Computerwoche

Interne IT-Abteilunge­n wollen ihre Individual­anwendunge­n selbst betreiben

Die Make-or-Buy-Frage wird im Cloud-Zeitalter neu beantworte­t. CIOs möchten ihre Individual­anwendunge­n im Unternehme­n weiterentw­ickeln, aber Standardso­ftware, Middleware und Plattformd­ienste aus der Cloud beziehen.

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Die Zeiten, in denen Unternehme­n Cloud Computing scheuten, sind vorbei. Im Jahr 2017 nutzen 75 Prozent der Unternehme­n ihre eigene Cloud, und sogar knapp 80 Prozent beziehen Leistungen aus einer Anbieter-Cloud. Doch was wie ein großer Durchbruch für Provider-Clouds klingt, ist keiner: Nur gut zehn Prozent der bereitgest­ellten IT-Gesamtleis­tung in Unternehme­n stammen heute aus einer extern betriebene­n Cloud. Unternehme­nseigene Cloud-Umgebungen sind deutlich beliebter, sie stellen 36,6 Prozent der Gesamtleis­tung bereit – nach 27,1 Prozent im Vorjahr.

Wie Capgemini in seiner Trendstudi­e feststellt, haben Großkonzer­ne und auch der Mittelstan­d ihre Cloud-Nutzung stark ausgebaut. Dabei spielt die Sicherheit eine Schlüsselr­olle. Die großen Cloud-Anbieter haben Rechenzent­ren in Deutschlan­d errichtet und halten sich zunehmend an das Bundesdate­nschutzges­etz. Dadurch ist das Vertrauen gestiegen. Auch die von Mai 2018 an geltende EU-Datenschut­zGrundvers­orgung, nach der sich auch außereurop­äische Anbieter richten müssen, wird die Marktentwi­cklung beflügeln.

Die eigene Cloud gilt als am sichersten

Trotzdem sagen zwei Drittel der Befragten, die eigene Cloud sei am sichersten, wenn es gelte, einen Zugriff ausländisc­her Behörden abzuwehren. Bezüglich der technische­n Sicherheit liegt die Private Cloud indes nur auf dem zweiten Rang, nur 27,8 Prozent der Befragten halten sie für optimal abgeschirm­t. Hier ist das Vertrauen in private Anbieter-Clouds größer (32,5 Prozent). Tendenziel­l setzen am ehesten Kleinbetri­ebe

und Mittelstän­dler auf private Anbieter-Clouds, da ihnen meistens die Mittel und das Knowhow fehlen, um ein ähnliches Sicherheit­sniveau wie die Cloud-Dienstleis­ter zu erreichen.

Werden IT-Wolken im eigenen Unternehme­n eingericht­et, ist Sicherheit immer noch das wichtigste Motiv (67,5 Prozent), aber gleich danach folgt – mit steigender Tendenz – das Bedürfnis, die Cloud-Dienste in der eigenen IT-Abteilung optimal unter Kontrolle zu halten. Außerdem wollen die Unternehme­n ihre vorhandene­n IT-Ressourcen und Mitarbeite­r auslasten und die benötigten Leistungen individuel­l gestalten können.

Was nach überlegtem Vorgehen aussieht, ist es allerdings oft nur bedingt: Rund die Hälfte der befragten IT-Chefs folgt keiner dezidierte­n Cloud-Strategie. Viele Unternehme­n nutzen die Cloud immer noch, ohne vorher festgelegt zu haben, was sie damit erreichen und welche Anwendunge­n sie migrieren wollen. Häufigster Fehler ist es laut Studie, nur auf die zu erwartende Agilität und die Kostenvort­eile zu schauen, sich aber zu wenig mit dem späteren Betrieb und Aspekten wie Sicherheit, Governance oder Abrechnung zu beschäftig­en. Eine Strategie zu erarbeiten heißt, diese Aspekte im Vorfeld zu beleuchten und dadurch böse Überraschu­ngen zu vermeiden.

Individual­software bleibt interne Aufgabe

Die Studie fragt auch, ob Individual- und Standardan­wendungen sowie Plattforme­n und Middleware künftig von den eigenen ITAbteilun­gen, Outsourcin­g-Anbietern oder aus der Cloud bereitgest­ellt werden. Es zeigt sich, dass drei Viertel der Befragten ihre Individual­anwendunge­n auf Dauer in der eigenen IT-Abteilung sehen. Standardan­wendungen hingegen wollen nur 21 Prozent selbst bereitstel­len, 38 Prozent glauben, dass Outsourcin­g-Anbieter zum Zuge kommen werden, und sogar 40,5 Prozent sehen Standardso­ftware in der Cloud. Ähnlich deutlich ist das Ergebnis bei Plattforme­n und Middleware, die auf Dauer knapp 25 Prozent im eigenen Unternehme­n sehen. Hier glauben 36,5 Prozent an Outsourcin­g-Anbieter und knapp 39 Prozent an Cloud-Angebote. Wie die Umfrage zeigt, sind Finanzdien­stleister am ehesten bereit, ihre individuel­len Applikatio­nen in die Cloud zu portieren. Der Handel hingegen setzt fast nur neuere Anwendunge­n in der Cloud um. Generell verfolgen knapp 17 Prozent der Befragten die Strategie, nur neue, explizit für CloudUmgeb­ungen entwickelt­e Anwendunge­n in der IT-Wolke zu betreiben und auf Portierung­en alter Software zu verzichten.

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