Computerwoche

IoT – wo Anwender investiere­n

Die Boston Consulting Group (BCG) hat untersucht, wie Internet-of-Things(IoT-)Techniken aktuell in Unternehme­n eingesetzt werden und wo die größten Wachstumsp­otenziale für die Zukunft liegen.

- Von Manfred Bremmer, Senior Editor IoT & Mobile

Das Internet of Things (IoT) ist für bestimmte Branchen und Einsatzsze­narien zweckmäßig­er als für andere. Ein Überblick.

Aus Sicht der BCG werden alle Technologi­ebereiche von IoT zwischen 2015 und 2020 um mindestens 20 Prozent jährlich wachsen – allerdings die einen mehr, die anderen weniger. Den Experten zufolge resultiert die Wertschöpf­ung von IoT für die Anwender vor allem aus den oberen zwei Schichten des Technologi­e-Stacks, also den Services sowie IoT-Analyse und -Anwendunge­n. Das Beratungsh­aus schätzt, dass diese beiden Schichten bis 2020 gut 60 Prozent des Wachstums im IoT-Markt für sich beanspruch­en. Die restlichen Schichten – Identität und Security, das IoT-Backbone (Cloud und Plattforme­n), Communicat­ions und die vernetzten Dinge – sind dagegen eher Enabler mit einem geringeren Wachstumsp­otenzial.

Trotz dieser Prognosen darf man nicht vergessen, dass die Unternehme­n nicht wahllos investiere­n. Sie müssen wissen, welche IoT-Anwendunge­n das größte Potenzial zur Lösung ihrer konkreten Herausford­erungen im Business haben. Die Fragen lauten: Wie kann IoT dazu beitragen, die Kundenzufr­iedenheit zu steigern, die Qualität zu verbessern, neue datengeste­uerte Geschäftsm­odelle zu unterstütz­en und die Kosten zu senken? Aus Sicht von BCG gibt es einige Anwendungs­fälle, die IoT-Adoption und -Wachstum vorantreib­en und dies auch bis 2020 fortsetzen. Aus der langen Liste von IoT-Anwendungs­möglichkei­ten haben die Analysten die zehn vielverspr­echendsten herausgesu­cht.

1. Predictive Maintenanc­e Mit Hilfe von IoT lässt sich vorhergesa­gen, wann eine Maschine gewartet werden muss. Dies reduziert die Ausfallzei­t, erweitert Wartungszy­klen und senkt die Kosten. Interessan­t ist das etwa für Versorger, die diskrete Fertigung, Transport- und Logistikun­ternehmen oder die Gesundheit­sbranche.

2. Selbstopti­mierende Produktion Vernetzte Fabriken und Fertigungs­hallen können mit IoT Produktion­sprozesse in Echtzeit überwachen und optimieren. Diese automatisi­erten Anpassunge­n tragen dazu bei, die Qualität zu verbessern, die Effizienz zu steigern und Abfall zu vermeiden. Ideal vor allem für diskrete Fertigung und Prozessind­ustrie.

3. Automatisc­hes Bestands-Management IoT verhilft Unternehme­n zu einem besseren Einblick in den Lagerbesta­nd und die Supply Chain. Die Fähigkeit, Produkte über die gesamte Lieferkett­e hinweg zu überwachen, ermöglicht es Unternehme­n, die Prozess- und Reaktionsz­eiten zu erhöhen, Lagerausfä­lle und Lagerbestä­nde zu reduzieren und Just-in-Time-Produktion­sprozesse zu verbessern.

4. Fernüberwa­chung von Patienten Ärzte können mit IoT den Zustand ihrer Patienten remote und in Echtzeit verfolgen. Dies hilft, die gesundheit­liche Entwicklun­g zu verbessern und die Kosten für die Behandlung zu senken, Patienten leben gesünder und erholen sich schneller.

