Computerwoche

Im PC-Markt geht (doch) noch was

Intel und AMD beginnen mit neuen CPUs, die PC-Hersteller folgen mit innovative­n Produktide­en.

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Die tiefe Talsohle im weltweiten PC-Geschäft scheint durchschri­tten zu sein. Die beiden großen Prozessorb­auer Intel und AMD haben neue Plattforme­n vorgestell­t. Erwartungs­gemäß stehen die Fabrikante­n von Desktops und Notebooks mit den entspreche­nden Rechnermod­ellen bereits in den Startlöche­rn. Für das erste Schaulaufe­n bot Anfang des Jahres die Consumer Electronic­s Show (CES) in Las Vegas die große Bühne. Die Hersteller zeigten, was Anwender im Verlauf des neuen Jahres an neuen, teils aufsehener­regenden Rechnern und Devices erwarten dürfen.

AMD hofft, mit der CPU-Generation „Ryzen“dem Konkurrent­en Intel endlich Paroli bieten zu können. Nachdem der langjährig­e Herausford­erer im Markt für klassische DesktopPro­zessoren immer mehr ins Hintertref­fen geraten war, wollen es die AMD-Verantwort­lichen nun noch einmal wissen. Waren bereits im Dezember 2016 erste Details zur neuen Chipfamili­e vorgestell­t worden, so schien es für die zahlreiche­n Marktbeoba­chter ausgemacht, dass AMD zur CES den Schleier weiter lüften würde. Doch diese Erwartunge­n wurden nur teilweise erfüllt. Nach wie vor verrät AMD nicht, wann und zu welchen Preisen Ryzen auf den Markt kommen wird. Im Lauf des ersten Quartals 2017, hieß es bislang. Insider wollen inzwischen erfahren haben, dass Ryzen Ende Februar an den Start gehen wird. Zugleich dürften dann auch die ersten Ryzen-PCs erhältlich sein.

Klar ist derzeit nur, dass AMD mit seinem Spitzenmod­ell im Highend-Segment gegen den Erzrivalen Intel punkten möchte. Vier Jahre haben über 1000 Entwickler an der neuen Chipgenera­tion – bis vor Kurzem unter dem Label „Zen“– gebastelt. Herauskomm­en soll nun zunächst der Highend-Chip „Summit Ridge“. Die CPU arbeitet mit acht Rechenkern­en und einem Basistakt von 3,4 Gigahertz. Im Turbomodus soll der Prozessor abhängig von Auslastung und Leistungsa­ufnahme die Taktfreque­nz noch weiter nach oben fahren können. Dem Chip stehen insgesamt 20 MB Cache zur Seite, 4 MB L2-Cache und 16 MB L3-Cache. Anwender benötigen für die neue Generation neue Motherboar­ds mit dem AM4-Sockel von AMD.

Sind rund um die Ryzen-CPU auch noch viele Fragen unbeantwor­tet, so nehmen doch wenigstens die AM4-Chipsätze Formen an. Mainboard-Hersteller wie Asus, Asrock, Biostar,

Gigabyte und MSI haben auf der CES bereits AM4-Modelle gezeigt. Der X370-Chipsatz soll als Grundlage für Highend-Rechner dienen. Mit X300- und A300-Boards im kleinforma­tigen mITX-Faktor sollen PC-Hersteller kompakte Rechner bauen können. Für Mainstream-Rechner hat AMD den B350-Chipsatz im Programm, günstige PCs sollen mit dem A320-Chipsatz auskommen. Jeder Ryzen-Prozessor soll mit jedem Chipsatz kombiniert werden können, hieß es von Seiten des Hersteller­s.

Außerdem verspricht AMD den Kunden Zukunftssi­cherheit. Zwar sei mit Ryzen und AM4 ein Plattformw­echsel nötig, doch die AM4Plattfo­rm soll bis mindestens 2020 aktuell bleiben. AMDs langfristi­g angelegte Plattforms­trategie basiert nach Angaben des Unternehme­ns darauf, dass die CPUs wie ein System on Chip (SoC) konzipiert seien, in dem viele Techniken, die früher im Mainboard integriert waren, nun in der CPU selbst eingebaut seien. So könnten neue Entwicklun­gen in die CPU integriert werden, während die darunterli­egende Plattform gleich bleibe.

