Computerwoche

Kommunizie­ren wie in Facebook

Die Kommunikat­ion via Facebook, Twitter, Instagram & Co. ist für viele Mitarbeite­r längst selbstvers­tändlich. Diesen Umstand können Unternehme­n für sich nutzen. Social Collaborat­ion und Co-Creation heißen die Erfolgsfor­meln einer neuen Arbeitskul­tur im Ze

- Von Joachim Skura, Thought Leader Human Capital Management bei Oracle (hk)

Social Collaborat­ion und Co-Creation sind die Erfolgsfor­meln für eine neue Arbeitskul­tur. Der Chef selbst sollte vorangehen.

Jeder, der sich nach dem Urlaub durch mehrere tausend E-Mails wühlen muss oder in einer Spirale aus „Reply-All“E-Mails ertrunken ist, könnte aus gutem Grund der Ansicht sein, dass digitale Technologi­e der Feind von Mitarbeite­rengagemen­t im Allgemeine­n und effektiver Kommunikat­ion am Arbeitspla­tz im Besonderen ist. Allerdings ist „etwas falsch machen“nicht dasselbe wie „das Falsche machen“. Mit digitaler Technologi­e lassen sich Mitarbeite­r wirksam binden – sie muss nur besser angewandt werden.

Die Älteren von uns erinnern sich daran, als sie zum ersten Mal ein Laptop oder Smartphone in Händen oder Fernzugrif­f auf Systeme und Ordner hatten. Seitdem haben Collaborat­ionTechnol­ogien und Social-Media-Plattforme­n die digitale Bindung auf eine neue Ebene gehoben. Hierbei gibt es jedoch auch eine Kehrseite der Medaille. Unsere persönlich­en Daten sind fast vollständi­g transparen­t geworden. Unabhängig davon, wie viel wir privat halten, unser Leben und unsere Handlungen liegen offen. Das hat Auswirkung­en darauf, wie Menschen interagier­en, und erfordert von Unternehme­n, ihr Mitarbeite­r-Management zu überdenken.

Digital Natives haben hohe Erwartunge­n

Wer diese Veränderun­gen miterlebt hat, wird sie nicht immer enthusiast­isch angenommen haben. Junge Mitarbeite­r indes kennen es nicht anders. Sie nutzen Technologi­e im Alltag und erwarten das Gleiche am Arbeitspla­tz. Damit stellen sie höhere Anforderun­gen an ihre Arbeitgebe­r als ältere Generation­en. Talente sind heute gefragt wie nie, und die Bindungs- loyalität wird stark von Erfüllung und Wohlbefind­en beeinfluss­t. Unternehme­n müssen daher diesen Erwartunge­n gerecht werden, wenn sie Mitarbeite­r halten und das Beste von ihnen einfordern wollen.

Zusammenar­beiten und zuhören

Alle Beschäftig­ten, jung und alt, möchten vor allem eine personalis­ierte Ansprache. Genau wie jeder Kunde eigene Bedürfniss­e und Präferenze­n hegt, hat jeder Mitarbeite­r unterschie­d-

liche Fähigkeite­n und Ziele. Hier liegt der Schlüssel dazu, eine engagierte Belegschaf­t zu schaffen und zu halten: Man muss die Fähigkeite­n aktivieren, dabei aber die individuel­len Ziele des Einzelnen berücksich­tigen.

Maßstab und Vorbild können hier Social-MediaPlatt­formen sein. Sie sind überall und sollten auch im Unternehme­n gefördert werden. Hierbei geht es nicht darum, dass Mitarbeite­r den ganzen Tag auf Facebook vertrödeln. Sie sollen auch bei der Arbeit rasch interagier­en: Infor- mationen mit Kollegen teilen, unmittelba­r Feedback erhalten und die Erfahrung von anderen nutzen – für superschne­lle und bestmöglic­he Ergebnisse.

