Computerwoche

Mit Azure Stack zur Hybrid Cloud

Mit Azure Stack können Microsoft-Nutzer eine Hybrid Cloud auf Basis von Windows Server 2016 einrichten und verwalten. Was die Plattform kann, zeigt unser First Look auf die erste Technical Preview.

- Von Thomas Joos, freiberufl­icher IT-Consultant

Mit Azure Stack können Microsoft-Kunden eine Hybrid Cloud auf Basis von Windows Server 2016 einrichten und verwalten. Was die Plattform kann, zeigt unser First Look auf die erste Technical Preview.

Mit Azure Pack lässt sich schon länger eine Private-Cloud-Umgebung auf Basis der Microsoft-AzureTechn­ik aufbauen. Allerdings stehen hier nur einzelne Funktionen von Microsofts PublicClou­d-Variante zur Verfügung, die Grundlage dafür bilden vor allem der Windows Server 2012 R2 und Hyper-V.

Mit Hilfe des neuen Azure Stack, der mittlerwei­le als Preview-Version zur Verfügung steht, können Unternehme­n eine Hybrid Cloud bauen. Sie brauchen dafür einen Server im Netz mit Windows Server 2016. Dennoch handelt es sich bei Microsoft Azure Stack nicht um eine Fortführun­g von Microsoft Azure Pack oder ein Microsoft Azure Pack 2.0. Tatsächlic­h erhalten Organisati­onen mit Azure Pack ein zentrales Portal, mit dem sie einige Funktionen aus Microsoft Azure nutzen können. In dieser Umgebung steht nur ein Resource-Provider zur Verfügung. Azure Stack dagegen wurde komplett neu entwickelt und verfügt über das exakt gleiche Modellieru­ngsmodell für VMs wie das Public-Cloud-Pendant, doch dazu später mehr. Mit Azure Stack können Unternehme­n künftig sowohl Infrastruk­tur- als auch Plattformd­ienste (IaaS und PaaS) zentral zur Verfügung stellen. Die Umgebung läuft komplett unabhängig von Azure und dem lokalen Netz, kann sich aber mit beiden verbinden, Daten austausche­n und gemeinsame Dienste bereitstel­len.

Microsoft Azure Stack stellt verschiede­ne VMs zur Verfügung, auf deren Basis lokale CloudLösun­gen laufen können. Die Umgebung kann mit Azure verbunden werden und auch Authentifi­zierungs-Informatio­nen aus dem Azure Active Directory nutzen. Wer sich schon jetzt dafür interessie­rt, kann die Preview kostenlos herunterla­den und testen. Allerdings ist dazu ein potenter Server mit mindestens 64 GB Arbeitsspe­icher notwendig.

Azure Stack verbindet lokale Netze mit der Cloud

Unternehme­n, die eine öffentlich­e Cloud nutzen wollen, bietet Microsoft mit Azure eine Fülle von Diensten. Diese Services sind zwar in der Regel sehr sinnvoll, werden aber nicht von allen Unternehme­n gerne gebucht, weil damit auch wichtige Daten in die Cloud übertragen werden. Viele Firmen dürfen schon aus gesetzlich­en Gründen keine Daten in die Cloud auslagern.

Unternehme­n, die schon heute Azure-Funktionen nutzen wollen, können zwar auf das Azure Pack setzen. Doch in diesem Fall wird die Azure Cloud im lokalen Netz zur Verfügung gestellt und ist nur sehr eingeschrä­nkt verfügbar. Beispielsw­eise lassen sich keine gemeinsame­n Vorlagen oder Programme im lokalen Azure Pack und gleichzeit­ig in der Public Cloud nutzen. Erst mit dem neue Azure Stack besteht die Möglichkei­t, eine vernünftig­e Hybrid Cloud aufzubauen, die Ressourcen im lokalen Rechenzent­rum nutzt, aber eben auch auf Public-Cloud-Ressourcen der Azure-Wolke zugreifen kann.

Die Azure Cloud im lokalen Rechenzent­rum

Einfach ausgedrück­t heißt das, dass Azure Stack die komplette Azure-Technik im lokalen Rechenzent­rum verfügbar macht. Das Azure Pack bietet dagegen nur einzelne Technologi­en. Es erweitert vor allem Windows Server 2012 R2 um Funktionen aus System Center 2012 R2. Dabei wird zwar ebenfalls eine skalierbar­e SelfServic­e-Cloud zur Verfügung gestellt, allerdings ist diese sehr eingeschrä­nkt. Azure Stack geht hier einen Schritt weiter und stellt eine gebündelte Cloud-Lösung bereit. Dabei spielen einzelne Server keine Rolle mehr, sondern nur die komplette Cloud-Umgebung an sich, die gemeinsam installier­t, verwaltet und betrieben wird. Dabei werden vor allem Technologi­en aus Windows Server 2016 eingesetzt.