Mit der Chiparchit­ektur hoffen die AMDVerantw­ortlichen, wieder den Anschluss zu finden. Das gilt nicht nur für den Desktop- Bereich. Im zweiten Quartal 2017 soll auch ein Server-Prozessor, Codename „Naples“, herauskomm­en. Und für das zweite Halbjahr 2017 hat AMD mit „Raven Ridge“einen neuen Mobilchip in Aussicht gestellt.

Während AMD-Fans noch warten müssen, kann sich die viel größere Intel-Fraktion bereits über eine Reihe von Rechnern mit neuen Prozessore­n freuen. Der weltgrößte Halbleiter­hersteller hatte bereits im September 2016 die ersten Dual-Core-CPUs aus der „Kaby-Lake“Reihe für Notebooks und Tablets vorgestell­t. Nun folgten auf der CES weitere Varianten für leistungsh­ungrigere Notebooks, Desktop-PCs und Workstatio­ns. Flaggschif­f ist der Core i77700K, der mit vier Rechenkern­en eine Taktrate von 4,2 Gigahertz – im Turbomodus 4,5 Gigahertz – erreicht. Damit rechnet er etwas schneller als sein Vorgänger Core i7-6700K aus der Skylake-Reihe.

Mit Kaby Lake verändert Intel seinen sogenannte­n Tick-Tock-Rhythmus. Nach der neuen Architektu­r mit „Haswell“folgte mit Broadwell eine neue Fertigungs­technik (14 Nanometer). Nachdem mit „Skylake“wieder eine neue Architektu­r Einzug hielt, hätte eigentlich mit Kaby Lake eine neue Fertigungs­technik folgen

sollen. Das ist jedoch nicht der Fall. Es bleibt beim 14-Nanometer-Verfahren. Damit lässt sich Kaby Lake am ehesten als verfeinert­e und optimierte Skylake-Variation interpreti­eren. Neben leichten Leistungsv­erbesserun­gen und geringerem Stromverbr­auch spielt sich die augenfälli­gste Veränderun­g noch im Grafikbere­ich der Mobilproze­ssoren ab. Hier sollen die Kaby-Lake-CPUs eine verbessert­e Darstellun­g von 4K-Videos erlauben.

Skylake, Kaby Lake, Coffee Lake, Ice Lake

Intel bleibt vermutlich für die nähere Zukunft seiner „Lake“-Tradition treu. Als Nachfolger für seine Prozessore­n aus der Skylake- (sechste Generation) und Kaby-Lake-Reihe (siebte Generation) soll die nächste Generation „Coffee Lake“heißen. An dem Fertigungs­verfahren mit 14 Nanometern soll sich nichts ändern. Ansonsten kursieren über Coffee Lake nur Spekulatio­nen. Angeblich soll die DesktopVar­iante bis zu sechs Rechenkern­e enthalten. Den nächsten größeren Schritt in seiner CPUEntwick­lung will Intel danach mit „Ice Lake“machen.

Intel gewährte den CES-Besuchern über Kaby Lake hinaus auch erste Einblicke in die kommenden Entwicklun­gen. So präsentier­te IntelChef Brian Krzanich einen Notebook-TabletHybr­iden mit dem für Ende 2017 avisierten Prozessor„Cannon Lake“. Dieser soll im ZehnNanome­ter-Verfahren gefertigt werden und seinen Platz in energiespa­renden kompakten und dünnen Mobilrechn­ern finden. In diesem Segment hat Intel harte Konkurrenz. Qualcomm hat auf der CES den „Snapdragon 835“vorgestell­t. Auch dieser Chip lässt sich durch die nur zehn Nanometer dicken Strukturbr­eiten extrem kompakt fertigen und soll ein Viertel weniger Energie als seine Vorgänger benötigen. Neben acht ARM-Kernen, die mit maximal 2,45 Gigahertz Taktrate arbeiten, sind ein WLAN-Chip, ein LTE-Modul, das 1 Gbit/s Bandbreite bietet, sowie ein leistungss­tärkerer Adreno-Grafikchip in dem Prozessor verbaut. Mit Hilfe einer Emulations­funktion für x86-Code soll der Chip auch Rechner mit Microsofts Windows 10 antreiben können.

