Im PC-Markt geht (doch) noch was
Intel und AMD beginnen mit neuen CPUs, die PC-Hersteller folgen mit innovativen Produktideen.
Die tiefe Talsohle im weltweiten PC-Geschäft scheint durchschritten zu sein. Die beiden großen Prozessorbauer Intel und AMD haben neue Plattformen vorgestellt. Erwartungsgemäß stehen die Fabrikanten von Desktops und Notebooks mit den entsprechenden Rechnermodellen bereits in den Startlöchern. Für das erste Schaulaufen bot Anfang des Jahres die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas die große Bühne. Die Hersteller zeigten, was Anwender im Verlauf des neuen Jahres an neuen, teils aufsehenerregenden Rechnern und Devices erwarten dürfen.
AMD hofft, mit der CPU-Generation „Ryzen“dem Konkurrenten Intel endlich Paroli bieten zu können. Nachdem der langjährige Herausforderer im Markt für klassische DesktopProzessoren immer mehr ins Hintertreffen geraten war, wollen es die AMD-Verantwortlichen nun noch einmal wissen. Waren bereits im Dezember 2016 erste Details zur neuen Chipfamilie vorgestellt worden, so schien es für die zahlreichen Marktbeobachter ausgemacht, dass AMD zur CES den Schleier weiter lüften würde. Doch diese Erwartungen wurden nur teilweise erfüllt. Nach wie vor verrät AMD nicht, wann und zu welchen Preisen Ryzen auf den Markt kommen wird. Im Lauf des ersten Quartals 2017, hieß es bislang. Insider wollen inzwischen erfahren haben, dass Ryzen Ende Februar an den Start gehen wird. Zugleich dürften dann auch die ersten Ryzen-PCs erhältlich sein.
Klar ist derzeit nur, dass AMD mit seinem Spitzenmodell im Highend-Segment gegen den Erzrivalen Intel punkten möchte. Vier Jahre haben über 1000 Entwickler an der neuen Chipgeneration – bis vor Kurzem unter dem Label „Zen“– gebastelt. Herauskommen soll nun zunächst der Highend-Chip „Summit Ridge“. Die CPU arbeitet mit acht Rechenkernen und einem Basistakt von 3,4 Gigahertz. Im Turbomodus soll der Prozessor abhängig von Auslastung und Leistungsaufnahme die Taktfrequenz noch weiter nach oben fahren können. Dem Chip stehen insgesamt 20 MB Cache zur Seite, 4 MB L2-Cache und 16 MB L3-Cache. Anwender benötigen für die neue Generation neue Motherboards mit dem AM4-Sockel von AMD.
Sind rund um die Ryzen-CPU auch noch viele Fragen unbeantwortet, so nehmen doch wenigstens die AM4-Chipsätze Formen an. Mainboard-Hersteller wie Asus, Asrock, Biostar,
Gigabyte und MSI haben auf der CES bereits AM4-Modelle gezeigt. Der X370-Chipsatz soll als Grundlage für Highend-Rechner dienen. Mit X300- und A300-Boards im kleinformatigen mITX-Faktor sollen PC-Hersteller kompakte Rechner bauen können. Für Mainstream-Rechner hat AMD den B350-Chipsatz im Programm, günstige PCs sollen mit dem A320-Chipsatz auskommen. Jeder Ryzen-Prozessor soll mit jedem Chipsatz kombiniert werden können, hieß es von Seiten des Herstellers.
Außerdem verspricht AMD den Kunden Zukunftssicherheit. Zwar sei mit Ryzen und AM4 ein Plattformwechsel nötig, doch die AM4Plattform soll bis mindestens 2020 aktuell bleiben. AMDs langfristig angelegte Plattformstrategie basiert nach Angaben des Unternehmens darauf, dass die CPUs wie ein System on Chip (SoC) konzipiert seien, in dem viele Techniken, die früher im Mainboard integriert waren, nun in der CPU selbst eingebaut seien. So könnten neue Entwicklungen in die CPU integriert werden, während die darunterliegende Plattform gleich bleibe.
