DSAG: S/4 HANA darf nicht das Ende für Business Warehouse einläuten
S/4 HANA soll Geschäftsprozesse und die Datenhaltung vereinfachen, verspricht SAP. Damit steht aus Sicht des Anbieters auch das Business Warehouse zur Disposition. Das sieht der Anwenderverein DSAG allerdings anders.
Seit einem Jahr ist mit S/4 HANA die neue Suite der SAP erhältlich. Dem Softwarehersteller zufolge wird nun das Business Warehouse (BW) nicht mehr benötigt, da S/4 HANA alle Anforderungen an Analysen und Berichtswesen abdecke. Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) kann sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Für bestimmte Anwendungsszenarien wie etwa die sichere Dokumentation historischer Daten oder die Aufbereitung und Verarbeitung heterogener Dateiformate werde das Data Warehouse weiterhin relevant bleiben, lautet ein Einwand.
Unbestreitbar ist allerdings, dass sich die Rolle des Enterprise Data Warehouse (EDW) nicht nur wandeln, sondern auch ausweiten wird. Diese auf das Speichern, Zusammenführen und Analysieren von Dateien und Informationen spezialisierten Datenbanken müssen schneller, flexibler und einfacher werden. „Doch ganz verschwinden werden sie nicht, auch nicht durch die Einführung von S/4 HANA“, meint Gesa Fuchs, Sprecherin der Arbeitsgruppe HANA Analytics bei der DSAG.
S/4 HANA wird Heterogenität nicht beseitigen
Beim Data Warehousing liegt der Fokus darauf, Daten zu erhalten, aufzubereiten und zu analysieren. So spielen Data Warehouses für die Integration und Harmonisierung von Daten eine wichtige Rolle. Da die Geschäftsfelder und betriebswirtschaftlichen Abläufe von Unterneh- men sehr unterschiedlich ausfallen, lassen sie sich nicht immer in einem System abbilden. Zwar kann S/4 HANA helfen, die Komplexität vor allem auf der technischen Seite zu reduzieren. Die Software wird die Heterogenität der Systeme und Daten aber nicht beseitigen, was in der Konsequenz die Existenz von Data Warehouses weiterhin erforderlich macht.
Auch für den Aufbau eines „Corporate Memory“, also eines Pools, in dem die Daten und das Wissen eines Unternehmens Platz finden und analysiert werden können, bildet das EDW die Basis. Erst die dort dokumentierten historischen Daten ermöglichen es, Datenänderungen über längere Zeiträume hinweg auszuwerten. In operativen Systemen werden Daten dagegen meist nur in der aktuellen Ausprägung gespeichert.
Unterstützung für Analysen und Reporting
Das Anreichern von Daten für Analysen oder Reports bildet einen weiteren Anwendungsfall für Data Warehousing. Dadurch lässt sich beispielsweise eine HANA-Umgebung bei der rechenintensiven Aufbereitung von sehr großen Datenmengen entlasten. Die benötigten Transformationen sowie Vorberechnungen der Daten werden dabei in das EDW ausgelagert und sparen somit Rechenleistung.
In diesem Kontext lassen sich auch Big-DataAuswertungen und Advanced-Analytics-Lösungen betrachten, die bisher im Data Warehouse angesiedelt waren. Im Gegensatz zur Untersuchung von aktuellen und historischen Daten konzentriert sich Advanced Analytics auf Planungen und künftige Ereignisse. Auch in Zukunft wird das Data Warehouse der Ort für der- artige Anwendungen sein – auch auf mehrere Systeme oder Instanzen verteilt. Ziel muss es sein, dass die einzelnen Komponenten logisch integriert sind und effizient zusammenarbeiten. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, die Haltung redundanter Daten deutlich zu reduzieren. In dieser Beziehung kann und wird S/4 HANA eine Rolle als Software für operative Auswertungen spielen.
Kombination ist sinnvoll
Wird die HANA-Plattform als Umgebung für ein breites Spektrum analytischer Applikationen verwendet, können Nutzer schnell von diversen Anwendungsvarianten profitieren. Unter anderem lassen sich aus BW-Objekten native HANA-Objekte generieren und umgekehrt. Gleichzeitig treibt SAP die Integration mit anderen Plattformen wie zum Beispiel Hadoop voran, die eine skalierbare und simultane Verarbeitung von Big Data möglich machen. Die Grundlage für ein effektives Zusammenspiel zwischen SAP und anderen Umgebungen ist also bereits gegeben.
„Für die DSAG steht nicht die Frage nach dem Aus des Business Warehouse im Mittelpunkt“, sagt Andreas Wilmsmeier, Sprecher der Arbeitsgruppe HANA Analytics bei der DSAG. Vielmehr gehe es darum, wie viel Einfluss S/4 HANA auf die IT-Gesamtarchitektur nehmen werde und welche Rolle dabei künftig das Data Warehouse beziehungsweise das BW spiele. Die zentrale Aufgabe bestehe darin, BW, S/4 HANA und die weiteren auf der HANA-Technologie basierenden Lösungen in einen Zusammenhang zu bringen und aus diesen Bausteinen ein aufeinander abgestimmtes Gesamtkonstrukt zu fertigen.