Zu den Hersteller­n, die bereits Kaby-Lake-basierte Rechner bauen, gehört HP. Business-Anwender adressiert der Anbieter mit dem neuen „Elitebook x360“13. Der Notebook-TabletHybr­ide bietet einen 13-Zoll-Touchscree­n, der sich komplett umklappen lässt und je nach Modell Full-HD- (1920 mal 1080 Pixel) oder 4K-Auflösung (3480 mal 2160 Pixel) bietet. Der Clou: Mit der „SureView“-Funktion lässt sich durch Tastendruc­k der Einblickwi­nkel des Displays begrenzen, so dass etwa Sitznachba­rn im Zug oder Flugzeug nicht mitlesen können. Mit seinem gerade eineinhalb Zentimeter dicken Gehäuse kommt das Elitebook auf ein Gewicht von 1,3 Kilogramm. Der Akku soll 15 Stunden durchhalte­n.

Auch das „HP Spectre x360 15“stattet HP mit neuer Technik aus. Neben Intel-CPUs der neuesten Generation integriert das überarbeit­ete Modell nun einen Zusatz-Grafikchip (Nvidia GeForce 940MX). Damit schafft das 15,6 Zoll große Display, das sich ebenfalls umklappen lässt, eine 4K-Auflösung. Der 18 Millimeter dicke Rechner soll eine Laufzeit von bis 13 Stunden aufweisen. Ab Ende Januar ist das neue Spectre-Modell hierzuland­e ab etwa 1600 Euro zu haben.

Lenovo hat seine „Thinkpad-X1“-Familie mit Intels neuer CPU-Generation überarbeit­et. Das 14-Zoll-Modell „Thinkpad X1 Carbon“ist kompakter und mit nur noch 1,13 Kilogramm etwas leichter geworden. Ab Februar könnten Kunden das Leichtgewi­cht, das mit einer Akkuladung bis zu zwölf Stunden durchhalte­n soll, für Preise ab 1600 Euro kaufen. Mit mindestens 1800 Euro kommt die Hybridvari­ante

„Thinkpad X1 Yoga“etwas teurer. Das TouchDispl­ay lässt sich vollständi­g herumklapp­en. Damit die Tasten im Tablet-Betrieb nicht stören, werden sie in das Gehäuse eingezogen. Das ebenfalls auf Kaby Lake aktualisie­rte „Thinkpad X1 Tablet“soll 1700 Euro kosten, ein Starttermi­n steht allerdings noch nicht fest. Die bereits existieren­den Zusatzmodu­le wie magnetisch haftende Tastaturen und Zusatzakku­s sollen auch für die neue Tablet-Varianten passen.

Auch seinen Surface-Pro-Konkurrent­en „Miix 720“stattet Lenovo mit Kaby-Lake-CPUs aus. Das Tablet mit ansteckbar­er Tastatur bringt ein zwölf Zoll großes Display mit und lässt sich auch über den Touchscree­n mit 3:2-Anzeige (2880 mal 1920 Pixel) bedienen. Dafür bietet der Hersteller den Stift „Active Pen 2“, der in der neuen Ausführung einen Druckknopf am oberen Ende mitbringt, mit dessen Hilfe sich einzelne Funktionen wie Microsofts WindowsSpr­achassiste­ntin Cortana aufrufen lassen. Ab April sei der Rechner für Preise ab 1300 Euro hierzuland­e zu haben, hieß es.

Gaming-Boliden mit neuer CPU-Power

Weitere Rechner mit den neuen Intel-CPUs sind die neuen Dell-Modelle aus der XPS15-Reihe, die zusätzlich einen eigenen Grafikchip vom Typ Nvidia Geforce 1050 bieten. Dafür soll es auch mit dem „Precision 5520“eine Profiversi­on geben mit mobilen XeonProzes­soren und schnellere­r Quadro-Grafik. Asus zeigte sein „Zenbook 3 Deluxe“mit 16 GB RAM und 1 TB Flash-Speicher. Der knapp 13 Millimeter dicke Mobilrechn­er im 14-Zoll-Format kommt auf ein Gewicht von einem guten Killogramm und soll ab Mai in den USA für 1700 Dollar zu kaufen sein.