Mit der Chiparchitektur hoffen die AMDVerantwortlichen, wieder den Anschluss zu finden. Das gilt nicht nur für den Desktop- Bereich. Im zweiten Quartal 2017 soll auch ein Server-Prozessor, Codename „Naples“, herauskommen. Und für das zweite Halbjahr 2017 hat AMD mit „Raven Ridge“einen neuen Mobilchip in Aussicht gestellt.
Während AMD-Fans noch warten müssen, kann sich die viel größere Intel-Fraktion bereits über eine Reihe von Rechnern mit neuen Prozessoren freuen. Der weltgrößte Halbleiterhersteller hatte bereits im September 2016 die ersten Dual-Core-CPUs aus der „Kaby-Lake“Reihe für Notebooks und Tablets vorgestellt. Nun folgten auf der CES weitere Varianten für leistungshungrigere Notebooks, Desktop-PCs und Workstations. Flaggschiff ist der Core i77700K, der mit vier Rechenkernen eine Taktrate von 4,2 Gigahertz – im Turbomodus 4,5 Gigahertz – erreicht. Damit rechnet er etwas schneller als sein Vorgänger Core i7-6700K aus der Skylake-Reihe.
Mit Kaby Lake verändert Intel seinen sogenannten Tick-Tock-Rhythmus. Nach der neuen Architektur mit „Haswell“folgte mit Broadwell eine neue Fertigungstechnik (14 Nanometer). Nachdem mit „Skylake“wieder eine neue Architektur Einzug hielt, hätte eigentlich mit Kaby Lake eine neue Fertigungstechnik folgen
sollen. Das ist jedoch nicht der Fall. Es bleibt beim 14-Nanometer-Verfahren. Damit lässt sich Kaby Lake am ehesten als verfeinerte und optimierte Skylake-Variation interpretieren. Neben leichten Leistungsverbesserungen und geringerem Stromverbrauch spielt sich die augenfälligste Veränderung noch im Grafikbereich der Mobilprozessoren ab. Hier sollen die Kaby-Lake-CPUs eine verbesserte Darstellung von 4K-Videos erlauben.
Skylake, Kaby Lake, Coffee Lake, Ice Lake
Intel bleibt vermutlich für die nähere Zukunft seiner „Lake“-Tradition treu. Als Nachfolger für seine Prozessoren aus der Skylake- (sechste Generation) und Kaby-Lake-Reihe (siebte Generation) soll die nächste Generation „Coffee Lake“heißen. An dem Fertigungsverfahren mit 14 Nanometern soll sich nichts ändern. Ansonsten kursieren über Coffee Lake nur Spekulationen. Angeblich soll die DesktopVariante bis zu sechs Rechenkerne enthalten. Den nächsten größeren Schritt in seiner CPUEntwicklung will Intel danach mit „Ice Lake“machen.
Intel gewährte den CES-Besuchern über Kaby Lake hinaus auch erste Einblicke in die kommenden Entwicklungen. So präsentierte IntelChef Brian Krzanich einen Notebook-TabletHybriden mit dem für Ende 2017 avisierten Prozessor„Cannon Lake“. Dieser soll im ZehnNanometer-Verfahren gefertigt werden und seinen Platz in energiesparenden kompakten und dünnen Mobilrechnern finden. In diesem Segment hat Intel harte Konkurrenz. Qualcomm hat auf der CES den „Snapdragon 835“vorgestellt. Auch dieser Chip lässt sich durch die nur zehn Nanometer dicken Strukturbreiten extrem kompakt fertigen und soll ein Viertel weniger Energie als seine Vorgänger benötigen. Neben acht ARM-Kernen, die mit maximal 2,45 Gigahertz Taktrate arbeiten, sind ein WLAN-Chip, ein LTE-Modul, das 1 Gbit/s Bandbreite bietet, sowie ein leistungsstärkerer Adreno-Grafikchip in dem Prozessor verbaut. Mit Hilfe einer Emulationsfunktion für x86-Code soll der Chip auch Rechner mit Microsofts Windows 10 antreiben können.
