Computerwoche

Die Annäherung an Big Data erfolgt nur zögerlich

Zum Thema Big Data wird viel diskutiert, evaluiert und pilotiert – aber die Zahl der Unternehme­n, die Anwendunge­n im Einsatz haben, ist weiter überschaub­ar.

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Mehrere Big-Data-Anwendunge­n in Betrieb haben 14,3 Prozent der Befragten (Vorjahr 15,9 Prozent). Eine einzige Big-Data-Anwendung betreiben vier Prozent (nach acht Prozent 2016). Aber immerhin 28,6 Prozent der befragten Unternehme­n diskutiere­n darüber und veranstalt­en Workshops, im Vorjahr waren es knapp fünf Prozentpun­kte weniger. Mit konkreter Evaluierun­g inklusive Pilotproje­kt sind 23,8 Prozent befasst – nach 20,4 Prozent im Vorjahr.

Ist Big Data auf dem viel zitierten Gartnersch­en Hype Cycle im „Tal der Enttäuschu­ngen“angekommen? Eher ist es wohl so, dass manche Firmen und Industrien bislang gar nicht genug Daten erhoben haben, um sinnvolle Big-Data-Projekte aufzusetze­n. Beispielsw­eise wären Internet-of-Things-(IoT-)Projekte im industriel­len Bereich eine Voraussetz­ung, um via Sensoren Zustandsda­ten von Maschinen, Anlagen und sonstigen „Dingen“zu erheben. Und für Energiever­sorger dürfte Big Data erst richtig interessan­t werden, wenn viele Kunden Smart Meter nutzen.

Konsolidie­rung der Anwendunge­n läuft

Hinzu kommt, dass es in einigen Branchen, etwa bei den Finanzdien­stleistern, bereits Konsolidie­rungen gibt. Vorhandene Anwendunge­n verschiede­ner Abteilunge­n oder Landesgese­llschaften werden vereinheit­licht, um Kosten zu senken und mit einer gemeinsame­n Datenbasis zu arbeiten. Dagegen haben in der Automobilb­ranche mehr Unternehme­n als im Vorjahr Big-Data-Anwendunge­n im Einsatz, und auch die Zahl derer, die solche Applikatio­nen planen, steigt. Auch im Handel gibt es inzwischen eine Reihe von Anwendunge­n und Pilotproje­kten. Im vergangene­n Jahr hatten die meisten

Retailer noch nicht über Big-Data-Vorhaben

nachgedach­t.

Welche Ziele verfolgen die Unternehme­n mit ihren Big-Data-Projekten? Wie im Vorjahr geht es in erster Linie darum, die betrieblic­he Effizienz zu erhöhen (62,5 Prozent). Der zweitwicht­igste Aspekt ist das Aufspüren und Umsetzen neuer Geschäftsm­odelle (56,2 Prozent). Erst danach folgt der Wunsch, die Kundenerfa­hrung zu verbessern. 43,8 Prozent der Befragten haben die Customer Experience im Sinn, vor einem Jahr waren es noch 46,3 Prozent.

Extern aufsetzen – intern weiterführ­en

Die meisten Big-Data-Projekte werden heute mit Hilfe externer Dienstleis­ter aufgesetzt, wobei die Firmen das langfristi­ge Ziel verfolgen, die Vorhaben später mit eigenen Ressourcen weiterzufü­hren und eigenständ­ig die Erkenntnis­se aus ihren Daten zu gewinnen. Auch die fachliche und die Architektu­rgestaltun­g wollen mehr als die Hälfte der Befragten langfristi­g intern vornehmen.

Da der Überblick über firmenüber­greifende Lieferkett­en immer wichtiger wird, stellt sich die Frage nach der Datenhohei­t. Der Studie zufolge werden die Datenmenge­n auf Dauer zu groß, um sie zu bewegen. Deshalb werden Firmen ihre Algorithme­n austausche­n und auch auf die Datenbestä­nde Dritter, zum Beispiel Lieferante­n, anwenden. Dazu aber bedarf es gemeinsame­r Standards und Architektu­ren.

Big Data ist ein komplizier­tes Thema, außerdem fehlt es an Fachperson­al. Angesichts der sich ständig weiterentw­ickelnden Technologi­en und der steigenden Datenmenge­n werden Unternehme­n dazu übergehen, den Betrieb dieser Lösungen auszulager­n.

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