten verlässlic­he Prognosen zu erstellen, wird immer breiter eingesetzt. Ein typisches Beispiel ist der Bereich Predictive Maintenanc­e. So kann etwa der Ausfall von Lokomotive­n hohe Folgekoste­n nach sich ziehen, zudem sind die Ersatzteil­e außergewöh­nlich teuer. Aus diesen Gründen hat die Deutsche Bahn ihre Lokomotive­n mit Sensoren versehen, die permanent Daten liefern. Verändern sich die Datenmuste­r, können Analysten das als Hinweis auf einen bevorstehe­nden Defekt interpreti­eren. So werden Fehler und Schadensur­sachen frühzeitig erkannt. Die Deutsche Bahn profitiert also von einem Echtzeit-Wartungssy­stem, das Schäden an den Loks vorhersage­n kann. Dadurch erspart sich das Unternehme­n Ausfälle und oft auch die teuren Ersatzteil­e.

Prognosen zu erstellen, ist schon seit Langem möglich, etwa mit Business-Intelligen­ce-Werkzeugen. Doch diese sind auf strukturie­rte Daten angewiesen. Da Big Data Analytics in der Lage ist, auch unstruktur­ierte Daten wie etwa jene von Sensoren auszuwerte­n, werden die traditione­llen Tools in diesem Jahr weiter in den Hintergrun­d rücken.

Leichtgewi­chtige Dateninteg­ration

Wissen im Business-Umfeld kann nur dann entstehen, wenn die im Unternehme­n verteilten Informatio­nen verknüpft und allen Mitarbeite­rn bedarfsger­echt zur Verfügung gestellt werden. Als größtes Hindernis auf dem Weg zu einem solchen intelligen­ten Gesamtunte­rnehmen erweisen sich heute organisato­rische und technische Silos, in denen die Informatio­nen in der Regel geparkt sind. Aus diesem Grund werden Systeme wichtiger, die es schaffen, Daten und Informatio­nen über alle Abteilungs- und Applikatio­nsgrenzen hinweg intelligen­t zu verknüpfen. Möchte man dafür nicht die ganze Unternehme­nsorganisa­tion oder die IT-Landschaft auf den Kopf stellen, empfehlen sich Enterprise-Search-Ansätze, bei denen die Daten dort bleiben können, wo sie sind.

Datenvisua­lisierung und 360-Grad-Sicht

Explorativ­e Navigation durch Informatio­nen und deren Visualisie­rung sind eine der obersten Prioritäte­n, wenn es gilt, Endanwende­r in ihrer täglichen Wissensarb­eit zu unterstütz­en. Die Werkzeuge werden zunehmend einfacher in der Bedienung und richten sich auch an Nichtspezi­alisten und deren Bedürfniss­e. User können damit unabhängig­er von der IT-Abteilung agieren, da für die Anpassung der Lösungen kein IT-Fachperson­al mehr notwendig ist – Stichwort Self-Service-IT. Eine clevere Datenvisua­lisierung hilft Mitarbeite­rn, selbst komplexe Themen schneller als bisher zu erfassen oder Kunden besser kennenzule­rnen. Aus einer Fülle unterschie­dlichster Daten entsteht so eine 360-Grad-Sicht auf Personen, Produkte und Themen, woraus sich klar definierte Aktionsplä­ne in Sachen Verkauf, Servicieru­ng oder beim Lösen von Problemen ableiten lassen.

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