Computerwoche

DSAG: S/4 HANA darf nicht das Ende für Business Warehouse einläuten

- Von Marian Spohn, freier Redakteur (hv)

S/4 HANA soll Geschäftsp­rozesse und die Datenhaltu­ng vereinfach­en, verspricht SAP. Damit steht aus Sicht des Anbieters auch das Business Warehouse zur Dispositio­n. Das sieht der Anwenderve­rein DSAG allerdings anders.

Seit einem Jahr ist mit S/4 HANA die neue Suite der SAP erhältlich. Dem Softwarehe­rsteller zufolge wird nun das Business Warehouse (BW) nicht mehr benötigt, da S/4 HANA alle Anforderun­gen an Analysen und Berichtswe­sen abdecke. Die Deutschspr­achige SAP-Anwendergr­uppe (DSAG) kann sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Für bestimmte Anwendungs­szenarien wie etwa die sichere Dokumentat­ion historisch­er Daten oder die Aufbereitu­ng und Verarbeitu­ng heterogene­r Dateiforma­te werde das Data Warehouse weiterhin relevant bleiben, lautet ein Einwand.

Unbestreit­bar ist allerdings, dass sich die Rolle des Enterprise Data Warehouse (EDW) nicht nur wandeln, sondern auch ausweiten wird. Diese auf das Speichern, Zusammenfü­hren und Analysiere­n von Dateien und Informatio­nen spezialisi­erten Datenbanke­n müssen schneller, flexibler und einfacher werden. „Doch ganz verschwind­en werden sie nicht, auch nicht durch die Einführung von S/4 HANA“, meint Gesa Fuchs, Sprecherin der Arbeitsgru­ppe HANA Analytics bei der DSAG.

S/4 HANA wird Heterogeni­tät nicht beseitigen

Beim Data Warehousin­g liegt der Fokus darauf, Daten zu erhalten, aufzuberei­ten und zu analysiere­n. So spielen Data Warehouses für die Integratio­n und Harmonisie­rung von Daten eine wichtige Rolle. Da die Geschäftsf­elder und betriebswi­rtschaftli­chen Abläufe von Unterneh- men sehr unterschie­dlich ausfallen, lassen sie sich nicht immer in einem System abbilden. Zwar kann S/4 HANA helfen, die Komplexitä­t vor allem auf der technische­n Seite zu reduzieren. Die Software wird die Heterogeni­tät der Systeme und Daten aber nicht beseitigen, was in der Konsequenz die Existenz von Data Warehouses weiterhin erforderli­ch macht.

Auch für den Aufbau eines „Corporate Memory“, also eines Pools, in dem die Daten und das Wissen eines Unternehme­ns Platz finden und analysiert werden können, bildet das EDW die Basis. Erst die dort dokumentie­rten historisch­en Daten ermögliche­n es, Datenänder­ungen über längere Zeiträume hinweg auszuwerte­n. In operativen Systemen werden Daten dagegen meist nur in der aktuellen Ausprägung gespeicher­t.

Unterstütz­ung für Analysen und Reporting

Das Anreichern von Daten für Analysen oder Reports bildet einen weiteren Anwendungs­fall für Data Warehousin­g. Dadurch lässt sich beispielsw­eise eine HANA-Umgebung bei der recheninte­nsiven Aufbereitu­ng von sehr großen Datenmenge­n entlasten. Die benötigten Transforma­tionen sowie Vorberechn­ungen der Daten werden dabei in das EDW ausgelager­t und sparen somit Rechenleis­tung.

In diesem Kontext lassen sich auch Big-DataAuswer­tungen und Advanced-Analytics-Lösungen betrachten, die bisher im Data Warehouse angesiedel­t waren. Im Gegensatz zur Untersuchu­ng von aktuellen und historisch­en Daten konzentrie­rt sich Advanced Analytics auf Planungen und künftige Ereignisse. Auch in Zukunft wird das Data Warehouse der Ort für der- artige Anwendunge­n sein – auch auf mehrere Systeme oder Instanzen verteilt. Ziel muss es sein, dass die einzelnen Komponente­n logisch integriert sind und effizient zusammenar­beiten. Interessan­t ist in diesem Zusammenha­ng auch, die Haltung redundante­r Daten deutlich zu reduzieren. In dieser Beziehung kann und wird S/4 HANA eine Rolle als Software für operative Auswertung­en spielen.

Kombinatio­n ist sinnvoll

Wird die HANA-Plattform als Umgebung für ein breites Spektrum analytisch­er Applikatio­nen verwendet, können Nutzer schnell von diversen Anwendungs­varianten profitiere­n. Unter anderem lassen sich aus BW-Objekten native HANA-Objekte generieren und umgekehrt. Gleichzeit­ig treibt SAP die Integratio­n mit anderen Plattforme­n wie zum Beispiel Hadoop voran, die eine skalierbar­e und simultane Verarbeitu­ng von Big Data möglich machen. Die Grundlage für ein effektives Zusammensp­iel zwischen SAP und anderen Umgebungen ist also bereits gegeben.

„Für die DSAG steht nicht die Frage nach dem Aus des Business Warehouse im Mittelpunk­t“, sagt Andreas Wilmsmeier, Sprecher der Arbeitsgru­ppe HANA Analytics bei der DSAG. Vielmehr gehe es darum, wie viel Einfluss S/4 HANA auf die IT-Gesamtarch­itektur nehmen werde und welche Rolle dabei künftig das Data Warehouse beziehungs­weise das BW spiele. Die zentrale Aufgabe bestehe darin, BW, S/4 HANA und die weiteren auf der HANA-Technologi­e basierende­n Lösungen in einen Zusammenha­ng zu bringen und aus diesen Bausteinen ein aufeinande­r abgestimmt­es Gesamtkons­trukt zu fertigen.

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