So kommen IT-Gründer an Investorengelder und Projektbudgets
Die Finanzwelt ist für viele Entwickler unbekanntes Terrain. Doch CrowdfundingPlattformen wie Kapilendo bieten Gründern wie Investoren Unterstützung. Wichtig ist neben einem überzeugenden Business-Plan eine Präsentation, die mit Leben gefüllt ist.
Christopher Grätz, Gründer und Vorstand der Kapilendo AG, weiß, was Geldgeber sehen wollen. „Stellen Sie heraus, wem das Projekt wie nutzt“, nennt der ehemalige KPMG-Berater Regel Nummer eins. Investoren wollen demnach wissen, wann ihr eingesetztes Kapital zurückkommt und Gewinne bringt.
Was das bedeutet, zeigt das Beispiel der Casenio AG. Das Berliner IT-Startup hat ein sensorenbasierendes Hilfssystem für das Smart Home entwickelt. Casenio ist an einem Kredit über 200.000 Euro bei einer Laufzeit von zwei Jahren interessiert, um Apps entwickeln und das Unternehmen insgesamt voranbringen zu können, wie Sprecherin Sonja Schmitt verdeutlicht. Doch als frisch gegründete Firma sei es schwierig, Banken zu überzeugen.
Finanzmann Grätz hat aus diesem Dilemma, in dem viele Startups stecken, eine Geschäftsidee entwickelt: Die Kreditplattform Kapilendo hat inzwischen rund sieben Millionen Euro an 30 Projekte wie Casenio vermittelt. 6000 Investoren finanzieren IT-Projekte, aber auch klassische Industrien, zum Beispiel eine Großbäckerei. Bundesweit bekannt wurde Kapilendo über ein Crowdfunding-Projekt für den Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin.
Kreditgeschäfte sind normalerweise eine geheime Angelegenheit zwischen Geldverleiher und Darlehensnehmer. Auf Kreditplattformen im Internet geht es hingegen öffentlich und transparent zu. Wer finanzielle Unterstützung einwerben will, stellt sich in Kurzvideos vor und beschreibt sein Projekt – inklusive Rating, Laufzeit und Zinssatz des angestrebten Kredites. Außerdem geben die Firmen Umsatz und Ergebnis preis. „Damit verändern sich die Kommunikation und das Selbstverständnis“, sagt Grätz. Die Plattformen sind letztendlich Vertriebsmaschinen. Tausende schauen die (Erklär-)Videos an, teilen sie im Netz mit Freunden und Geschäftspartnern. Investoren werden so zu Markenbotschaftern. Weil sie wollen, dass ihre Geldanlage gut läuft.
Kennzahlen reichen nicht
IT-Gründer sollten versuchen, davon zu profitieren. Kennzahlen und technische Details bleiben relevant, aber ebenso wichtig ist es, den Nutzen eines Projekts erlebbar zu machen. Das gelingt etwa, indem man Interviews mit Kunden aus der angepeilten Zielgruppe führt oder begeisterte Kollegen zu Wort kommen lässt. So entsteht im Idealfall ein kleines Heer von Mitwissern und -machern. Deren Input kann sich wiederum unmittelbar auf das Projekt oder Programm auswirken.
Die Analysten von Kapilendo wissen innerhalb von fünf Tagen, ob ein Projekt Investoren finden wird. Der Proof of Concept (die Durchführbarkeit des Vorhabens) genießt dabei höchste Aufmerksamkeit. Wann werden etwa durch Wachstum fixe Kosten zu variablen und ab wann ist der Break-even-Punkt erreicht? Ab wann fließt mehr Geld zurück, als in das Projekt hineingesteckt wird? Geldgeber erwarten Antworten auf diese Fragen. Business-Pläne, die hier keine Auskunft geben, haben keine Chance. Andererseits treten immer wieder überzeugte Investoren und Stakeholder auf, die sich engagieren und Funktionen wie Qualitätssicherung, Vertrieb und Marketing übernehmen, wenn sie überzeugt sind.
Plattformen wie Kapilendo gibt es inzwischen eine Menge. Einen Überblick finden Leser unter www.crowdfunding.de/Plattformen.