Zu den Herstellern, die bereits Kaby-Lake-basierte Rechner bauen, gehört HP. Business-Anwender adressiert der Anbieter mit dem neuen „Elitebook x360“13. Der Notebook-TabletHybride bietet einen 13-Zoll-Touchscreen, der sich komplett umklappen lässt und je nach Modell Full-HD- (1920 mal 1080 Pixel) oder 4K-Auflösung (3480 mal 2160 Pixel) bietet. Der Clou: Mit der „SureView“-Funktion lässt sich durch Tastendruck der Einblickwinkel des Displays begrenzen, so dass etwa Sitznachbarn im Zug oder Flugzeug nicht mitlesen können. Mit seinem gerade eineinhalb Zentimeter dicken Gehäuse kommt das Elitebook auf ein Gewicht von 1,3 Kilogramm. Der Akku soll 15 Stunden durchhalten.
Auch das „HP Spectre x360 15“stattet HP mit neuer Technik aus. Neben Intel-CPUs der neuesten Generation integriert das überarbeitete Modell nun einen Zusatz-Grafikchip (Nvidia GeForce 940MX). Damit schafft das 15,6 Zoll große Display, das sich ebenfalls umklappen lässt, eine 4K-Auflösung. Der 18 Millimeter dicke Rechner soll eine Laufzeit von bis 13 Stunden aufweisen. Ab Ende Januar ist das neue Spectre-Modell hierzulande ab etwa 1600 Euro zu haben.
Lenovo hat seine „Thinkpad-X1“-Familie mit Intels neuer CPU-Generation überarbeitet. Das 14-Zoll-Modell „Thinkpad X1 Carbon“ist kompakter und mit nur noch 1,13 Kilogramm etwas leichter geworden. Ab Februar könnten Kunden das Leichtgewicht, das mit einer Akkuladung bis zu zwölf Stunden durchhalten soll, für Preise ab 1600 Euro kaufen. Mit mindestens 1800 Euro kommt die Hybridvariante
„Thinkpad X1 Yoga“etwas teurer. Das TouchDisplay lässt sich vollständig herumklappen. Damit die Tasten im Tablet-Betrieb nicht stören, werden sie in das Gehäuse eingezogen. Das ebenfalls auf Kaby Lake aktualisierte „Thinkpad X1 Tablet“soll 1700 Euro kosten, ein Starttermin steht allerdings noch nicht fest. Die bereits existierenden Zusatzmodule wie magnetisch haftende Tastaturen und Zusatzakkus sollen auch für die neue Tablet-Varianten passen.
Auch seinen Surface-Pro-Konkurrenten „Miix 720“stattet Lenovo mit Kaby-Lake-CPUs aus. Das Tablet mit ansteckbarer Tastatur bringt ein zwölf Zoll großes Display mit und lässt sich auch über den Touchscreen mit 3:2-Anzeige (2880 mal 1920 Pixel) bedienen. Dafür bietet der Hersteller den Stift „Active Pen 2“, der in der neuen Ausführung einen Druckknopf am oberen Ende mitbringt, mit dessen Hilfe sich einzelne Funktionen wie Microsofts WindowsSprachassistentin Cortana aufrufen lassen. Ab April sei der Rechner für Preise ab 1300 Euro hierzulande zu haben, hieß es.
Gaming-Boliden mit neuer CPU-Power
Weitere Rechner mit den neuen Intel-CPUs sind die neuen Dell-Modelle aus der XPS15-Reihe, die zusätzlich einen eigenen Grafikchip vom Typ Nvidia Geforce 1050 bieten. Dafür soll es auch mit dem „Precision 5520“eine Profiversion geben mit mobilen XeonProzessoren und schnellerer Quadro-Grafik. Asus zeigte sein „Zenbook 3 Deluxe“mit 16 GB RAM und 1 TB Flash-Speicher. Der knapp 13 Millimeter dicke Mobilrechner im 14-Zoll-Format kommt auf ein Gewicht von einem guten Killogramm und soll ab Mai in den USA für 1700 Dollar zu kaufen sein.
Neben den Business-Notebooks standen vor allem mobile Gaming-Rechner auf der CES im Rampenlicht. Beispielsweise hat MSI angekündigt, seine komplette Gaming-Notebook-Reihe auf Kaby Lake umzurüsten. Nach Dell mit „Alienware“und Acer mit „Predator“hat nun auch Lenovo das eigene PC-Gaming-Label „Legion“herausgebracht. Erste Kaby-Lake-Vertreter in Las Vegas waren die 15,6 Zoll großen Notebooks „Y520“und „Y720“.