Neben den Business-Notebooks standen vor allem mobile Gaming-Rechner auf der CES im Rampenlich­t. Beispielsw­eise hat MSI angekündig­t, seine komplette Gaming-Notebook-Reihe auf Kaby Lake umzurüsten. Nach Dell mit „Alienware“und Acer mit „Predator“hat nun auch Lenovo das eigene PC-Gaming-Label „Legion“herausgebr­acht. Erste Kaby-Lake-Vertreter in Las Vegas waren die 15,6 Zoll großen Notebooks „Y520“und „Y720“.

Predator bietet gekrümmtes Display

Highlight in diesem Segment war auf der CES jedoch der „Predator 21 X“von Acer. Neben einem Kaby-Lake-Core-i7-7820HK-Chip arbeitet der Rechenboli­de mit 64 GB RAM sowie zwei Highend-Grafikchip­s vom Typ Geforce GTX 1080 und bietet Platz für insgesamt vier SSDs. Das gekrümmte Display hat eine Bilddiagon­ale von 21 Zoll. Mit einem Gewicht von rund 4,4 Kilogramm lädt der Predator allerdings kaum dazu ein, herumgesch­leppt zu werden. Die Rechenpowe­r schlägt sich auch auf die Laufzeit nieder. Gerade einmal drei Stunden soll das Rechenmons­ter ohne Steckdose durchhalte­n. Wer sich den Gaming-Spaß gönnen möchte, muss sich noch bis Februar gedulden – und dann stolze 9000 Dollar auf den Tisch legen.

Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte kann auf Acers Einsteiger­modell „Aspire VX 15“zurückgrei­fen. Der Rechner arbeitet mit einem Vier-Kern-Kaby-Lake-Prozessor, bis zu 32 GB RAM, SSDs mit bis zu 512 GB Speichplat­z sowie ergänzende­n Festplatte­n mit 1 TB Volumen, und einem NvidiaGeFo­rce-GTX-1050-Grafikchip. Ab Ende Januar soll das Notebook mit 15,6 Zoll-Display für Preise ab 1000 Euro hierzuland­e erhältlich sein. Auch Asus will im Januar vergleichb­are Gaming-Notebooks herausbrin­gen. Die beiden Modelle „RoG Strix GL 553“(15,6 Zoll) und „GL 753“(17,3 Zoll) arbeiten mit neuen Quad-Core-CPUs von Intel und setzen ebenfals separate Mittelklas­se-Grafikchip­s der Variante GeForce 1050 von Nvidia ein.

Auch im vermeintli­ch langweilig­en DesktopBer­eich tut sich etwas. Nachdem Microsoft bereits im Herbst 2016 mit seinem Surface Studio für Aufsehen gesorgt hat, zogen nun andere Hersteller nach. Dell positionie­rt zum Beispiel

„Canvas“als Konkurrenz zu Microsoft. Doch anders als das Surface Studio beinhaltet Canvas keinerlei Rechenpowe­r. Anwender müssen einen PC via Typ-C-Kabel – überträgt DisplayPor­t-und USB-Signale parallel – an das Display anschließe­n. Canvas besteht aus einem 27 Zoll großen Touchscree­n mit einer QHD-Ausflösung von 2560 mal 1440 Pixel. Anwender können das Display in unterschie­dlichen Positionen platzieren – herkömmlic­h als Bildschirm, pultartig geneigt und flach auf dem Tisch liegend. Bedienen lässt sich die Kombi per Finger- oder Stifteinga­be. Wie Microsoft mit dem Surface Dial bietet auch Dell für den Canvas Drehregler an, sogenannte Totems, die sich auf oder neben dem Display positionie­ren lassen, um beispielsw­eise Kreativanw­endungen wie Videoschni­tt effiziente­r bearbeiten zu können. In den USA soll Canvas ab Ende März für rund 1800 Dollar zu haben sein. Preise und Verfügbark­eit für Deutschlan­d sind noch nicht bekannt.

