Cloud und Blockchain sind nicht die letzte Wahrheit
In der IT werden ständig neue Paradigmen postuliert. Das setzt IT-Manager mit langfristigen, durchdachten Strategien unter Druck. Gelassenheit ist ein guter Ratgeber.
Sie kennen das: Ist vom digitalen Wandel in der Autoindustrie die Rede, kommen Futuristen ins Schwärmen: In Zukunft werden nur noch autonome Elektroautos die Straßen bevölkern, die sich – Stichwort: Share Economy – die Menschen freimütig teilen. Im Maschinen- und Anlagenbau übernehmen lernende Maschinen erst die Arbeit, dann die Weltherrschaft. Und mit der Blockchain (siehe Seite 8) rollt ein digitaler Tsunami auf uns zu, der alle transaktionsbasierten Geschäftsmodelle umwälzen wird. Banken, Versicherungen, Reisebüros – brauchen wir nicht mehr!
Woher kommen diese Übertreibungen? Vermutlich sind sie dem Kampf um Aufmerksamkeit geschuldet. Menschen reagieren auf Reize, und in einer Welt der Informations- und Reizüberflutung stumpfen sie ab. Um sie zu erreichen, werden Botschaften hochgejazzt und aufgepumpt. Wohin das führen kann, sehen wir gerade in den USA, wo sogar der Präsident auf Twitter „alternative Fakten“hinausposaunt.
Tatsächlich gilt aber die gute alte Regel, dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde. In der IT heißt das: Nur weil Cloud Computing im Trend liegt, landen nicht alle Workloads in der Public Cloud. Und weil Agile- und DevOps-Konzepte um sich greifen, wird das Wasserfallmodell nicht gleich verschwinden. Nicht jede Maschine wird künftig vernetzt sein und nicht jeder Arbeitsplatz „Data driven“.
Neue Technologien lösen die alten nie vollständig ab. Tatsächlich gibt es oft eine Koexistenz aus alter und neuer Welt, was aus Sicht der IT übrigens jede Menge Probleme aufwerfen kann. Machen wir uns also nichts vor, die Welt ist nicht schwarz oder weiß, sie ist grau – auch wenn ich Sie mit dieser Feststellung vielleicht nicht erreiche.