Predator bietet gekrümmtes Display
Highlight in diesem Segment war auf der CES jedoch der „Predator 21 X“von Acer. Neben einem Kaby-Lake-Core-i7-7820HK-Chip arbeitet der Rechenbolide mit 64 GB RAM sowie zwei Highend-Grafikchips vom Typ Geforce GTX 1080 und bietet Platz für insgesamt vier SSDs. Das gekrümmte Display hat eine Bilddiagonale von 21 Zoll. Mit einem Gewicht von rund 4,4 Kilogramm lädt der Predator allerdings kaum dazu ein, herumgeschleppt zu werden. Die Rechenpower schlägt sich auch auf die Laufzeit nieder. Gerade einmal drei Stunden soll das Rechenmonster ohne Steckdose durchhalten. Wer sich den Gaming-Spaß gönnen möchte, muss sich noch bis Februar gedulden – und dann stolze 9000 Dollar auf den Tisch legen.
Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte kann auf Acers Einsteigermodell „Aspire VX 15“zurückgreifen. Der Rechner arbeitet mit einem Vier-Kern-Kaby-Lake-Prozessor, bis zu 32 GB RAM, SSDs mit bis zu 512 GB Speichplatz sowie ergänzenden Festplatten mit 1 TB Volumen, und einem NvidiaGeForce-GTX-1050-Grafikchip. Ab Ende Januar soll das Notebook mit 15,6 Zoll-Display für Preise ab 1000 Euro hierzulande erhältlich sein. Auch Asus will im Januar vergleichbare Gaming-Notebooks herausbringen. Die beiden Modelle „RoG Strix GL 553“(15,6 Zoll) und „GL 753“(17,3 Zoll) arbeiten mit neuen Quad-Core-CPUs von Intel und setzen ebenfals separate Mittelklasse-Grafikchips der Variante GeForce 1050 von Nvidia ein.
Auch im vermeintlich langweiligen DesktopBereich tut sich etwas. Nachdem Microsoft bereits im Herbst 2016 mit seinem Surface Studio für Aufsehen gesorgt hat, zogen nun andere Hersteller nach. Dell positioniert zum Beispiel
„Canvas“als Konkurrenz zu Microsoft. Doch anders als das Surface Studio beinhaltet Canvas keinerlei Rechenpower. Anwender müssen einen PC via Typ-C-Kabel – überträgt DisplayPort-und USB-Signale parallel – an das Display anschließen. Canvas besteht aus einem 27 Zoll großen Touchscreen mit einer QHD-Ausflösung von 2560 mal 1440 Pixel. Anwender können das Display in unterschiedlichen Positionen platzieren – herkömmlich als Bildschirm, pultartig geneigt und flach auf dem Tisch liegend. Bedienen lässt sich die Kombi per Finger- oder Stifteingabe. Wie Microsoft mit dem Surface Dial bietet auch Dell für den Canvas Drehregler an, sogenannte Totems, die sich auf oder neben dem Display positionieren lassen, um beispielsweise Kreativanwendungen wie Videoschnitt effizienter bearbeiten zu können. In den USA soll Canvas ab Ende März für rund 1800 Dollar zu haben sein. Preise und Verfügbarkeit für Deutschland sind noch nicht bekannt.
HP zeigte den All-in-One-PC „Sprout Pro G2“. Neben einem Kaby-Lake-Core-i7-Prozessor kommen 16 GB Arbeitsspeicher und eine 512 GB fassende SSD zum Einsatz. Bedienen lässt sich der Sprout über den 24 Zoll großen Touchscreen beziehungsweise eine vor dem Rechner liegende Touch-Matte mit 21 Zoll Diagonale. Der hier integrierte Sensor soll bis zu 20 Berührungen gleichzeitig auswerten und in Bedienoperationen umsetzen können. Ein über dem Display positionierter Projektor wirft sein Bild auf die Matte und dient so als zweite Anzeige. Darüber hinaus verfügt der Rechner über eine eingebaute 3D-Kamera, mit deren Hilfe sich Objekte dreidimensional scannen und digitalisieren lassen sollen. Der Sprout Pro G2 soll ab März zu haben sein. Über die Preise wollte HP bis dato noch nichts verraten.
