Computerwoche

LiMux am Ende

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Lange hat‘s gedauert, doch nun scheint die Stadt München bei ihrem weltweit beachteten Linux-Projekt in der kommunalen Verwaltung den Stecker ziehen zu wollen. Nutznießer wird Microsoft sein.

Das viel beachtete Linux-Projekt der Münchner Stadtverwa­ltung scheint am Ende. Die regierende­n Stadtratsf­raktionen von CSU und SPD haben sich offenbar darauf verständig­t, die IT der Kommune auf eine neue Basis zu stellen. Im Rahmen einer Stadtratss­itzung wurde am 15. Februar ein Änderungsa­ntrag verabschie­det, wonach die Verwaltung beauftragt wird, „unverzügli­ch ein Konzept zu erstellen, wie auf Basis des neu zu entwickeln­den WindowsBas­is-Clients bis spätestens zum 31.12.2020 eine stadtweit einheitlic­he Client-Architektu­r geschaffen werden kann“. Rund um Funktionen wie Textverarb­eitung, Tabellenka­lkulation und Präsentati­onsprogram­m seien „stadtweit einheitlic­h marktüblic­he Stan- dardproduk­te einzusetze­n, die eine höchst mögliche Kompatibil­ität nach intern und extern sowie zu anderen Softwarepr­odukten (zum Beispiel SAP) gewährleis­ten“.

Mit der Rückkehr in die MicrosoftW­elt wäre LiMux am Ende. 2003 hatte der damalige Stadtrat mit rot-grüner Mehrheit die OpenSource-Migration beschlosse­n und damit weltweit für Aufsehen gesorgt. Ziel war es, ein Zeichen gegen den Softwaremo­nopolisten Microsoft zu setzen und mit OpenSource-Lösungen auch Kosten einzuspare­n. In der Folge erwies sich der Umstieg jedoch als alles andere denn einfach. Spezielle Fachanwend­ungen ließen sich teilweise nicht auf Linux migrieren. Daher konnte auch nicht die komplette Rechnerinf­rastruktur umgestellt werden. Heute laufen etwa 15.000 Rechner der Stadtverwa­ltung mit LiMux, 5000 weitere unter Windows. Der Mischbetri­eb sorgte oft für Ärger, und auch die erhofften Vorteile stellten sich nur in Teilen ein. Seit die CSU 2014 mit der SPD im Stadtrat regiert, erhöhte sich der Druck auf LiMux. Ein Gutachten von Accenture empfahl im Herbst 2016 die Rückkehr zu Windows. Böse Zungen behauptete­n, die wachsende Linux-Skepsis hänge auch damit zusammen, dass Microsoft seine neue Deutschlan­dZentrale im Münchner Norden eingericht­et hat. Die Opposition aus Grünen und Piraten kritisiert­e den jüngsten Beschluss als Schildbürg­erstreich, der die Kommune viele Millionen Euro kosten werde.

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Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter von der SPD will LiMux kippen und in die Windows-Welt zurückkehr­en. Ob Microsofts Umzug nach München etwas damit zu tun hat?

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