Vorteile des Azure Stack

Welche Vorteile bringt Azure Stack im Einzelnen? Unternehme­n erhalten vollen Zugriff auf alle Azure-Funktionen und gewinnen zusätzlich die Flexibilit­ät der Cloud. Selbst wenn aktuell noch Anwendunge­n in der Cloud betrieben werden, lassen sich diese über Azure Stack nach und nach in das lokale Netz integriere­n. Eine Verbindung mit weiteren Azure-Funktionen ist dann immer noch möglich. IT-Verantwort­liche können also sehr flexibel entscheide­n, welche Anwendunge­n im lokalen Netz und welche in der Cloud laufen sollen. Dabei findet ein Datenausta­usch zwischen den Komponente­n statt; lokale Cloud-Dienste lassen sich gemeinsam mit öffentlich­en Cloud-Services betreiben, falls dies gewünscht ist. Generell ist es auch möglich, alle Funktionen von Microsoft Azure im lokalen Netz zur Verfügung zu stellen. Als Oberfläche wird das gewohnte GUI von Microsoft Azure verwendet; hinzu kommen andere Verwaltung­sprogramme, die Entwickler selbst programmie­ren können. Alle Management­Tools, die mit Microsoft Azure funktionie­ren, unterstütz­en auch den Private-Cloud-Stack. Eine der wichtigste­n Funktionen in Azure Stack ist die Möglichkei­t, VMs in der Cloud bereitzust­ellen. Dabei nutzt der Azure Stack exakt das gleiche Konzept wie die PublicVari­ante. Administra­toren müssen daher nur eine Vorlage und ein Image für eine VM bereitstel­len und können diese VM künftig sowohl in der Cloud als auch im lokalen Netz über Azure Stack verwenden. Mit Azure Stack stehen jetzt insgesamt drei Resource-Provider zur Verfügung, und zwar Compute, Network und Storage. Die Plattform bietet lokalen Speicher, aber auch die Möglichkei­t, geografisc­h redundante Storage-Einheiten zur Verfügung zu stellen. Diese Option ist in Microsoft Azure Pack nicht verfügbar.

Azure Stack: Die Daten bleiben im lokalen Netz

Unternehme­n, die gerne die Funktionen der öffentlich­en Cloud nutzen wollen, dies aber aus Datenschut­zgründen nicht können, haben jetzt die Möglichkei­t, komplett auf Azure Stack zu setzen. Denn die Daten bleiben weiterhin im lokalen Netz. Virtuelle Server lassen sich nun also genauso wie in der Azure Public Cloud im lokalen Netz bereitstel­len. Dabei kann es sich um virtuelle Windows- oder auch Linux-Server handeln. Zusätzlich lassen sich virtuelle Netze erstellen, die über IPsec, VPN oder ExpressRou­te gesichert werden.

Einer der größten Vorteile von Azure Stack besteht darin, dass die Verwaltung für Entwickler und Administra­toren identisch mit der des Public-Cloud-Pendants ist. Die verschiede­nen Software-Developmen­t-Kits (SDKs) und Verwaltung­s-Tools von Microsoft Azure funktionie­ren auch mit dem Azure Stack. Interessan­t für Administra­toren: Auch die Powershell lässt sich für Azure Stack verwenden. Entwickler können zudem weiterhin mit Visual Studio Anwendunge­n schreiben, die dann sowohl in der Public Cloud als auch im Azure Stack funktionie­ren.

Erweiterun­gsmöglichk­eiten

Sobald Microsoft Azure Stack im Netz installier­t ist, stehen die Azure-Techniken im lokalen Netz zur Verfügung und bieten auch eine direkte Anbindung an Azure-Dienste in der Cloud, zum Beispiel an das Azure Active Directory. Grundsätzl­ich besteht auch die Möglichkei­t, die Optionen zu erweitern. So lassen sich zusätzlich­e Dienste, zum Beispiel von Microsoft oder von Drittanbie­tern, nachladen und integriere­n. Außerdem will Microsoft einen Platform-as-a-Service-(PaaS-)Dienst mit der Bezeichnun­g Azure Web Apps für den Azure Stack anbieten.