Amazon Alexa – der heimliche CES-Star
Auch vernetzte Geräte aller Art hatten auf der CES ihren großen Auftritt. Im Mittelpunkt vieler Neuvorstellungen stand Amazons digitale Assistentin Alexa. Beispielsweise hat Lenovo einen neuen Smart-Home-Lautsprecher vorgestellt, der auf Alexa basiert. Volkswagen und Ford wollen Amazons digitalen Assistenten in ihre Fahrzeuge integrieren, und auch LG plant für seinen smarten Kühlschrank mit Alexa. Es sind nur einige Beispiele dafür, dass Amazon in Sachen Digital Assistant einiges richtig gemacht hat. Seit der Online-Händler im vergangenen Jahr die Schnittstellen offengelegt hat, werkeln zahlreiche Tech-Unternehmen fieberhaft an der Integration von Alexa in ihren Produkten. In Las Vegas jedenfalls präsentierte sich Amazons KI-Lösung als klarer Sieger unter den Digital Assistants.
Was das für die Zukunft der Konkurrenten – namentlich Apple Siri, Microsoft Cortana und Google Assistant – bedeutet, bringt Werner Goertz, Research Director bei Gartner, auf den Punkt: „Diese Unternehmen müssen damit anfangen, es Amazon gleichzutun. Noch ist nichts verloren, aber je länger die Konkurrenz – insbesondere Cortana und Siri – zögert, desto aussichtsloser wird dieses Unterfangen.“
Der Schlüssel für den Erfolg von Alexa liegt auch darin, dass Amazon den Geräteherstellern bereits das entsprechende Software-Development-Kit (SDK) an die Hand gibt, um Hardware mit Alexa-Integration bauen zu können. Durch den frühen Vorstoß konnte Amazon zum Beispiel den Deal mit Volkswagen unter Dach und Fach bringen: Ein Sprecher des Autobauers bestätigte, dass die frühe Bereitstellung des Alexa-SDK der wesentliche Grund dafür sei, dass künftig Amazons Assistenzsystem in VW-Fahrzeugen den Ton angibt und nicht der Google Assistant. Ein weiterer Pluspunkt für Alexa: Amazons Echo-Lautsprecher lassen sich mit Alexa als Smart-Home-Hub verwenden und bringen Devices verschiedenster Hersteller zusammen – ohne dass diese direkt miteinander verbunden sein müssen.
Die Konkurrenz verfolgt unterdessen andere Ansätze: Aus der Perspektive von Microsoft ist Alexas Vorsprung der strategischen Ausrichtung geschuldet. So sagte Ryan Gavin, General Manager bei Microsoft, dass sein Unternehmen nicht an einem Rennen um die meisten Integrationen interessiert sei. Microsoft setze stattdessen auf gezielte Integrationen, die zu
Cortanas Mission passten – Ziel sei mehr Produktivität. Google scheint dagegen mit dem Kauf des Smart-Home-Anbieters Nest im Jahr 2014 ein wenig das große Ganze aus den Augen verloren zu haben. Das glaubt zumindest Analyst Patrick Moorhead von Moor Insights & Strategy. Microsoft dagegen, so Moorhead weiter, habe Wichtigeres zu tun gehabt – etwa die Entwicklung weiterer KI-Implementationen: „Cortana ist Weltklasse, hat aber kein SmartHome-Ökosystem, dass sie steuern kann – bislang.“Der Experte geht davon aus, dass sich Microsoft und Google auf lange Sicht in Sachen Digital Assistant durchsetzen werden, zumindest wenn es um PCs, Smartphones und Tablets geht.
