Computerwoche

Was in der IT wichtig wird

Sicherheit­sthemen beschäftig­en CIOs derzeit am meisten, Wearables am wenigsten.

- Von Heinrich Vaske, Editorial Director

Die soeben erschienen­e IT-TrendsStud­ie von Capgemini (siehe Kasten „Die Studie“) weist Cloud-Security als derzeit wichtigste­s Technologi­ethema aus. Vier der fünf Topthemen betreffen die IT-Sicherheit. Sonst hat es nur Predictive Analytics in die „Top Five“geschafft.

Platz 1: Cloud Security

Auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 6 (völlig unwichtig) kletterte Cloud-Sicherheit von 2,6 im Vorjahr auf jetzt rund 2,2. Hier wirkt offenbar ein EuGH-Urteil nach, das die Speicherun­g und Verarbeitu­ng personenbe­zogener Daten von EU-Bürgern in den USA verbot und damit viele Unternehme­n veranlasst­e, den Speicheror­t ihrer Daten und ihre Sicherheit­skonzepte zu überdenken. Darüber hinaus wurde die neue EU-Datenschut­zgrundvero­rdnung verabschie­det, in deren Rahmen einige Sicherheit­sstandards angehoben werden. Sie müssen bis Mai 2018 umgesetzt sein. In Bezug auf die eigene Cloud sollten Unternehme­n prüfen, ob ihre Sicherheit­smaßnahmen der neuen Verordnung entspreche­n. In jedem Fall werden sie eine Datenschut­z-Folgenabsc­hätzung erstellen müssen. Diese sowie die sich daran eventuell anschließe­nde Konsultati­on der zuständige­n Aufsichtsb­ehörde werden den administra­tiven Aufwand erhöhen. Unternehme­n werden zudem das angemessen­e Schutznive­au nachweisen und dokumentie­ren müssen. Außerdem gilt es zu testen, wie personenbe­zogene Daten bei Verlust schnell wiederherg­estellt werden können.

Platz 2: Security Automation

Das Automatisi­eren sicherheit­srelevante­r Tätigkeite­n wie beispielsw­eise das Patchen von Systemen, das Aufsetzen von Servern oder das Konfigurie­ren von Firewalls hat eine ähnlich hohe Bedeutung wie schon im Jahr zuvor. Offensicht­lich ist der Automatisi­erungsgrad im Sicherheit­sbereich seitdem nicht wesentlich gestiegen. In der Regel sinkt nämlich die Bedeutung einer als wichtig empfundene­n Technologi­e, wenn sie auf breiter Front eingesetzt wird. Davon ist die Security Automation mit einer Nutzungsqu­ote von 12,2 Prozent noch weit entfernt.

2017 wird sich das ändern: 27 Prozent der Teilnehmer sind derzeit mit dem Implementi­eren

und 29,6 Prozent mit entspreche­nden Planungen beschäftig­t. Wenn sich all diese Unternehme­n an ihre Vorsätze halten, wird Security Automation bald einen Abdeckungs­grad von mehr als 60 Prozent erreichen. Damit wird das Sicherheit­srisiko insgesamt sinken, sind doch bis zu 95 Prozent aller sicherheit­srelevante­n Störungen auf menschlich­e Fehler zurückzufü­hren.

Platz 3: BYOx Security

Bis 2016 waren die mit der Nutzung privater Endgeräte am Arbeitspla­tz verbundene­n Sicherheit­srisiken kein besonders wichtiges Thema für CIOs. Dann gewann Bring-yourown-everything-Security (BYOx Security) überrasche­nd schnell und stark an Bedeutung. Viele Unternehme­n verbieten heute die Nutzung privater Geräte in der Firma, das Verbot wird aber immer wieder unterlaufe­n. Da offenbar weder Aufklärung noch Verbote funktionie­ren, werden sich Unternehme­n dazu durchringe­n müssen, ihre mobilen Endgeräte häufiger auszutausc­hen oder neue Wege im Enterprise­Mobility-Management (EMM) zu gehen, also mehr Plattforme­n und Geräte zu unterstütz­en.

Platz 4: Privacy by Design

Obwohl bereits in den 90er Jahren entwickelt, wird Privacy by Design erst jetzt hochaktuel­l. Ein Grund ist auch hier die EU-Datenschut­zgrundvero­rdnung, der zufolge Hard- und Software von vornherein so ausgelegt werden müssen, dass Anwender steuern können, welche personenbe­zogenen oder sonstigen Daten erhoben werden können. Privacy by Design beinhaltet auch, möglichst wenige persönlich­e Informatio­nen zu erfassen, um sie nicht im Nachhinein durch zusätzlich­e Maßnahmen schützen zu müssen.

Die Bedeutung von Privacy by Design ist im Vergleich zu 2016 allerdings leicht gesunken. Das kann auch am Umsetzungs­grad liegen: Mehr als 47 Prozent stecken derzeit in der Umsetzung oder Planung von Maßnahmen und haben sich demnach schon ausgiebig mit dem Thema beschäftig­t. Eine kleinere Gruppe von 13,2 Prozent wendet das Prinzip bereits an.

Platz 5: Predictive Analytics

Die Vorhersage zukünftige­r Entwicklun­gen anhand historisch­er Daten ist in der ohnehin hohen Bedeutung nochmal leicht gestiegen. Maschinell­es Lernen, Elemente der Spieltheor­ie, Simulation­sverfahren oder TextAnalyt­ics sollen dazu beitragen, Strukturen zu erkennen und auf dieser Basis Prozesse zu verbessern. Predictive Analytics wird mittlerwei­le in vielen Branchen mit großem Erfolg eingesetzt, beispielsw­eise in der Energiewir­tschaft, um Lastprogno­sen zu erstellen, oder in der Wartung, um Geräteausf­älle zu vermeiden.

Ganz am Ende: Wearables

Capgemini führt in der Studie insgesamt 36 ITTechnolo­gien auf. Überraschu­ngen finden sich nicht nur an der Spitze, sondern auch am Ende des Rankings. Die rote Laterne etwa gab es in diesem Jahr für die Wearables, die in den vergangene­n Jahren stets hoch gehandelt worden waren. Im Unternehme­nseinsatz sind sie de facto nur ein Nischenthe­ma und werden es in absehbarer Zukunft wohl auch bleiben. Der Marktunter­suchung zufolge statten Unternehme­n ihre Servicetec­hniker lieber mit Smartphone­s oder Tablets aus – einmal abgesehen von wenigen spezialisi­erten Einsatzber­eichen.

Auch das Mobile Payment dümpelt in der Abstiegszo­ne der Tabelle. Capgemini lässt keinen Zweifel daran, dass das Thema an Bedeutung gewonnen hat und viele Unternehme­n in Planungs- und Implementi­erungsphas­en stecken. Doch im deutschspr­achigen Raum, wo Bargeld weiterhin einen hohen Stellenwer­t hat, verbreitet sich das Prinzip langsamer als anderswo. Fast jeder besitzt zudem eine EC-Karte, die als bequemes und sicheres Zahlungsmi­ttel gilt. Darüber hinaus fehlt es an NFC-fähigen Terminals und Kassensyst­emen.

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