Deutsche IT-Chefs haben in puncto Outsourcing viel Macht
Insgesamt 71 Prozent der Outsourcing-Entscheider sind CIOs oder IT-Leiter. Das gilt für deutsche Firmen – im europäischen Durchschnitt sind es nur 59 Prozent. Das belegen Zahlen von IDC-Analystin Jennifer Thomson.
Jennifer Thomson, Research Director beim Marktforschungsunternehmen IDC, hat in einem CW-Gespräch interessante Zahlen zum europäischen Outsourcing-Markt präsentiert. Demnach spielen CIOs und weitere IT-Verantwortliche in Deutschland eine wichtigere Rolle als im europäischen Durchschnitt, wenn es um Fragen der IT-Auslagerung geht.
Hierzulande entscheiden 25 Prozent der CIOs und 46 Prozent der IT-Leiter über SourcingMaßnahmen. In zwölf Prozent der Fälle heben oder senken CEOs den Daumen, in zehn Prozent Linien-Manager. Die verbleibenden sieben Prozent verteilen sich auf andere ManagementFunktionen. Europaweit fällen CIOs in 22 Prozent der Fälle die Outsourcing-Entscheidung und IT-Leiter (oder vergleichbare Titel) in 37 Prozent. Stärker sind hier die Linien-Manager involviert mit einem Anteil von 20 Prozent und die CEOs mit 13 Prozent.
Laut Thomson wird Outsourcing wieder wichtiger. Der Forderung ihrer Analystenkollegen von Gartner und Forrester nach einem dezidierten „Chief Sourcing Officer“folgt Thomson dennoch nicht. Eine solche Position sei ihr noch nie untergekommen. Vereinzelt liege in Europa die Entscheidungshoheit bei einem Chief Digital Officer oder einem Chief Procurement Officer.
Die Verantwortung des Account-Managers
Wie Thomson beobachtet, steigen die Erwartungen an die IT-Dienstleister permanent. Die Kunden wollen demnach vor allem eine bessere Zusammenarbeit als früher. In einer immer komplexeren IT- und Business-Umgebung sollten sich die Partner idealerweise auf Augenhöhe austauschen. Der IDC-Analystin zufolge steht und fällt der Erfolg des Dienstleisters mit seinen Account-Managern. Diese müssten den Kunden vom ersten bis zum letzten Augenblick durch die gesamte Vertragsdauer begleiten – auch dann, wenn sich Teile des Abkommens änderten. „Sie sind die entscheidende Konstante“, sagt die Analystin. Es könne hilfreich sein, eigens Personen für Kommunikation und Change-Management abzustellen.
Neben dem hohen Gewicht von CIO und IT-Leiter fällt Deutschland durch starke Regularien im Zusammenhang mit Beschäftigungsverhältnissen auf, so Thomson weiter. Abgesehen davon gelte hier wie in ganz Europa: Der Trend zur Cloud setzt sich fort. Konkret bedeutet das: 2013 stellten Cloud-basierende Verträge noch knapp dreizehn Prozent der IT-OutsourcingAbmachungen, 2015 waren es fast 21 Prozent.
DevOps fordert Outsourcing-Dienstleister
Neben der Cloud wirkt sich auch der Trend zu DevOps-Modellen aus. Dieser Kunstbegriff aus Development und Operations entstand um 2014/2015 und umreißt einen Ansatz zur Prozessverbesserung, der die bereichsübergreifende Zusammenarbeit von Entwicklern, Testern und Administratoren unter Einbeziehung der Kundenwünsche vorsieht. Für IDC-Analystin Thomson hat DevOps Auswirkungen auf die Unternehmenskultur. „Der Ansatz erfordert den Aufbau crossfunktionaler Teams“, darauf müssten sich Provider einstellen. Das erfordere zusätzliche Flexibilität, wenn sich Anforderungen und die Zusammensetzung der Teams sowie auch die Verantwortlichkeiten viel schneller als bisher veränderten.