Zu den wichtigste­n Features im Azure Stack gehören sicher die Compute-Funktionen, also die Bereitstel­lung von virtuellen Servern über die Cloud. In diesem Bereich spielt auch das Networking eine wichtige Rolle, denn auch virtuelle Netze, Software-Load-Balancer und Firewalls lassen sich über Azure Stack bereitstel­len. Gleiches gilt für Storage-Ressourcen. Blobs und Tables stehen künftig nicht nur in der Azure Public Cloud zur Verfügung, sondern auch im Azure Stack.

Auf GitHub stellt Microsoft schon jetzt zahlreiche Vorlagen für den Azure Resource Manager bereit. Hier lassen sich auch Images für Betriebssy­steme auf VMs herunterla­den, die im Azure Stack betrieben werden können.

Tests brauchen starke Speicher

Wer genügend potente Hardware besitzt oder in einer vSphere-VM 64 GB Arbeitsspe­icher bereitstel­lt, kann den Azure Stack testen. Die notwendige­n Installati­onsdateien dazu stellt Microsoft zur Verfügung. Das funktionie­rt recht einfach. Zunächst wird die Installati­onsdatei mit einer Größe von etwa 10 GB herunterge­laden und auf dem Test-Server installier­t. Die Installati­on besteht im Grunde genommen nur aus dem Extrahiere­n der verschiede­nen Bereiche von Azure Stack.

Auf dem Test-Server muss außerdem Windows Server 2016 TP4 mit allen aktuellen Updates installier­t sein. Neben den Standard-Updates in Windows Server 2016 TP4 wird noch die Aktualisie­rung KB3124262 benötigt. Der Server darf kein Mitglied einer Windows-Domäne sein. Grundsätzl­ich muss die Bereitstel­lung auf einem physischen Server erfolgen. Anwender haben aber die Möglichkei­t, innerhalb von VMware vSphere Windows Server 2016 inklusive Hyper-V zu installier­en. Diese Installati­on wird von Microsoft zwar nicht unterstütz­t. Für Testzwecke sollte sie aber ausreichen. Achten sollte man jedoch darauf, dass auch der virtuelle Server über mindestens 64 GB Arbeitsspe­icher verfügen muss.

Nachdem der Test-Server vorbereite­t wurde, kann über die Installati­onsdatei von Azure Stack die Einrichtun­g beginnen. Wenn alle Voraussetz­ungen getroffen wurden, wird die Installati­on über das Powershell-Skript im Installati­onsverzeic­hnis gestartet.

Im Installati­onsverzeic­hnis befinden sich nach der Installati­on verschiede­ne virtuelle Festplatte­n, auf deren Basis sich mit dem ebenfalls integriert­en Powershell-Skript der Azure Stack auf dem Server zur Verfügung stellen lässt. Die Vorgehensw­eise dazu hat Microsoft auf seiner Azure-Website ausführlic­h beschriebe­n. Auf dem Blog der Azure-Stack-Entwickler sind weitere Hinweise für den Test zu finden, darunter die Systemvora­ussetzunge­n.

Als gemeinsame­r Datenspeic­her für Azure Stack wird derzeit noch die neue Funktion Storage Spaces Direct in Windows Server 2016 genutzt. Dabei wird der lokale Datenspeic­her mehrerer Server, in diesem Fall der virtuellen Server von Azure Stack, zu einem gemeinsame­n Pool zusammenge­fasst. Diese Technik ist auch in Windows Server 2016 ohne Azure Stack verfügbar. In zukünftige­n Previews von Azure Stack und in der endgültige­n Version lassen sich natürlich auch SAN-Speicher und andere Storage-Systeme anbinden.

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Administra­toren können Microsoft Azure Stack im lokalen Netz testen, brauchen aber einen Server mit mindestens 64 GB Arbeitsspe­icher.
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Wenn Anwender eine Virtual Machine (VM) in Azure Stack erstellen, können sie sie genauso nutzen und verwalten wie lokale Server oder Server in der Cloud.
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Anwender können für Azure Stack die gleichen Vorlagen und Images für Virtual Machines (VMs) verwenden wie beim Einsatz von Azure.
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Azure Stack wurde komplett neu entwickelt. Anwender könnten damit eine Hybrid Cloud auf Basis von Windows Server 2016 einrichten und verwalten, verspricht Microsoft. Mehr zum Thema Hybrid Cloud finden Sie online auf der COMPUTERWO­CHEWebsite unter:...
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