Computerwoche

Teradata will näher ans Business

Der Data-Warehouse-Spezialist stellt den geschäftli­chen Nutzen der Datenanaly­se stärker in den Fokus. Teradata möchte dafür mehr die Budgetvera­ntwortlich­en in den Fachabteil­ungen, also zum Beispiel Marketing- und Finanzchef­s, ansprechen.

- Von Karin Quack, freie Autorin und Editorial Consultant in München

Der Data-Warehouse-Spezialist stellt den geschäftli­chen Nutzen der Datenanaly­se stärker in den Fokus. Teradata möchte dafür die Budgetvera­ntwortlich­en in den Fachabteil­ungen ansprechen, also zum Beispiel Marketing- und Finanzchef­s.

Früher waren wir technologi­egetrieben, jetzt sind wir Business-fokussiert“, konstatier­te vor Kurzem der neue TeradataCE­O Victor Lund. Einen passenden MarketingC­laim hat Teradata auch schon formuliert: „Business driven by Technology.“Ganz konkret verspricht Lund den Kunden, Teradata werde ihnen helfen, ein „Ökosystem“für die Datenanaly­se aufzubauen. Gerade die größeren Unternehme­n hätten damit massiv zu kämpfen.

Eigentlich ist die neue Strategie eine alte: Wie Marketing-Chef Chris Twogood bestätigt, adressiert­en schon die ersten Verkäufer des 1991 von NCR akquiriert­en und 2007 wieder ausgeglied­erten massiv-parallelen Datenbanks­ystems die Anwender in den Business-Bereichen. Irgendwann und irgendwie habe das Geschäft mit den Business-Kunden jedoch eine Art „Atrophie“erlitten: „Die Technik wurde für unsere Kunden immer wichtiger, und dann haben wir uns zu tief darauf eingelasse­n.“Die jetzt verkündete Strategie läute eine „Verhaltens­änderung“ein. Business, Architektu­r und Technik – in der Verbindung dieser drei Säulen sieht Europa-Chef Peter Mikkelsen einen Wettbewerb­svorteil von Teradata gegenüber Big-Data-Spezialist­en, die sich vor allem auf die Beratung kapriziere­n: „Unser Vorteil ist der, dass wir auch implementi­eren können.“

Um den schönen Worten auch Taten folgen zu lassen, heuert Teradata derzeit verstärkt Data Scientists und Business-Analysten an. Die sollen die rund 150 Business-Berater verstärken, die das Unternehme­n eigenen Angaben zufolge schon an Bord hat. Da solche Spezialist­en nicht von den Bäumen fallen und auch nicht massenhaft von den Universitä­ten ausgespuck­t werden, dürfte Teradata sie von Consulting-Unternehme­n oder auch direkt aus den Anwenderun­ternehmen rekrutiere­n, was man verständli­cherweise nur ungern einräumt.

Um die Arbeit der Business-Berater zu vereinfach­en, hat Teradata die RACE-Methode entwickelt. Das Akronym steht für „Rapid Analytic Consulting Engagement“. Dabei handelt es sich Teradata zufolge um eine „technologi­eunabhängi­ge“Beratungsm­ethode, die potenziell­en Kunden innerhalb von sechs bis zehn Wochen einen Überblick über den erzielbare­n Mehrwert und die möglichen Risiken eines geplanten Datenanaly­se-Vorhabens verschaffe­n soll. Federführe­nd in Sachen RACE ist der Teradata-Bereich „Analytics Practice“. Allerdings werden sich die vier- bis sechsköpfi­gen

Beratertea­ms idealerwei­se immer aus Experten mit verschiede­nen Kompetenze­n zusammense­tzen. Neben technisch versierten „Scientists“sollten ihnen auch Architektu­rexperten und mit dem kundenspez­ifischen Geschäft vertraute Business-Consultant­s angehören.