VR und AR erobern die Smartphones
Traditionell spielte auch das Thema Mobile auf der CES eine große Rolle. Auch wenn viele Hersteller wenige Wochen vor dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona die Katze noch nicht ganz aus dem Sack lassen wollten, bekamen die Besucher doch zumindest einen Eindruck davon, was in den kommenden Monaten an Neuigkeiten in Sachen Smartphone zu erwarten ist. Blackberry/Alcatel-TCL zeigte in Las Vegas zwar die nächste Version des Smartphone mit Tastatur, ging aber nicht weiter ins Detail. Offiziell soll das neue Blackberry seine Premiere im März auf dem Mobile World Congress feiern. Allgemein wird jedoch davon ausgegangen, dass das neue Modell „DTEK70“heißen wird – was nach „DTEK50“und „DTEK60“keinen sonderlich wundern würde. Gleichzeitig heißt es mit dem DTEK 70 auch Abschied nehmen. Es ist das letzte Modell, das noch von Blackberry entwickelt wurde, denn Smartphone-Software sowie Service-Suite wurden komplett an den chinesischen Elektronikkonzern TCL lizenziert.
Einen ähnlichen Kurs scheint man auch bei Huawei zu fahren. Während Huawei offiziell keine neuen Phones zeigte, stellte Tochter Honor auf der CES das „Honor 6X“vor, ein typisches Mittelklasse-Smartphone. Auffälligstes Merkmal ist die Dual-Kamera mit 2 MP Bildsensor zur Tiefenmessung. Herzstück des Geräts ist der Octa-Core-Prozessor „Kirin 655“. Auch wenn Huawei selbst keine neuen Smartphones im CES-Gepäck hatte, sorgten die Chinesen für Aufsehen. Der Hersteller will sein Spitzenmodell „Mate 9“nun auch in den USA auf den Markt bringen und bläst damit zum Angriff auf die beiden Marktführer Samsung und Apple. „Wir haben die Chance, 2017 unter die ersten Zwei vorzustoßen“, verkündete vollmundig Huawei-CEO Richard Yu. Dafür will der Konzern seine Smartphones intelligenter machen. Helfen sollen dabei Kooperationen mit anderen Branchengrößen. So ergänzt Huawei sein Mate 9 per App mit Amazons digitaler Assistentin Alexa. Nutzer sollen damit ihre Aufgaben einfach per Sprachbefehl erledigen können. Auch Googles Virtual-Reality-Plattform Daydream ist in dem Highend-Gerät integriert. Dazu haben die Chinesen auch gleich eine eigene VR-Brille entwickelt. Der im Mate 9 arbeitende Chip „Kirin 960“wurde darüber hinaus auch für Googles Augmented-Reality(AR-)System Tango nachgerüstet. Bei Tango handelt es sich um eine Reihe von Sensoren und eine Bildverarbeitungssoftware von Google, die AR für Smartphones ermöglicht.
Auch bei Asus spielen Virtual Reality (VR) und AR eine wichtige Rolle. Eigenen Angaben zufolge gelang dem Hersteller der Coup, mit dem „Zenfone AR“das weltweit erste Smartphone vorzustellen, das sowohl Tango als auch Daydream unterstützt. Das 5,7 Zoll große Gerät wurde eigens für diesen Zweck entwickelt. Ein spezielles Kamerasystem auf der Rückseite des Smartphones sammelt die notwendigen Informationen und filmt die Umwelt. Dagegen liegt der Schwerpunkt beim neuen „Zenfone 3 Zoom“mehr auf der Kamera. Das 5,5 Zoll große Gerät verfügt über ein Dual-Kamera-System mit jeweils 12 Megapixel. Unterschiedlich sind die Brennweiten mit 25 und 59 Millimetern. Ansonsten reiht sich das Zenfone 3 technisch eher in die Mittelklasse ein.
Einen ganzen Sack an neuen Smartphones hat LG dieses Jahr mit nach Las Vegas gebracht. Die Koreaner zeigten gleich fünf neue Modelle. Vier gehören zur „K“-Reihe (K3, K4, K8, K10). Nummer fünf ist das neue „Stylus 3“. Hier hebt LG vor allem die Stiftbedienung hervor und lobt das Schreibgefühl. Offen ist noch, welche der Modelle in Deutschland erhältlich sein werden. Fest steht bislang lediglich, dass das K4, K8 und K10 für den deutschen Markt vorgesehen sind. Mit den Modellen will LG die wachsende Nachfrage nach MittelklasseSmartphones erfüllen.
