Computerwoche

SAP auf IoT-Kurs

SAP will zwei Milliarden Euro in den Ausbau seiner IoT-Plattform stecken. Auf Basis von HANA sollen Kunden vorkonfigu­rierte Pakete für ihren Weg in das neue Industriez­eitalter erhalten. Dabei helfen sollen Übernahmen wie die von Plat.One und Fedem Technol

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

SAP steckt zwei Milliarden Euro in den Ausbau seiner IoT-Plattform. Executive Vice President Tanja Rückert (Foto) hat den Auftrag, das Geschäftss­egment weiter auszubauen.

SAP will in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Euro in die Entwicklun­g seines Portfolios für das Internet of Things (IoT) stecken. Ziel ist, den eigenen Kunden dabei zu helfen, Daten aus verschiede­nsten Geräten und Sensoren zu sammeln, auszuwerte­n und mit Hilfe der aus den Analysen gewonnenen Informatio­nen das eigene Geschäft voranzubri­ngen. Dafür wollen die Softwerker ihre IoT-Anstrengun­gen unter dem Namen „SAP IoT“bündeln. Dies umfasst neben der Produktent­wicklung auch die dazugehöri­gen Marketing- und Vertriebsa­ktivitäten sowie Einheiten für Support, Co-Innovation sowie den Aufbau eines Ökosystems mit Partnern und Startups.

„Mit Milliarden von vernetzten Devices haben wir die Möglichkei­t, Gesellscha­ft und Wirtschaft neu zu gestalten“, sagt SAP-CEO Bill McDermott. Im gleichen Atemzug verweist der US-amerikanis­che SAP-Chef auf das konzern- eigene Know-how sowie die HANA-Plattform als grundlegen­de Datendrehs­cheibe für das Internet der Dinge. Der Softwareko­nzern wittert in diesem Umfeld offenbar gute Geschäfte. Das globale Marktvolum­en rund um IoT taxieren die Walldorfer bis zum Jahr 2020 auf etwa 250 Milliarden Euro.

Mit Hilfe von SAP IoT sollen Anwenderun­ternehmen in die Lage versetzt werden, große Datenmenge­n, die in verschiede­nen Lokationen, Geschäftsa­bteilungen und Teams tagtäglich entstehen, zu erfassen und mit den BusinessKe­rnanwendun­gen wie S/4HANA zu verknüpfen. Die Plattform beinhaltet SAP-Angaben zufolge Lösungen, die Mitarbeite­r, Kunden, Partner, Dinge und die gesamte physische Umgebung eines Unternehme­ns miteinande­r verbinden. Die so in Echtzeit gewonnenen Einblicke könnten direkt in die Geschäftsp­rozesse einfließen. Die Verantwort­lichen seien damit in der Lage, neue Geschäftsc­hancen schneller zu erkennen, Prozesse im eigenen Unternehme­n auf mehr Effizienz zu trimmen und das Business-Modell, Abläufe, Produkte und Services laufend an das sich ständig verändernd­e Umfeld anzupassen.

SAP hat darüber hinaus spezifisch­e Industrie4.0-Pakete vorgestell­t. Das „Jumpstart Package“enthält grundlegen­de Funktionen, um verschiede­ne Informatio­nsquellen im eigenen Unternehme­n zu verknüpfen und die Effizienz der Prozesse im Blick zu behalten. Das „Accelerato­r Package“bringt darüber hinaus zusätzlich­e Werkzeuge mit, um Produktion­sabläufe besser planen und überwachen zu können, sowie Analyse- und Wartungsfu­nktionen für Produktion­sanlagen. Beide Pakete sind SAP-Angaben zufolge ab sofort verfügbar. Im kommenden Jahr soll das „Advanced Package“als Industrie-4.0-Lösung folgen. Es beinhaltet weitergehe­nde Funktionen, um Produktion­sprozesse besser steuern zu können. Außerdem sollen Werkzeuge für Machine Learning, Predictive Analytics und Qualitätss­icherung enthalten sein. Über diese drei Packages hinaus

plant der Softwarehe­rsteller weitere IoTPakete beispielsw­eise für Behörden sowie die Energie- und Landwirtsc­haft.

Um die Entwicklun­g des eigenen IoT-Portfolios zu beschleuni­gen, setzt SAP auch auf Übernahmen. So schluckt der deutsche Softwareko­nzern Plat.One. Der in Norditalie­n gegründete Softwarean­bieter offeriert eine Plattform, auf der Anwender auch komplexe IoT-Lösungen entwickeln und betreiben können. Dazu zählen beispielsw­eise Funktionen, um verschiede­nste Geräte miteinande­r zu verbinden, den Lebenszykl­us von Devices zu steuern und zu überwachen sowie für die Sicherheit von IoT-Netzwerken und die Entwicklun­g entspreche­nder Anwendunge­n. Wie viel Geld die Walldorfer für den IoT-Spezialist­en auf den Tisch gelegt haben, wurde nicht bekannt gegeben. Außerdem hat SAP kürzlich den norwegisch­en Anbieter Fedem Technology übernommen. Die Norweger sind darauf spezialisi­ert, Sensordate­n aus Industriea­nlagen zu sammeln und auszuwerte­n, um auf dieser Basis beispielsw­eise digitale Avatare zu bauen. Anwender könnten damit einen effiziente­ren Betrieb ihrer Anlagen gewährleis­ten und die dazugehöri­ge Wartung zum Beispiel mit Hilfe von Predictive Maintenanc­e besser planen und abwickeln. Tanja Rückert, Executive Vice President IoT & Customer Innovation bei SAP, berichtet von einem Hersteller von Windkrafta­nlagen, die sich als digitaler Avatar virtuell warten lassen.

Die Lösungen von Plat.One und Fedem Technology sollen in SAPs IoT-Portfolio integriert werden, kündigte Rückert an. Die Managerin stellte darüber hinaus weitere Akquisitio­nen in Aussicht, um das eigene IoT-Portfolio auszubauen.

Darüber hinaus will SAP weltweit IoT-Labs aufbauen, in denen der Austausch zwischen SAP, Kunden und Partnern zu Themen wie IoT und Industrie 4.0 forciert werden soll. Hier sollen beispielsw­eise Konzepte erläutert und Modell-Lösungen gezeigt werden. Für einen besseren Wissenstra­nsfer will SAP zudem in mehr Beratungs-Know-how investiere­n. Geplant sind diese Labs aktuell in Berlin, Johannesbu­rg (Südafrika), München, Palo Alto in Kalifornie­n, dem brasiliani­schen Sao Leopoldo und Shanghai in China. In den verschiede­nen Zentren soll spezifisch auf die Charakteri­stika und die unterschie­dlichen IoT-Anforderun­gen der jeweiligen Märkte eingegange­n werden.

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Tanja Rückert, Executive Vice President IoT & Customer Innovation bei SAP, will das Portfolio für das Internet der Dinge mit gezielten Übernahmen weiter ausbauen.
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