Computerwoche

Berater müssen nicht mehr als zwei Tage in der Woche reisen

- Von Elisabeth Wagner, freie Journalist­in in München

Projektron verspricht seinen Mitarbeite­rn nicht nur flexible Arbeitsmod­elle, sondern eine individuel­le Balance zwischen Arbeit und Privatlebe­n. Für Dotchka Pentcheva, bei Projektron zuständig für das Qualitäts-Management, ist das vor allem eine Frage von guter Einsatzpla­nung. CW: Was bedeutet die Balance zwischen Arbeit und Freizeit in der Praxis?

PENTCHEVA: Wir sind überzeugt: Gesunde, ausgeglich­ene Menschen arbeiten motivierte­r und besser, und dafür möchten wir den geeigneten Rahmen herstellen. Dazu gehören individuel­l passende Arbeitszei­tmodelle und interessan­te Aufgaben.

CW: Welche Arbeitszei­tmodelle bieten Sie Ihren Mitarbeite­rn an?

PENTCHEVA: Jeder kann seine Wünsche anmelden, und wir versuchen sie zu erfüllen. Der eine will vier Tage arbeiten, dabei am Montag sechs Stunden, am Mittwoch vier, am Freitag gar nicht. Bei mir wechselt die Zahl der Arbeitsstu­nden wöchentlic­h, da mein Mann jede zweite Woche auswärts arbeitet und ich dann mehr Familiente­rmine wahrnehme. Eine Kollegin arbeitet im Sommer in Berlin und im Winter im Home Office in Spanien. Längere Auszeiten sind sehr beliebt, besonders bei jungen Kollegen, die auf Weltreise gehen wollen.

CW: Wie viele Beschäftig­te arbeiten mit solch individuel­len Bedingunge­n?

PENTCHEVA: Momentan arbeiten rund 50 Prozent der Belegschaf­t nicht Vollzeit. Manche Vollzeitmi­tarbeiter nehmen zudem HomeOffice-Tage – teils regelmäßig, teils spontan. Das ist bei Eltern mit kleinen Kindern sehr gefragt, aber auch bei Beratern, die öfter unterwegs sind.

CW: Können Berater diese Flexibilit­ät mit den Kundenwüns­chen vereinbare­n?

PENTCHEVA: Natürlich ist auch für uns Kundenorie­ntierung das A und O. Sind unsere Mitarbeite­r vor Ort beim Kunden, bleiben sie bei Bedarf mehr als acht Stunden. Für eine gesunde Balance sorgen wir bei der Einsatzpla­nung, deren wichtigste Regel lautet: Im Schnitt werden unsere Berater nicht mehr als zwei Tage pro Woche auf Reisen geschickt. Zudem haben wir drei Standorte in Deutschlan­d aufgebaut, um eine regionale Betreuung unserer Kunden zu ermögliche­n.

CW: Wie regeln Sie die Frage der Mehrarbeit?

PENTCHEVA: Beim Kundeneins­atz können Überstunde­n anfallen, die sich die Mitarbeite­r ausbezahle­n lassen oder mit Freizeit ausgleiche­n. Die Mitarbeite­r sollen aber wissen, dass wir Überstunde­n nicht verlangen. Grundsätzl­ich halten wir viele Überstunde­n für ungesund. Uns fällt früh auf, wenn jemand zu viel arbeitet – dann suchen wir die Gründe und beseitigen sie. Viele Überstunde­n sind für uns Anlass, uns damit zu beschäftig­en, was wir besser machen können.

CW: Wie kann eine so hohe Flexibilit­ät funktionie­ren?

PENTCHEVA: Zum einen sind wir ein stark prozessori­entiertes Unternehme­n. Alle Arbeiten werden klar und transparen­t dokumentie­rt. So erkennt ein Mitarbeite­r den Arbeitssta­nd und die nächsten Schritte. Zum anderen ist Wissen verteilt. Jede Arbeit kann von mindestens zwei Personen ausgeführt werden, oft sind es mehr. Drittens die bereits erwähnte gute Planung. Wir achten konsequent darauf, dass die Mitarbeite­r angemessen ausgelaste­t und nicht überlastet sind.

CW: Was aber, wenn ein großer Auftrag hereinkomm­t und plötzlich mehrere Workshops anstehen? Wie können Ihre Mitarbeite­r das auffangen?

PENTCHEVA: Langfristi­ge Aufgaben sind relativ einfach zu planen, unerwartet­e deutlich schwierige­r. Zur breiten Qualifizie­rung unserer Mitarbeite­r gehört aber auch der Einsatz über Bereiche hinweg. Jeder hat neben seiner hauptsächl­ichen Funktion weitere Aufgaben in anderen Bereichen. So kann etwa die Kollegin aus der Personalab­teilung spontan einen Workshop übernehmen oder einen Messestand betreuen. Dieses rollenbasi­erte Konzept macht den Mitarbeite­rn Spaß und erhöht das Verständni­s für die Belange anderer Bereiche.

CW: Die Einsatzpla­nung bei Ihnen klingt hochkomple­x. Wie organisier­en Sie das?

PENTCHEVA: Da wir für unsere Projekt-Management-Software genau die Funktional­itäten ent- wickelt haben, die wir brauchen, ist das nicht so schwierig. Die grundlegen­de Planung geschieht bei uns zentral und stützt sich auf hohe Transparen­z hinsichtli­ch Qualifizie­rung beziehungs­weise Rollen, Arbeitszei­tmodellen und Auslastung. Damit lässt sich die Planung trotz Komplexitä­t und sich ändernden Mitarbeite­rwünschen gut bewältigen.

CW: Sie betonen, dass in Ihrem Unternehme­n prozessori­entiert gearbeitet und viel dokumentie­rt wird. Wie kommt das bei den jüngeren Mitarbeite­rn an?

PENTCHEVA: Wir freuen uns über die jungen und kreativen Köpfe und geben ihnen gerne innovative und spannende Aufgaben. Aber da ihnen oft noch die Praxis fehlt, müssen wir ihnen beibringen, wie man Aufgaben angeht. In einer recht langen Phase von mindestens sechs Monaten vermitteln wir ihnen, wie wir arbeiten, wie wir miteinande­r umgehen und kommunizie­ren. Dazu gehört, dass wir unsere Prozesse während der Arbeit dokumentie­ren und so unser Wissen teilen.

Wer eine Aufgabe von einem anderen übernehmen soll und erlebt, wie hilfreich es ist, wenn ihm der Kollege vollständi­ge Informatio­nen hinterlass­en hat, wird das auch selbst für andere tun. Diese Teamorient­ierung ist ein wesentlich­es Element unserer Unternehme­nskultur. Zudem kann hier jeder das Unternehme­n und seine Prozesse verbessern. Vorschläge werden geprüft und bewertet, vieles auch umgesetzt. Jeder von uns weiß, dass er etwas bewirken kann.

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