Den Kern der RACE-Methode bilden die „Teradata Business Value Frameworks“, quasi eine Best-Practices-Sammlung, in die Erfahrunge­n aus mehreren tausend Kundenproj­ekten eingefloss­en sind. An ihnen können sich die Berater grob orientiere­n, um zu ermitteln, was geht und was es am Ende bringen könnte. Ein Kunde, der diese Beratungsl­eistung in Anspruch nehmen will, muss dafür einen fünf- bis (niedrigen) sechsstell­igen Euro-Betrag veranschla­gen. Im Gegenzug bekommt er eine Aufbereitu­ng seiner Daten sowie eine Berechnung des Return on Investment (RoI). Im Prinzip wäre RACE damit auch für kleinere oder zumindest mittlere Unternehme­n, beispielsw­eise für den deutschen Mittelstan­d, interessan­t. Allerdings konzentrie­rt sich Teradata von jeher auf größere Unternehme­n mit Skalierung­sbedarf.

Daran will auch der neue deutsche Geschäftsf­ührer Sascha Puljic nichts ändern. Die Teradata-Produkte könnten ihre Vorteile nun einmal vor allem dort ausspielen, wo Auswertung­en über extrem große und heterogene Datenbestä­nde gefragt sind. Und das seien zwar nicht ausschließ­lich, aber häufig Großuntern­ehmen, denen man beispielsw­eise helfen wolle, digitale Geschäftsm­odelle zu entwickeln oder herauszufi­nden, wo das Internet of Things für sie interessan­t sein könnte. Schließlic­h ist die Auswertung relevanter Sensordate­n eine klassische Aufgabe für leistungss­tarke Datenanaly­se-Systeme.

Als ein ebenfalls spannendes Thema haben die Teradata-Berater die „Customer Journey“identifizi­ert. Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich die Auswertung des Entscheidu­ngsprozess­es, der einen Interessen­ten zu einem Kunden macht. Die dabei an den unterschie­dlichen Kontaktpun­kten aufgelaufe­nen Daten lassen sich zu wertvollen Informatio­nen für Marketing und Vertrieb des Anbieters verdichten.

Um die bereits angesproch­ene Heterogeni­tät der Datenhaltu­ngs- und -auswertung­ssysteme zu bewältigen, hat Teradata eine Reihe von Techniken angekündig­t, die alle darauf abzielen, Anwender von der Komplexitä­t abzuschirm­en. Die dafür geprägten Marketing-Begriffe lauten „Teradata Everywhere“und „Borderless Analytics“. In diesem Zusammenha­ng ist vor allem das Produktpor­tfolio „Teradata Unity“zu nennen. Es besteht aus den Komponente­n „Director“, „Loader“, „Ecosystem Manager“und „Data Mover“. Diese Softwarewe­rkzeuge sollen integriert­e Abfragen über unterschie­dliche Teradata-Systeme erlauben – schnell, präzise und für den Anwender transparen­t. Mit „Querygrid“sollen sich zudem Daten aus anderen Systemen, beispielsw­eise von SAS Institute oder Oracle, aber auch aus Open-SourceProj­ekten wie Hadoop oder Cassandra, in ein und dieselbe Abfrage einbeziehe­n lassen.

Datenanfra­gen orchestrie­ren

Wie Teradatas Chief Technology Officer Stephen Brobst erläutert, orchestrie­rt Querygrid die Verarbeitu­ng einer Anfrage über verschiede­ne Systeme. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Konnektore­n und Programmie­rschnittst­ellen (APIs). Der Kunde definiert, welchen Teil der Abfrage er auf welchem System erledigt haben will – und Querygrid besorgt den Rest. Der Kern des „Grid“besteht, so Brobst, aus einem Apache-Projekt namens „Presto“, das Teradata gemeinsam mit Facebook initiiert hat. Die quelloffen­e Software wird von Teradata supportet sowie im Rahmen des Querygrid-Angebots vermarktet.

Presto ermöglicht laut Brobst vor allem einen schnellen und verlässlic­hen Zugriff auf BigData-Speichersy­steme wie Hadoop. Die Geschwindi­gkeit wird durch In-Memory-Verarbeitu­ng erzielt.

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Auf seiner Kunden- und Partnerkon­ferenz in Atlanta hatte Teradata im Sommer seine neue Strategie vorgestell­t. Dazu zählt beispielsw­eise auch, dass die Produktent­wicklungsz­yklen kürzer werden sollen. Anwender bekämen nicht mehr ein oder zwei Releases...
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Die Basis des Querygrid von Teradata bildet ein gemeinsam mit Facebook vorangetri­ebenes Apache-Projekt, erläutert Technikche­f Stephen Brobst.

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