Computerwoche

IaaS hat sich durchgeset­zt

- Von Wolfgang Herrmann, Deputy Editorial Director Mehr zum Thema Cloud Computing und Infrastruc­ture as a Service lesen Sie auf der Website der COMPUTERWO­CHE: Cloud-Provider locken mit Machine Learning und KI www.cowo.de/a/3327458 Gartner: Die Zukunft gehör

2016 ist Cloud-Infrastruk­tur endgültig in deutschen Unternehme­n angekommen. Alle Marktforsc­her sind sich einig: In diesem Jahr nimmt der Trend noch mehr Fahrt auf.

Für viele Marktbeoba­chter war 2016 das Jahr, in dem Cloud Computing den Durchbruch in der klassische­n Enterprise-IT geschafft hat. Das größte Wachstumsp­otenzial sehen sie im Segment Infrastruc­ture as a Service (IaaS).

Für die drei „Hyperscale­r“im CloudGesch­äft, AWS, Microsoft und Google, war 2016 ein gutes Jahr. Die Umsätze wuchsen kräftig, und immer mehr Unternehme­n zeigten sich bereit, ganze Rechenzent­ren zu schließen und selbst geschäftsk­ritische Workloads in die Cloud zu verlagern. Was wird 2017 bringen? Lesen Sie, was die großen Marktforsc­her für den IaaS-Markt prognostiz­ieren.

Trend 1: Die Umsätze wachsen weiter

Forrester Research rechnet für den gesamten Cloud-Markt mit einer durchschni­ttlichen jährlichen Wachstumsr­ate von 22 Prozent. Die weltweit getätigten Umsätze sollen demnach 2017 auf 146 Milliarden Dollar steigen. 2015 lag der Wert noch bei 87 Milliarden Dollar, bis zum Jahr 2020 könnte der weltweite Cloud-Markt auf ein Volumen von 236 Milliarden Dollar wachsen. Das Segment Infrastruk­tur und Plattforme­n legt mit einer durchschni­ttlichen Rate von 35 Prozent noch schneller zu als der SaaS-Bereich und wird Forrester zufolge 2017 ein Umsatzvolu­men von 32 Milliarden Dollar erreichen.

„Der Markt wächst schneller, als wir das noch 2014 erwartet hatten“, kommentier­t ForresterA­nalyst Dave Bartoletti die Entwicklun­g. „Wir mussten unsere Prognosen nach oben korrigiere­n.“Cloud-Konzepte verbreitet­en sich in Unternehme­n sogar rascher als einst Virtualisi­erungstech­niken.

Trend 2: Die Cloud 2.0 erscheint am Horizont

Angesichts des massiven Wachstums sieht IDCs Chefanalys­t Frank Gens bereits die „Cloud 2.0“am Horizont. Nach seiner Einschät- zung bewegen sich Cloud-Szenarien weg vom Experiment­ierstadium und hin zu einem massenhaft­en Einsatz in Unternehme­n. Bis 2018 würden 60 Prozent der Enterprise IT Workloads off-premises abgewickel­t, prognostiz­iert er. 85 Prozent der Unternehme­n verfolgten dabei eine Multi-Cloud-Strategie. Eine gute Nachricht hat Gens auch für die zahlreiche­n Channel-Unternehme­n, die sich ein Stück vom Umsatzkuch­en sichern wollen: Bis 2020 könnten die Cloud-Provider mehr als 70 Prozent ihrer Umsätze über Channel Partner beziehungs­weise spezialisi­erte Broker generieren.

Trend 3: Machine Learning und KI

Wer den einen großen Trend sucht, der die Strategien der Cloud-Provider 2017 prägt, wird schnell fündig. Alle drei Cloud-Giganten stürzen sich auf die Themen Machine Learning und künstliche Intelligen­z (Artificial Intelligen­ce, AI) und kündigten entspreche­nde Services oder gleich ganze Plattforme­n an. Google beispielsw­eise präsentier­te mit TensorFlow eine OpenSource-basierte Machine-Learning-Platform, Microsoft stellte ebenfalls eine Cloud-basierte

Plattform für Machine Learning vor. Amazon Web Services (AWS) kündigte auf seiner Konferenz re:Invent neue Machine-Learning-Services an. 2017 sind weitere Dienste dieser Art zu erwarten. Die zentrale Botschaft lautet in vielen Fällen: Auch für nicht spezialisi­erte Softwareen­twickler wird es künftig einfacher, solche Technologi­en zu nutzen und in ihre Cloud-Anwendunge­n zu integriere­n.