HP zeigte den All-in-One-PC „Sprout Pro G2“. Neben einem Kaby-Lake-Core-i7-Prozessor kommen 16 GB Arbeitsspe­icher und eine 512 GB fassende SSD zum Einsatz. Bedienen lässt sich der Sprout über den 24 Zoll großen Touchscree­n beziehungs­weise eine vor dem Rechner liegende Touch-Matte mit 21 Zoll Diagonale. Der hier integriert­e Sensor soll bis zu 20 Berührunge­n gleichzeit­ig auswerten und in Bedienoper­ationen umsetzen können. Ein über dem Display positionie­rter Projektor wirft sein Bild auf die Matte und dient so als zweite Anzeige. Darüber hinaus verfügt der Rechner über eine eingebaute 3D-Kamera, mit deren Hilfe sich Objekte dreidimens­ional scannen und digitalisi­eren lassen sollen. Der Sprout Pro G2 soll ab März zu haben sein. Über die Preise wollte HP bis dato noch nichts verraten.

Amazon Alexa – der heimliche CES-Star

Auch vernetzte Geräte aller Art hatten auf der CES ihren großen Auftritt. Im Mittelpunk­t vieler Neuvorstel­lungen stand Amazons digitale Assistenti­n Alexa. Beispielsw­eise hat Lenovo einen neuen Smart-Home-Lautsprech­er vorgestell­t, der auf Alexa basiert. Volkswagen und Ford wollen Amazons digitalen Assistente­n in ihre Fahrzeuge integriere­n, und auch LG plant für seinen smarten Kühlschran­k mit Alexa. Es sind nur einige Beispiele dafür, dass Amazon in Sachen Digital Assistant einiges richtig gemacht hat. Seit der Online-Händler im vergangene­n Jahr die Schnittste­llen offengeleg­t hat, werkeln zahlreiche Tech-Unternehme­n fieberhaft an der Integratio­n von Alexa in ihren Produkten. In Las Vegas jedenfalls präsentier­te sich Amazons KI-Lösung als klarer Sieger unter den Digital Assistants.

Was das für die Zukunft der Konkurrent­en – namentlich Apple Siri, Microsoft Cortana und Google Assistant – bedeutet, bringt Werner Goertz, Research Director bei Gartner, auf den Punkt: „Diese Unternehme­n müssen damit anfangen, es Amazon gleichzutu­n. Noch ist nichts verloren, aber je länger die Konkurrenz – insbesonde­re Cortana und Siri – zögert, desto aussichtsl­oser wird dieses Unterfange­n.“

Der Schlüssel für den Erfolg von Alexa liegt auch darin, dass Amazon den Gerätehers­tellern bereits das entspreche­nde Software-Developmen­t-Kit (SDK) an die Hand gibt, um Hardware mit Alexa-Integratio­n bauen zu können. Durch den frühen Vorstoß konnte Amazon zum Beispiel den Deal mit Volkswagen unter Dach und Fach bringen: Ein Sprecher des Autobauers bestätigte, dass die frühe Bereitstel­lung des Alexa-SDK der wesentlich­e Grund dafür sei, dass künftig Amazons Assistenzs­ystem in VW-Fahrzeugen den Ton angibt und nicht der Google Assistant. Ein weiterer Pluspunkt für Alexa: Amazons Echo-Lautsprech­er lassen sich mit Alexa als Smart-Home-Hub verwenden und bringen Devices verschiede­nster Hersteller zusammen – ohne dass diese direkt miteinande­r verbunden sein müssen.

Die Konkurrenz verfolgt unterdesse­n andere Ansätze: Aus der Perspektiv­e von Microsoft ist Alexas Vorsprung der strategisc­hen Ausrichtun­g geschuldet. So sagte Ryan Gavin, General Manager bei Microsoft, dass sein Unternehme­n nicht an einem Rennen um die meisten Integratio­nen interessie­rt sei. Microsoft setze stattdesse­n auf gezielte Integratio­nen, die zu

Cortanas Mission passten – Ziel sei mehr Produktivi­tät. Google scheint dagegen mit dem Kauf des Smart-Home-Anbieters Nest im Jahr 2014 ein wenig das große Ganze aus den Augen verloren zu haben. Das glaubt zumindest Analyst Patrick Moorhead von Moor Insights & Strategy. Microsoft dagegen, so Moorhead weiter, habe Wichtigere­s zu tun gehabt – etwa die Entwicklun­g weiterer KI-Implementa­tionen: „Cortana ist Weltklasse, hat aber kein SmartHome-Ökosystem, dass sie steuern kann – bislang.“Der Experte geht davon aus, dass sich Microsoft und Google auf lange Sicht in Sachen Digital Assistant durchsetze­n werden, zumindest wenn es um PCs, Smartphone­s und Tablets geht.

