Lenovo-Tablet – ein Dauerläufer
Das „Lenovo Yoga Tab 3 Plus 10“kommt zwar nicht ganz an Apples iPad Pro und das Galaxy Tab S2 von Samsung heran, bietet jedoch im Vergleich zu den Konkurrenten das deutlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis.
Mit dem Yoga Tab 3 Plus 10 haben die Chinesen einen Flachmann auf den Markt gebracht, der weniger optisch als mit Preis, Akku-Lebensdauer und anderen inneren Werten überzeugt.
Die Yoga-Tablets von Lenovo gewinnen keinen Schönheitspreis: Die seitliche Gehäuseausbuchtung lässt sie weder besonders schlank noch filigran erscheinen. Doch in dem Wulst steckt ein großer Akku, der eine lange Laufzeit garantiert. Außerdem verbirgt sich dahinter der praktische ausklappbare Standfuß, der für ein einfaches Handling sorgt.
Das alles gilt auch für das Yoga Tab 3 Plus, dessen Zehn-Zoll-Display die 2K-Auflösung 2560 mal 1600 zeigt und das es als LTE-Variante aktuell für rund 400 Euro, als WLAN-Modell für etwa 300 Euro gibt. Das Tablet läuft mit Android 6.0.1, das Lenovo um zahlreiche eigene Apps und ein paar spezielle Funktionen ergänzt: Mit der intelligenten Seitenleiste haben Nutzer Schnellzugriff auf bestimmte Funktionen wie Helligkeit und können Filme oder Musik per Bluetooth übertragen. Außerdem kann „Smart Switch“die Helligkeit und den Farbton des Displays automatisch anpassen, je nachdem, ob Anwender spielen, Filme schauen oder lesen. Per Multi-Window mehrere Apps nebeneinander auf dem Bildschirm zu platzieren, funktioniert allerdings nicht, obwohl das bei der hohen Auflösung praktisch wäre.
Lange Akkulaufzeit
Da der eingebaute Standfuß eine kleine Aussparung hat, lässt sich das Tablet nicht nur aufstellen – in einem flachen Winkel zum Tippen oder einem steilen Winkel zum Filme schauen –, sondern auch aufhängen. Das größte Plus des Lenovo-Tablets ist allerdings seine lange Laufzeit: Im WLAN-Test bei einer ergonomischen Helligkeit von 200 cd/qm hält das Gerät über 11,5 Stunden durch, bei der Videowiedergabe mit maximaler Helligkeit knapp 8,5 Stunden. Die Laufzeit im WLAN-Test ist ein neuer Ausdauerrekord – damit schneidet das Lenovo-Tablet um Klassen besser ab als jedes Konkurrenzprodukt von Apple oder Samsung. Komplett aufgeladen ist das Tablet nach rund 3,5 Stunden, schon nach einer Stunde erreicht der Ladestand 50 Prozent.
Verantwortlich für die ungewöhnliche Ausdauer sind der große Akku (9300 mAh) und die sparsame Qualcomm-CPU Snapdragon 652 mit acht Kernen. Vier leistungsfähige Cortex-A72Kerne kümmern sich um rechenintensive Apps, vier sparsame Cortex-A53-Kerne übernehmen, wenn weniger Rechenpower benötigt wird. Der Mittelklasse-Prozessor reicht für die üblichen Tablet-Aufgaben absolut aus: Das Yoga Tab lässt sich flüssig bedienen, beim Surfen, Zoomen und Scrollen gibt es höchstens kleine Verzögerungen und Ruckler – daran hat auch der 3 GB große Arbeitsspeicher seinen Anteil.
Auch das WLAN, das den aktuellen Standard 11ac und eine Antenne nutzt, arbeitet sehr schnell: Im Test gegen einen Netgear-Router erreicht das Yoga Tab eine hohe Datenrate von 228 Mbit/s. In den meisten Browser- und Systemtests wie Browsermark, Octane oder PCMark for Android liegt das Lenovo-Tablet auf dem Leistungsniveau eines Tablets mit Atom x5. Das gilt auch für die Spieleleistung: Die 3DGeschwindigkeit genügt für die meisten Standardspiele, jedoch nicht für besonders grafikintensive Games. Hier schneiden die aktuellen iPads deutlich besser ab.
Aktuelles System-Update ist Pflicht
Kurz nach dem Verkaufsstart hatte das Yoga Tab 3 Plus mit Problemen zu kämpfen: Viele Nutzer ärgerten sich über einen flackernden Bildschirm und asynchrone Videowiedergabe, besonders bei YouTube. Mit einem SystemUpdate vom Januar sind diese Probleme weitgehend behoben. Auch beim Display hat Lenovo per Update nachgebessert: Die Helligkeit liegt nun deutlich höher als vorher. Im Test kommt der Bildschirm des Android-Tablets auf rund 400 cd/qm und lässt sich damit trotz spiegelnder Oberfläche auch unter freiem Himmel noch recht gut ablesen. An der Auflösung gibt es ohnehin nichts auszusetzen – die Darstellung ist dank 299 ppi sehr scharf. Allerdings kommen nicht alle Android-Apps damit zurecht und wirken deshalb zum Teil leicht pixelig. Kontrast und Farbdarstellung sind ordentlich, fallen aber natürlich weit hinter die Qualität von Amoled-Bildschirmen wie etwa beim Galaxy Tab S2 zurück.
Die Typ-C-Buchse am Yoga Tab dient als Stromanschluss. Wird das Tablet nicht geladen, können Nutzer dort einen USB-Stick oder eine Festplatte anschließen, die das Android-Tablet als externen oder als Ergänzung des internen Speichers verwalten kann: Das funktioniert aber nur mit FAT32-Medien, solche mit NTFS oder exFAT will das Tablet neu formatieren. Hinter dem Standfuß befinden sich die Einschübe für die SIM-Karte beim LTE-Modell sowie für eine Micro-SD-Speicherkarte. Das Lenovo-Tablet unterstützt Karten bis zu 128 GB Kapazität. Der Typ-C-Anschluss arbeitet beim Datenaustausch mit USB-2.0-Tempo, DisplaySignale lassen sich darüber nicht an einen externen Monitor weitergeben.
Kleine Detailschwächen offenbaren allerdings den Unterschied zu Top-Tablets von Apple und Samsung: Die Lautstärkewippe nervt mit einem kaum merklichen Druckpunkt, die Verarbeitung ist zwar weitgehend solide, aber nur der Standfuß ist aus Aluminium gefertigt, der Rest des Gehäuses besteht aus Kunststoff mit einem Kunstlederaufsatz auf der Rückseite. Bei unserem Testgerät schließt der Standfuß hinten rechts nicht bündig mit der Gehäuseoberfläche, weshalb eine störende Kante fühlbar wird, wenn man das Tablet dort hält.