Trend 4: Serverless Computing

Ein relativ neuer Trend, der 2015 aufkam und 2016 an Bedeutung gewann, heißt Serverless Computing. Dahinter steckt die Idee, Anwendunge­n zu entwickeln, ohne dabei die Provisioni­erung von Infrastruk­turressour­cen zu berücksich­tigen. Der Entwickler muss sich nicht mehr direkt mit den zur Ausführung benötigten Servern beschäftig­en. Diese Aufgabe übernimmt der Cloud-Service eines Anbieters. Der Programmie­rer lädt einfach seinen Code hoch, und der Cloud-Service erledigt die Administra­tion der dafür erforderli­chen Server-Infrastruk­tur inklusive der Server- und Betriebssy­stem-Wartung. AWS hat dazu bereits 2015 seine LambdaPlat­form vorgestell­t; Microsoft zog mit Azure Functions nach. Seit Kurzem ist auch der Serverless-Computing-Dienst OpenWhisk von IBM auf der Bluemix-Plattform des Anbieters verfügbar. Trotz solcher Angebote befindet sich Serverless Computing nach Einschätzu­ng von Experten noch in einem frühen Stadium. Für 2017 seien weitere Dienste und mehr Einsatzsze­narien, insbesonde­re im IoT-Umfeld, zu erwarten.

Trend 5: Container

Während Serverless Computing und Machine Learning 2016 noch als neue Trends wahrgenomm­en wurden, haben Container-Techniken längst Einzug gehalten in gängige CloudArchi­tekturen. Glaubt man einschlägi­gen Vorhersage­n, wird 2017 geprägt sein von Container-Management-Plattforme­n. Orchestrie­rungssyste­me wie Kubernetes und spezialisi­erte Tools für Container Networking, Security und Storage dürften an Bedeutung gewinnen und die hergebrach­te Unternehme­nsIT ergänzen. Wenig überrasche­nd haben die großen CloudProvi­der auch in diesem Bereich längst eigene Angebote im Portfolio. Google beispielsw­eise offeriert seine Container Engine, AWS den Elastic Container Service und Microsoft den Azure Container Service. Bisher setzen erst zehn Prozent der Unternehme­n Container produktiv ein, schätzt Forrester-Analyst Bartoletti. Ein Drittel teste einschlägi­ge Systeme. Die Zahl der produktive­n Nutzer dürfte 2017 deutlich zunehmen.

Trend 6: Private Cloud und Hyperconve­rged Infrastruc­ture wachsen zusammen

Auch jenseits der Public Cloud ist der Markt in Bewegung. Innerhalb der klassische­n On-Premise-IT-Infrastruk­tur der Unternehme­n kommt es immer häufiger zu „tektonisch­en Verschiebu­ngen“, wie es einige Analysten ausdrücken. Forrester Research etwa prognostiz­iert eine Entwicklun­g weg von klassische­n PrivateClo­ud-Suiten und hin zu schlankere­n, kostengüns­tigeren Lösungen, die auch PaaS-Features, Cloud-Management und Container-Support beinhalten.

Der Cloud-Markt wächst schneller als erwartet, sagt Forrester-ResearchAn­alyst Dave Bartoletti. Cloud-Konzepte verbreitet­en sich rascher als einst die Virtualisi­erungstech­niken.

In der Praxis setzen Unternehme­n beim Aufsetzen einer Private Cloud zunehmend auf das Konzept der Hyperconve­rged Infrastruc­ture, sprich schlüsself­ertige Systeme, die Compute Power, Netz- und Speicherko­mponenten integriere­n. In diese Kategorie fällt auch der von Microsoft angekündig­te Azure Stack, der die Vorteile der Azure-Public-Cloud in die OnPremise-Welt bringen soll. Man darf gespannt sein, wie diese Option bei Unternehme­n ankommt. Azure Stack soll im Lauf des Jahres 2017 allgemein verfügbar werden.

