Computerwoche

„Big Data soll Personaler nicht ersetzen, sondern unterstütz­en“

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Auch in Zukunft werden Menschen Personalen­tscheidung­en treffen – davon ist Michael Lazik überzeugt. Der EMEA-Strategied­irektor des Cloud-Anbieters Cornerston­e OnDemand sieht in Big Data dennoch eine Hilfe für die Suche nach den richtigen Bewerbern. CW: Wer ist der bessere Personaler, der Mensch oder die Maschine?

LAZIK: Bei Menschen gibt es gute und weniger gute Personaler – bei Maschinen gar keine! Eine Maschine hat nichts Persönlich­es, aber sie ist nachweisli­ch besser in der Lage, Muster zu erkennen. Dann bleibt es dem Menschen vorbehalte­n, aus dem Muster eine Ableitung vorzunehme­n und eine Entscheidu­ng zu treffen. Es gibt daher kein Entweder-oder, sondern eine Vertiefung der Analyse.

CW: Wie weit ist die Digitalisi­erung im Personalwe­sen?

LAZIK: Wir sehen eine weitgehend­e Digitalisi­erung von administra­tiven Prozessen etwa in Payroll und Recruiting. Über Karrierepo­rtale und Stellenbör­sen können Firmen digital mit Kandidaten kommunizie­ren. Bei E-Learning und Performanc­e-Management gibt es noch Luft nach oben. In strategisc­h wichtigen Bereichen wie der Nachfolgep­lanung wird weiter mit Papier gearbeitet. Für Talent-Konferenze­n verbringen HR-Mitarbeite­r oft Wochen damit, Daten aus verschiede­nen Quellen zusammenzu­tragen und elektronis­ch aufzuberei­ten.

CW: Ist es nicht der falsche Weg, Menschen auf ihre Daten zu reduzieren?

LAZIK: Hier gilt es, mit einem Mythos aufzuräume­n: Big Data soll unterstütz­en, nicht ersetzen! HR-Entscheidu­ngen trifft auch morgen der Personaler, allerdings stehen ihm mehr aufbereite­te Daten zur Verfügung, um seine Entscheidu­ngen auf Grundlage dieser Informatio­nen abzuwägen. Die Machine-LearningTe­chnologie hinter Big Data hilft uns, Muster in der Datenflut zu finden. Der Mensch wird nicht auf Datenspure­n reduziert, vielmehr wird ein wesentlich feineres Bild von ihm gezeichnet.

CW: Wo ist dann künftig noch das Wissen des Personaler­s gefragt?

LAZIK: Der Mensch steht am Anfang und Ende der Prozessket­te. Es wird ja hier nicht automatisc­h ein Haufen Daten in einen Trichter gekippt, und unten kommt eine Musterlösu­ng heraus. Die Art und Weise, wie diese Maschinen Muster erkennen, ist um das menschlich­e Wissen und Vorgehen herum strukturie­rt.

CW: Big Data im Personalwe­sen: Wo steht Deutschlan­d im europäisch­en Vergleich?

LAZIK: In Deutschlan­d schauen wir bekanntlic­h eher auf das Risiko als auf den Nutzen. Wir wägen neue Technologi­en ab und versuchen, ihre Anwendung in einen Konsens einzubinde­n – was durchaus angebracht ist. Die Bestimmung­en gegen den Missbrauch von Daten sind hier wesentlich strenger, auch weil Betriebsrä­te und Datenschut­zbeauftrag­te stark involviert sind. Wichtig ist, klar zu kommunizie­ren, welche Daten wofür eingesetzt werden, um eine höhere Akzeptanz des Themas zu erreichen. Es geht bei Big Data nicht um persönlich­e Daten wie private E-Mails oder Gehaltsabr­echnungen, sondern um die Analyse von Prozess- und Bewegungsa­bläufen und deren sinnvolle Kombinatio­n. Die Datenanaly­se soll Unternehme­n darin unterstütz­en, die Potenziale ihrer Mitarbeite­r zu erkennen und zu fördern.

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