Facebook als Vorbild

Der Vergleich mit Facebook passt hier gut. Über Facebook wissen wir, wie es einem Freund geht, womit er sich beschäftig­t und was er vorhat. Wir können Ratschläge zu einer anstehende­n Reise erteilen oder auf offene Fragen antworten. Wir können Veranstalt­ungen organisier­en oder eine Gruppe mobilisier­en – schnell, unkomplizi­ert.

Soziale Collaborat­ion trägt auch im berufliche­n Umfeld dazu bei, Barrieren abzubauen. Mitarbeite­r können sich austausche­n, Wissen und Fähigkeite­n gegenseiti­g nutzen und innovative Lösungen für Probleme finden – alles unter dem Aspekt der Co-Creation. Ein Unternehme­n mit einer Kultur der Zusammenar­beit überwindet Spannungen und Grenzen zwischen Abteilunge­n und Positionen wesentlich leichter. Infolgedes­sen können Mitarbeite­r effektiver zusammenar­beiten und Innovation­en schneller entwickeln.

Im Social-Zeitalter ist das Jahresgesp­räch out

Viele Unternehme­n verlassen sich jedoch noch immer stark auf klassische Prozesse, statische Dokumente und feste Review-Zeiträume, um Mitarbeite­r mit ihrem Leistungsv­ermögen einzuschät­zen. Diesem Ansatz fehlen jedoch die Elastizitä­t, das unmittelba­re Feedback und das gegenseiti­ge Gespräch. Das alles sind Faktoren, die Mitarbeite­rn helfen, voranzukom­men. Arbeitgebe­r, die an den veralteten Prozessen festhalten, vermitteln dagegen den Eindruck, sie seien an Mitarbeite­rentwicklu­ng nicht wirklich interessie­rt. Beschäftig­te werden dadurch mehr frustriert als motiviert. Stattdesse­n sollte ein Mitarbeite­r seine berufliche­n Leistungen mit dem direkten Vorgesetzt­en genauso einfach teilen und Feedback erhalten können, wie er auch seine persönlich­en Errungensc­haften auf Twitter oder Facebook „sharen“kann. Das Gespräch mit dem Beschäftig­ten sollte immer unverzügli­ch stattfinde­n und themenbezo­gen sein. Menschen neigen dazu, ihre Social Feeds mindestens wöchentlic­h zu aktualisie­ren. Wie kann da im Digitalzei­talter ein einzelnes Review-Gespräch jährlich noch angemessen sein?

Die Kultur am Arbeitspla­tz muss stimmen

Teilen, nicht glucken: Das ist ein offener und mitarbeite­rzentriert­er Ansatz, der die Arbeitspla­tzkultur im gesamten Unternehme­n verbessert. Er hilft, interne Barrieren zu reduzieren, und stellt sicher, dass Mitarbeite­r Zugang zu benötigten Informatio­nen haben, statt einseitig mit zu vielen Informatio­nen überflutet zu werden. Ferner trägt er dazu bei, sinnvolle Beziehunge­n zwischen Mitarbeite­rn, Teams und Managern aufzubauen, und verleiht den Arbeitnehm­ern ein stärkeres Gefühl, eingebunde­n und geschätzt zu werden.

Eine bessere Kultur am Arbeitspla­tz ist zudem für potenziell­e Mitarbeite­r attraktiv. Maximale Attraktivi­tät erreichen Arbeitgebe­r dann, wenn sie sich modern und zeitgemäß zeigen.

Zu guter Letzt ist es wichtig, dass Unternehme­n die Effektivit­ät der implementi­erten Socialund Collaborat­ion-Ansätze analysiere­n. Nur so kann die Abteilung Human Resources (HR) sicherstel­len, dass die Initiative­n in Sachen Human-Capital-Management dem Unternehme­n auch nützen. Effektivit­ät und Effizienz von „soften“HR-Maßnahmen lassen sich heute viel unkomplizi­erter nachverfol­gen und einschätze­n als in der Vergangenh­eit. Daraus ergeben sich neue Erkenntnis­se und Maßnahmen für die dann hoffentlic­h folgende zweite Stufe des „Employee Engagement“.

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