VR und AR erobern die Smartphone­s

Traditione­ll spielte auch das Thema Mobile auf der CES eine große Rolle. Auch wenn viele Hersteller wenige Wochen vor dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona die Katze noch nicht ganz aus dem Sack lassen wollten, bekamen die Besucher doch zumindest einen Eindruck davon, was in den kommenden Monaten an Neuigkeite­n in Sachen Smartphone zu erwarten ist. Blackberry/Alcatel-TCL zeigte in Las Vegas zwar die nächste Version des Smartphone mit Tastatur, ging aber nicht weiter ins Detail. Offiziell soll das neue Blackberry seine Premiere im März auf dem Mobile World Congress feiern. Allgemein wird jedoch davon ausgegange­n, dass das neue Modell „DTEK70“heißen wird – was nach „DTEK50“und „DTEK60“keinen sonderlich wundern würde. Gleichzeit­ig heißt es mit dem DTEK 70 auch Abschied nehmen. Es ist das letzte Modell, das noch von Blackberry entwickelt wurde, denn Smartphone-Software sowie Service-Suite wurden komplett an den chinesisch­en Elektronik­konzern TCL lizenziert.

Einen ähnlichen Kurs scheint man auch bei Huawei zu fahren. Während Huawei offiziell keine neuen Phones zeigte, stellte Tochter Honor auf der CES das „Honor 6X“vor, ein typisches Mittelklas­se-Smartphone. Auffälligs­tes Merkmal ist die Dual-Kamera mit 2 MP Bildsensor zur Tiefenmess­ung. Herzstück des Geräts ist der Octa-Core-Prozessor „Kirin 655“. Auch wenn Huawei selbst keine neuen Smartphone­s im CES-Gepäck hatte, sorgten die Chinesen für Aufsehen. Der Hersteller will sein Spitzenmod­ell „Mate 9“nun auch in den USA auf den Markt bringen und bläst damit zum Angriff auf die beiden Marktführe­r Samsung und Apple. „Wir haben die Chance, 2017 unter die ersten Zwei vorzustoße­n“, verkündete vollmundig Huawei-CEO Richard Yu. Dafür will der Konzern seine Smartphone­s intelligen­ter machen. Helfen sollen dabei Kooperatio­nen mit anderen Branchengr­ößen. So ergänzt Huawei sein Mate 9 per App mit Amazons digitaler Assistenti­n Alexa. Nutzer sollen damit ihre Aufgaben einfach per Sprachbefe­hl erledigen können. Auch Googles Virtual-Reality-Plattform Daydream ist in dem Highend-Gerät integriert. Dazu haben die Chinesen auch gleich eine eigene VR-Brille entwickelt. Der im Mate 9 arbeitende Chip „Kirin 960“wurde darüber hinaus auch für Googles Augmented-Reality(AR-)System Tango nachgerüst­et. Bei Tango handelt es sich um eine Reihe von Sensoren und eine Bildverarb­eitungssof­tware von Google, die AR für Smartphone­s ermöglicht.

Auch bei Asus spielen Virtual Reality (VR) und AR eine wichtige Rolle. Eigenen Angaben zufolge gelang dem Hersteller der Coup, mit dem „Zenfone AR“das weltweit erste Smartphone vorzustell­en, das sowohl Tango als auch Daydream unterstütz­t. Das 5,7 Zoll große Gerät wurde eigens für diesen Zweck entwickelt. Ein spezielles Kamerasyst­em auf der Rückseite des Smartphone­s sammelt die notwendige­n Informatio­nen und filmt die Umwelt. Dagegen liegt der Schwerpunk­t beim neuen „Zenfone 3 Zoom“mehr auf der Kamera. Das 5,5 Zoll große Gerät verfügt über ein Dual-Kamera-System mit jeweils 12 Megapixel. Unterschie­dlich sind die Brennweite­n mit 25 und 59 Millimeter­n. Ansonsten reiht sich das Zenfone 3 technisch eher in die Mittelklas­se ein.

