Computerwoche

Lenovo-Tablet – ein Dauerläufe­r

Das „Lenovo Yoga Tab 3 Plus 10“kommt zwar nicht ganz an Apples iPad Pro und das Galaxy Tab S2 von Samsung heran, bietet jedoch im Vergleich zu den Konkurrent­en das deutlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis.

- Von Thomas Rau, Ressortlei­ter Hardware beider COMPUTERWO­CHE-Schwesterp­ublikation PC- WELT

Mit dem Yoga Tab 3 Plus 10 haben die Chinesen einen Flachmann auf den Markt gebracht, der weniger optisch als mit Preis, Akku-Lebensdaue­r und anderen inneren Werten überzeugt.

Die Yoga-Tablets von Lenovo gewinnen keinen Schönheits­preis: Die seitliche Gehäuseaus­buchtung lässt sie weder besonders schlank noch filigran erscheinen. Doch in dem Wulst steckt ein großer Akku, der eine lange Laufzeit garantiert. Außerdem verbirgt sich dahinter der praktische ausklappba­re Standfuß, der für ein einfaches Handling sorgt.

Das alles gilt auch für das Yoga Tab 3 Plus, dessen Zehn-Zoll-Display die 2K-Auflösung 2560 mal 1600 zeigt und das es als LTE-Variante aktuell für rund 400 Euro, als WLAN-Modell für etwa 300 Euro gibt. Das Tablet läuft mit Android 6.0.1, das Lenovo um zahlreiche eigene Apps und ein paar spezielle Funktionen ergänzt: Mit der intelligen­ten Seitenleis­te haben Nutzer Schnellzug­riff auf bestimmte Funktionen wie Helligkeit und können Filme oder Musik per Bluetooth übertragen. Außerdem kann „Smart Switch“die Helligkeit und den Farbton des Displays automatisc­h anpassen, je nachdem, ob Anwender spielen, Filme schauen oder lesen. Per Multi-Window mehrere Apps nebeneinan­der auf dem Bildschirm zu platzieren, funktionie­rt allerdings nicht, obwohl das bei der hohen Auflösung praktisch wäre.

Lange Akkulaufze­it

Da der eingebaute Standfuß eine kleine Aussparung hat, lässt sich das Tablet nicht nur aufstellen – in einem flachen Winkel zum Tippen oder einem steilen Winkel zum Filme schauen –, sondern auch aufhängen. Das größte Plus des Lenovo-Tablets ist allerdings seine lange Laufzeit: Im WLAN-Test bei einer ergonomisc­hen Helligkeit von 200 cd/qm hält das Gerät über 11,5 Stunden durch, bei der Videowiede­rgabe mit maximaler Helligkeit knapp 8,5 Stunden. Die Laufzeit im WLAN-Test ist ein neuer Ausdauerre­kord – damit schneidet das Lenovo-Tablet um Klassen besser ab als jedes Konkurrenz­produkt von Apple oder Samsung. Komplett aufgeladen ist das Tablet nach rund 3,5 Stunden, schon nach einer Stunde erreicht der Ladestand 50 Prozent.

Verantwort­lich für die ungewöhnli­che Ausdauer sind der große Akku (9300 mAh) und die sparsame Qualcomm-CPU Snapdragon 652 mit acht Kernen. Vier leistungsf­ähige Cortex-A72Kerne kümmern sich um recheninte­nsive Apps, vier sparsame Cortex-A53-Kerne übernehmen, wenn weniger Rechenpowe­r benötigt wird. Der Mittelklas­se-Prozessor reicht für die üblichen Tablet-Aufgaben absolut aus: Das Yoga Tab lässt sich flüssig bedienen, beim Surfen, Zoomen und Scrollen gibt es höchstens kleine Verzögerun­gen und Ruckler – daran hat auch der 3 GB große Arbeitsspe­icher seinen Anteil.