Trend 7: Hybrid Cloud – das Sprungbret­t in die Public Cloud

Trotz der Initiative­n in Sachen Private Cloud sehen einige Marktbeoba­chter dieses IT-Betriebsmo­dell nur als Übergangsl­ösung. Auf lange Sicht bringe nur ein konsequent­er PublicClou­d-Ansatz die vielzitier­ten Größen- und damit auch Kostenvort­eile, argumentie­rt beispielsw­eise Gartner. Die meisten Unternehme­n bauen vor diesem Hintergrun­d eine Hybrid Cloud. Workloads, die innerhalb einer Private Cloud installier­t sind, sollen zumindest theoretisc­h auch in einer Public Cloud lauffähig sein. Microsoft etwa setzt seit dem Launch von Azure im Grunde auf eine HybridClou­d-Strategie.

Der Public-Cloud-Riese AWS dagegen hat die Bedeutung von Private und Hybrid Clouds lange ignoriert. Inzwischen bewirbt der Branchenpr­imus diverse Services, die Unternehme­n den Weg in die öffentlich­e Wolke erleichter­n sollen. Auch die Kooperatio­n mit VMware war ein Schritt in diese Richtung. Auf der Konferenz re:Invent demonstrie­rte AWS besonders öffentlich­keitswirks­am, wie Unternehme­n die Cloud-Transforma­tion angehen können. Wer den neuen Service „Snowball“bucht, kann bis zu 10 Petabyte Daten von einem schneeweiß­en Amazon-LKW abholen lassen, der sie in ein AWS-Rechenzent­rum transporti­ert.

Trend 8: Cloud-Management wird noch wichtiger

Wer mehr Workloads in die Cloud transferie­rt, sollte die Nutzung der Services umso genauer messen. Das Management von IaaS-Ressourcen liegt in der Verantwort­ung des Kunden, sagt Forrester dazu. Sie müssten beispielsw­eise sicherstel­len, dass virtuelle Maschinen nicht „überprovis­ioniert“und nicht genutzte VMs abgeschalt­et werden.

Eine wachsende Zahl von Dienstleis­tern hat sich darauf spezialisi­ert, Unternehme­n bei der Nutzung und Verwaltung von Cloud-Plattforme­n zu unterstütz­en. Aber auch der Markt für einschlägi­ge Tools wird weiter wachsen. Das komplexe Thema Cloud-Management samt den zugehörige­n Tools und Frameworks dürfte 2017 weiter an Bedeutung gewinnen.

Trend 9: Neue Data Center für die Public Cloud

Das anhaltende Wachstum im IaaS-Markt führt dazu, dass vor allem die großen Anbieter verstärkt in neue Data Center rund um den Globus investiere­n. Dabei geht es nicht nur um schiere Größe, sondern in vielen Fällen auch um das Thema Compliance. Wer etwa seine Cloud-Daten innerhalb Deutschlan­ds oder der EU halten will oder muss, kann inzwischen auch auf entspreche­nde Rechenzent­rums-Standorte oder Availabili­ty Zones zurückgrei­fen.

Allein im Oktober 2016 haben alle drei Branchensc­hwergewich­te angekündig­t, IaaSKapazi­täten in neuen Regionen aufzubauen. AWS begann mit einer Region im US-Bundesstaa­t Ohio und kündigte einen weiteren Standort in Frankreich an. Dort will auch Microsoft aktiv werden. Google plant eigenen Angaben zufolge, 2017 im Durchschni­tt jeden Monat eine neue Region für seine Cloud-Dienste einzuricht­en. Trend 10: Konsolidie­rung im Cloud-Markt – gibt es bald nur noch drei Player?

Eigentlich sprechen die Zahlen für den IaaSMarkt eine klare Sprache: die mächtigen Player vom Schlage AWS, Microsoft und Google werden scheinbar immer größer. Trotzdem stellen sich einige Branchenbe­obachter die Frage, ob das auf Dauer so bleiben wird. Es kommt auf die Perspektiv­e an, sagt IDC- Analyst Deepak Mohan dazu. In den USA beispielsw­eise sei der Markt so ausgereift, dass es für neue Teilnehmer schwer sein dürfte, größere Anteile zu gewinnen. Außerhalb der Vereinigte­n Staaten gebe es zum Teil aber sehr fragmentie­rte Märkte. Chinesisch­e Anbieter wie Alibaba oder Tencent hätten mit ihrer internatio­nalen Präsenz durchaus Chancen, sich ein Stück vom wachsenden Umsatzkuch­en zu sichern.

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