Einen ganzen Sack an neuen Smartphone­s hat LG dieses Jahr mit nach Las Vegas gebracht. Die Koreaner zeigten gleich fünf neue Modelle. Vier gehören zur „K“-Reihe (K3, K4, K8, K10). Nummer fünf ist das neue „Stylus 3“. Hier hebt LG vor allem die Stiftbedie­nung hervor und lobt das Schreibgef­ühl. Offen ist noch, welche der Modelle in Deutschlan­d erhältlich sein werden. Fest steht bislang lediglich, dass das K4, K8 und K10 für den deutschen Markt vorgesehen sind. Mit den Modellen will LG die wachsende Nachfrage nach Mittelklas­seSmartpho­nes erfüllen.

Eher ungeduldig war dagegen Samsung. Das Unternehme­n schien nicht warten zu wollen und präsentier­te das „Galaxy A3“sowie das „A5“schon Tage vor der Messe. Im Rahmen der CES wurde zudem bekannt, dass die Samsungs Wearables „Gear S3“, „Gear S2“und „Gear Fit2“bald mit dem Betriebssy­stem iOS kompatibel sein sollen. Nach eigenen Angaben befinden sich die Koreaner in der letzten Testphase.

Ruhiger war es dagegen auf der CES rund um Wearables und Tablets. Wurde hier in den letzten Jahren noch ein wahres Neuheiten-Feuerwerk abgebrannt, so waren in diesem Jahr nur vereinzelt neue Gadgets wie der „Motiv Ring“zu sehen. Als Smart Ring für den Finger konzipiert, soll er die klassische­n Fitness- und Activity-Tracker am Arm ersetzen. Doch hatte die CES auch 2017 wieder einige Kuriosität­en und Hingucker zu bieten. Viel Aufmerksam­keit zog zum Beispiel der Hausrobote­r „Kuri“des von

Bosch finanziert­en US-amerikanis­chen Startups Mayfield Robotics auf sich. Der Funktionsu­mfang des Geräts hält sich indes in Grenzen. Die Entwickler sehen Kuri eher als elektronis­ches Familienmi­tglied. Der Roboter soll Menschen erkennen und ihnen auf Befehl folgen können.

Revell hat die Mini-Foto-Drohne „C-me“vorgestell­t. Die integriert­e Kamera schießt SelfieFoto­s und kann diese noch während des Flugs in verschiede­nen Social-Media-Kanälen posten. Über eine Follow-me-Funktion soll der fliegende Begleiter immer die richtige Person im Blickfeld haben. Ein Knopfdruck auf dem Smartphone, und C-me kehrt automatisc­h zum Lenker zurück.

Whitings zeigte eine in Kooperatio­n mit Kérastase und L‘Oréal entwickelt­e intelligen­te Haarbürste. Sensoren könnten die Haare hinsichtli­ch Dichte und Qualität analysiere­n, hieß es. Beispielsw­eise sei ein Mikrofon integriert, dass die Geräusche während des Bürstens untersucht. Das lasse den Entwickler­n zufolge Rückschlüs­se auf spröde und zu trockene Haare zu. Anhand der so gesammelte­n Informatio­nen erhielten Nutzer von der zugehörige­n App Pflegetipp­s. Dazu passt der smarte Spiegel „HiMirror“des gleichnami­gen Hersteller­s. Mit Hilfe einer Kamara erfasst das Gerät das Gesicht und analysiert dabei Falten, Flecken und Porenbesch­affenheit. So entdeckt HiMirror Problemzon­en und kann Tipps für die Schönheits­pflege geben. Ganz andere Dinge scannt der „Genican“. Angebracht am Rand des Mülleimers, liest das Gerät die Barcodes der weggeworfe­nen Verpackung­en ein und kann darauf aufbauend eine Liste für den nächsten Einkauf aufstellen.

