OpenStack – Spielverderber für Microsoft, Oracle & Co.
So emsig wie in diesen Tagen haben die großen IT-Konzerne wohl noch nie um ihre Kunden geworben. Kein Wunder: Es geht darum, die Anwender an die eigene Public Cloud zu fesseln.
Satya Nadella war in Berlin. Seine Botschaft: Microsoft hat Milliarden in die europäische RZ-Infrastruktur investiert und ist bereit, die Kunden in den warmen Schoß der sicheren Public Cloud aufzunehmen (Seite 6). Und weil man um die „German Angst“weiß, wurde flugs ein Abkommen mit der Telekom geschlossen. Die Datentreuhänderschaft soll die letzten Zweifler überzeugen.
Wenige Tage zuvor hat Oracle-Gründer Larry Ellison die Cloud-Ansprüche seines Unternehmens auf der OpenWorld deutlich gemacht (Seite 10). Seine Botschaft: In Sachen SaaS, PaaS und nun auch IaaS ist der zweitgrößte Software-Player der Konkurrenz weit enteilt. Übrigens auch dem Marktführer Amazon Web Services, dessen „Technologien in allen relevanten Bereichen um zehn Jahre zurückliegen“.
Nicht ganz so lautstark, aber in der Sache ähnlich überzeugt äußerten sich Anbieter wie IBM, Salesforce, SAP und andere. Warum das Getöse, das plötzlich über den Markt hereinbricht? Der Druck der digitalen Transformation hat dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen bereit sind, Hybrid-Cloud-Szenarien auszuprobieren oder erste Workloads in die Public Cloud zu verlagern. Die Cloud wird als „Enabling Technology“anerkannt: Vorteile in Bereichen wie Geschwindigkeit, Collaboration oder Kosten haben Begehrlichkeiten geweckt – vor allem in den Fachabteilungen, die Druck auf ihre IT-Shops ausüben.
Trotzdem kommt der Zug so schnell wohl nicht ins Rollen. Deutschland ist Open-Source-Land, die Kunden bevorzugen traditionell offene Plattformen (Seite 24). Das Interesse an OpenStack wächst unaufhaltsam, viele Betriebe bauen sich ihre eigene Cloud-Infrastruktur auf. Sie schauen sehr genau hin, wo sie sich von wem abhängig machen.
Herzlich, Ihr Heinrich Vaske, Editorial Director