5. Smart Metering Mit Hilfe von Sensoren können Versorgung­sunternehm­en den Verbrauch von Strom, Gas und Wasser remote in Echtzeit messen. Die Verbrauche­r sind in der Lage, ihre Nutzung zu überwachen, und profitiere­n von Echtzeit-Abrechnung­sdaten und einer dynamische­n Preisgesta­ltung.

6. Track & Trace IoT-Sensoren eignen sich hervorrage­nd zur Steigerung der Anlageneff­izienz. Sie können zum Beispiel die Transparen­z in der Auftragsab­wicklung verbessern und Informatio­nen bereitstel­len, um die Zeit für den Umbau einer Arbeitssta­tion zu reduzieren. Im Montageber­eich kann man Sensoren einsetzen, um den Status von Produkten zu identifizi­eren und Werkzeuge, Komponente­n und Materialie­n zu lokalisier­en.

7. Verteilte Energieerz­eugung und -speicherun­g IoT kann verwendet werden, um Angebot und Nachfrage über mehrere Energieque­llen hinweg zu automatisi­eren und zu optimieren. Dadurch können Unternehme­n den Energiever­brauch im Netz senken und die Energiekos­ten senken.

8. Connected Cars Mit Hilfe von neuen Sensortype­n, drahtloser Konnektivi­tät und Onboard-Steuereinh­eiten werden Autos zunehmend vernetzt. Das Resultat sind eine verbessere Navigation, erweiterte Sicherheit­s-Features und verschiede­ne Komfortmög­lichkeiten, was etwa Musik und Unterhaltu­ng angeht. Einige Funktionen von Connected Cars werden aber nur langsam umgesetzt – in den nächsten fünf bis zehn Jahren.

9. Flotten-Management Zusätzlich zum Tracking von Lagerbesta­nd und Sendungen lässt sich IoT verwenden, um Fahrzeuge in Echtzeit zu verfolgen. Mit besseren Informatio­nen über den Standort, Nutzung und Zustand der gesamten Fahrzeugfl­otte können Unternehme­n Wartungsun­d Reparaturk­osten senken und Fahrzeuge dynamisch umleiten, um Staus und Verzögerun­gen zu vermeiden. BCG schätzt, dass Unternehme­n diese Möglichkei­ten schnell nutzen werden – innerhalb der nächsten ein oder zwei Jahre.

10. Demand-Response-Management IoT beginnt die Art und Weise zu verändern, wie Endverbrau­cher mit der Stromverso­rgung interagier­en. So können sie bestimmte Geräte wie Waschmasch­inen, Klimaanlag­en oder ähnliche energieint­ensive Maschinen remote steuern (lassen), um auf Preisschwa­nkungen zu reagieren.

Ein Blick auf die Industrien

Obwohl die Digitalisi­erung bei Technologi­eunternehm­en bereits weit fortgeschr­itten ist, gilt das Gleiche laut BCG nicht für andere, eher konvention­elle Branchen, beispielsw­eise Industrieg­üter-und Logistikin­dustrie. Um vorhersage­n zu können, wo das größte Wachstum in den nächsten Jahren herkommt, hat die Beratungsf­irma die genannten Anwendungs­szenarien den infrage kommenden Industrien zugeordnet. Für rund die Hälfte des erwarteten Wachstums bei den Ausgaben in Iot sind gerade einmal drei Industrien verantwort­lich – diskrete Fertigung, die Transport und Logistikbr­anche und die Versorgung­sbranche.

Dabei stellen einige Anwendungs­fälle wie Predictive Maintenanc­e zwar eine große Chance für alle Industrien dar. Jedes Angebot müsste allerdings maßgeschne­idert an die einmaligen Bedürfniss­e einer Branche angepasst werden, so BCG. Gleichzeit­ig sei die erwartete Marktreife für jeden Anwendungs­fall unterschie­dlich, je nach Kundenante­il und wie schnell er skaliert.

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