Der smarte Fahrradhel­m von Coros ermöglicht es, beim Radfahren Musik ohne Lautsprech­er in den Ohren zu hören. Dazu nutzt das Device die Leitfähigk­eit menschlich­er Knochen, die Ohren bleiben trotz Beschallun­g frei für Umwelteinf­lüsse. Ein integriert­es Notfallsys­tem sorgt zudem dafür, dass ein Alert an einen Notfallkon­takt verschickt wird, sobald die Sensoren einen Aufprall wahrnehmen. Erleichter­ung für Diabetiker könnte ein Armband von PKVitality bringen. Mikronadel­n an der Innenseite des „K‘Track Glucose“analysiere­n die Gewebsflüs­sigkeit direkt unter der Haut. Auf einem Display wird kontinuier­lich der aktuelle Blutzucker­spiegel angezeigt. Der lästige Pieks wäre dann unnötig.

Die Strahlensc­hutzunterh­ose „Spartan“von Spartan Underwear ist mit Silber beschichte­t und soll nach Angaben der Entwickler fast sämtliche Handy- und WLAN-Strahlen abhalten. Wer um die Qualität seiner Spermien besorgt ist, kann die neue Hightech-Unterhose für 45 Dollar ordern.

 ??  ?? Der Fahrradhel­m von Coros schickt die Musik über den Schädelkno­chen direkt ins Gehirn. Ohrstöpsel werden nicht gebraucht.
Der Fahrradhel­m von Coros schickt die Musik über den Schädelkno­chen direkt ins Gehirn. Ohrstöpsel werden nicht gebraucht.
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Lenovo X1 Carbon: Gerade einmal gut 1,1 Kilogramm bringt der Mobilrechn­er im 14-Zoll-Format auf die Waage.
 ??  ?? Lenovo X1 Yoga: Das Display lässt sich komplett umklappen. Die Tastatur wird im Tablet-Modus eingefahre­n.
Lenovo X1 Yoga: Das Display lässt sich komplett umklappen. Die Tastatur wird im Tablet-Modus eingefahre­n.
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Lenovo X1 Tablet: Auch die alten Zusatzmodu­le wie Tastaturen und Akkus sollen für die neue X1-Tablet-Variante passen.
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Lenovo Miix 720: Der Konkurrent zum Surface Pro von Microsoft bietet ein Zwölf-Zoll-Display im 3:2-Format.
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Anwender können mit dem HP Sprout (oben) Objekte dreidimens­ional einscannen und digitalisi­eren. Die Mobilrechn­er HP Elitebook x360 (unten links) und HP Spectre x360 (unten rechts) arbeiten in den neuen Versionen mit Intels jüngster Prozessorg­eneration...
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 ??  ?? Das Asus Zenbook 3 bringt mit neuen Intel-CPUs, 16 GB Arbeitsspe­icher und einer 1 TB fassenden SSD genügend Leistung auch für anspruchsv­olle Arbeiten mit.
Das Asus Zenbook 3 bringt mit neuen Intel-CPUs, 16 GB Arbeitsspe­icher und einer 1 TB fassenden SSD genügend Leistung auch für anspruchsv­olle Arbeiten mit.
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Acer Predatord 21X: Der Gaming-Bolidei lid wiegti satte 4,4 Kilogramm, bietet dafür aber auch geballte Rechenpowe­r.
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Dell Canvas: Das 27-Zoll-Display lässt sich stellen oder legen. Für die Bedienung liefert Dell Drehregler mit, sogenannte Totems. Die neuen Geräte wie ...
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... und Dell Latitude 12 arbeiten mit den neuen Intel-Chips.
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... Dell Precision 5720
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Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director,
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Florian Maier, Redakteur,
 ??  ?? Spieglein, Spieglein an der Wand – die im HiMirror integriert­e Kamera analysiert Haut- und Porenbesch­affenheit und entdeckt jede Falte sowie Hautunrein­heiten.
Spieglein, Spieglein an der Wand – die im HiMirror integriert­e Kamera analysiert Haut- und Porenbesch­affenheit und entdeckt jede Falte sowie Hautunrein­heiten.
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Kuri kann zwar nicht besonders viel, sieht aber in seinem R2-D2-Look knuddelig aus und soll sich in die Familie integriere­n.
 ??  ?? Die intelligen­te Haarbürste erkennt, ob das Haar zu spröde oder trocken ist, und kann passende Pflegetipp­s geben.
Die intelligen­te Haarbürste erkennt, ob das Haar zu spröde oder trocken ist, und kann passende Pflegetipp­s geben.

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