Eher ungeduldig war dagegen Samsung. Das Unternehmen schien nicht warten zu wollen und präsentierte das „Galaxy A3“sowie das „A5“schon Tage vor der Messe. Im Rahmen der CES wurde zudem bekannt, dass die Samsungs Wearables „Gear S3“, „Gear S2“und „Gear Fit2“bald mit dem Betriebssystem iOS kompatibel sein sollen. Nach eigenen Angaben befinden sich die Koreaner in der letzten Testphase.
Ruhiger war es dagegen auf der CES rund um Wearables und Tablets. Wurde hier in den letzten Jahren noch ein wahres Neuheiten-Feuerwerk abgebrannt, so waren in diesem Jahr nur vereinzelt neue Gadgets wie der „Motiv Ring“zu sehen. Als Smart Ring für den Finger konzipiert, soll er die klassischen Fitness- und Activity-Tracker am Arm ersetzen. Doch hatte die CES auch 2017 wieder einige Kuriositäten und Hingucker zu bieten. Viel Aufmerksamkeit zog zum Beispiel der Hausroboter „Kuri“des von
Bosch finanzierten US-amerikanischen Startups Mayfield Robotics auf sich. Der Funktionsumfang des Geräts hält sich indes in Grenzen. Die Entwickler sehen Kuri eher als elektronisches Familienmitglied. Der Roboter soll Menschen erkennen und ihnen auf Befehl folgen können.
Revell hat die Mini-Foto-Drohne „C-me“vorgestellt. Die integrierte Kamera schießt SelfieFotos und kann diese noch während des Flugs in verschiedenen Social-Media-Kanälen posten. Über eine Follow-me-Funktion soll der fliegende Begleiter immer die richtige Person im Blickfeld haben. Ein Knopfdruck auf dem Smartphone, und C-me kehrt automatisch zum Lenker zurück.
Whitings zeigte eine in Kooperation mit Kérastase und L‘Oréal entwickelte intelligente Haarbürste. Sensoren könnten die Haare hinsichtlich Dichte und Qualität analysieren, hieß es. Beispielsweise sei ein Mikrofon integriert, dass die Geräusche während des Bürstens untersucht. Das lasse den Entwicklern zufolge Rückschlüsse auf spröde und zu trockene Haare zu. Anhand der so gesammelten Informationen erhielten Nutzer von der zugehörigen App Pflegetipps. Dazu passt der smarte Spiegel „HiMirror“des gleichnamigen Herstellers. Mit Hilfe einer Kamara erfasst das Gerät das Gesicht und analysiert dabei Falten, Flecken und Porenbeschaffenheit. So entdeckt HiMirror Problemzonen und kann Tipps für die Schönheitspflege geben. Ganz andere Dinge scannt der „Genican“. Angebracht am Rand des Mülleimers, liest das Gerät die Barcodes der weggeworfenen Verpackungen ein und kann darauf aufbauend eine Liste für den nächsten Einkauf aufstellen.
Der smarte Fahrradhelm von Coros ermöglicht es, beim Radfahren Musik ohne Lautsprecher in den Ohren zu hören. Dazu nutzt das Device die Leitfähigkeit menschlicher Knochen, die Ohren bleiben trotz Beschallung frei für Umwelteinflüsse. Ein integriertes Notfallsystem sorgt zudem dafür, dass ein Alert an einen Notfallkontakt verschickt wird, sobald die Sensoren einen Aufprall wahrnehmen. Erleichterung für Diabetiker könnte ein Armband von PKVitality bringen. Mikronadeln an der Innenseite des „K‘Track Glucose“analysieren die Gewebsflüssigkeit direkt unter der Haut. Auf einem Display wird kontinuierlich der aktuelle Blutzuckerspiegel angezeigt. Der lästige Pieks wäre dann unnötig.
Die Strahlenschutzunterhose „Spartan“von Spartan Underwear ist mit Silber beschichtet und soll nach Angaben der Entwickler fast sämtliche Handy- und WLAN-Strahlen abhalten. Wer um die Qualität seiner Spermien besorgt ist, kann die neue Hightech-Unterhose für 45 Dollar ordern.