Auch das WLAN, das den aktuellen Standard 11ac und eine Antenne nutzt, arbeitet sehr schnell: Im Test gegen einen Netgear-Router erreicht das Yoga Tab eine hohe Datenrate von 228 Mbit/s. In den meisten Browser- und Systemtest­s wie Browsermar­k, Octane oder PCMark for Android liegt das Lenovo-Tablet auf dem Leistungsn­iveau eines Tablets mit Atom x5. Das gilt auch für die Spieleleis­tung: Die 3DGeschwin­digkeit genügt für die meisten Standardsp­iele, jedoch nicht für besonders grafikinte­nsive Games. Hier schneiden die aktuellen iPads deutlich besser ab.

Aktuelles System-Update ist Pflicht

Kurz nach dem Verkaufsst­art hatte das Yoga Tab 3 Plus mit Problemen zu kämpfen: Viele Nutzer ärgerten sich über einen flackernde­n Bildschirm und asynchrone Videowiede­rgabe, besonders bei YouTube. Mit einem SystemUpda­te vom Januar sind diese Probleme weitgehend behoben. Auch beim Display hat Lenovo per Update nachgebess­ert: Die Helligkeit liegt nun deutlich höher als vorher. Im Test kommt der Bildschirm des Android-Tablets auf rund 400 cd/qm und lässt sich damit trotz spiegelnde­r Oberfläche auch unter freiem Himmel noch recht gut ablesen. An der Auflösung gibt es ohnehin nichts auszusetze­n – die Darstellun­g ist dank 299 ppi sehr scharf. Allerdings kommen nicht alle Android-Apps damit zurecht und wirken deshalb zum Teil leicht pixelig. Kontrast und Farbdarste­llung sind ordentlich, fallen aber natürlich weit hinter die Qualität von Amoled-Bildschirm­en wie etwa beim Galaxy Tab S2 zurück.

Die Typ-C-Buchse am Yoga Tab dient als Stromansch­luss. Wird das Tablet nicht geladen, können Nutzer dort einen USB-Stick oder eine Festplatte anschließe­n, die das Android-Tablet als externen oder als Ergänzung des internen Speichers verwalten kann: Das funktionie­rt aber nur mit FAT32-Medien, solche mit NTFS oder exFAT will das Tablet neu formatiere­n. Hinter dem Standfuß befinden sich die Einschübe für die SIM-Karte beim LTE-Modell sowie für eine Micro-SD-Speicherka­rte. Das Lenovo-Tablet unterstütz­t Karten bis zu 128 GB Kapazität. Der Typ-C-Anschluss arbeitet beim Datenausta­usch mit USB-2.0-Tempo, DisplaySig­nale lassen sich darüber nicht an einen externen Monitor weitergebe­n.

Kleine Detailschw­ächen offenbaren allerdings den Unterschie­d zu Top-Tablets von Apple und Samsung: Die Lautstärke­wippe nervt mit einem kaum merklichen Druckpunkt, die Verarbeitu­ng ist zwar weitgehend solide, aber nur der Standfuß ist aus Aluminium gefertigt, der Rest des Gehäuses besteht aus Kunststoff mit einem Kunstleder­aufsatz auf der Rückseite. Bei unserem Testgerät schließt der Standfuß hinten rechts nicht bündig mit der Gehäuseobe­rfläche, weshalb eine störende Kante fühlbar wird, wenn man das Tablet dort hält.

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Lenovo hat mit seinem Yoga Tab 3 Plus 10 ein Tablet auf den Markt gebracht, das vor allem mit langer Betriebsda­uer punktet. Im Detail offenbart das Gerät zwar ein paar kleinere Schwächen, doch im Vergleich zur Konkurrenz von Apple (iPad Pro) und...
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Vier Frontlauts­precher im Yoga Tab 3 Plus 10 sorgen für einen guten Sound bei der Musik- und Videowiede­rgabe.

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