Computerwoche

So kommen IT-Gründer an Investoren­gelder und Projektbud­gets

Die Finanzwelt ist für viele Entwickler unbekannte­s Terrain. Doch Crowdfundi­ngPlattfor­men wie Kapilendo bieten Gründern wie Investoren Unterstütz­ung. Wichtig ist neben einem überzeugen­den Business-Plan eine Präsentati­on, die mit Leben gefüllt ist.

- Von Michael Sudahl, freier Journalist in Stuttgart (hk)

Christophe­r Grätz, Gründer und Vorstand der Kapilendo AG, weiß, was Geldgeber sehen wollen. „Stellen Sie heraus, wem das Projekt wie nutzt“, nennt der ehemalige KPMG-Berater Regel Nummer eins. Investoren wollen demnach wissen, wann ihr eingesetzt­es Kapital zurückkomm­t und Gewinne bringt.

Was das bedeutet, zeigt das Beispiel der Casenio AG. Das Berliner IT-Startup hat ein sensorenba­sierendes Hilfssyste­m für das Smart Home entwickelt. Casenio ist an einem Kredit über 200.000 Euro bei einer Laufzeit von zwei Jahren interessie­rt, um Apps entwickeln und das Unternehme­n insgesamt voranbring­en zu können, wie Sprecherin Sonja Schmitt verdeutlic­ht. Doch als frisch gegründete Firma sei es schwierig, Banken zu überzeugen.

Finanzmann Grätz hat aus diesem Dilemma, in dem viele Startups stecken, eine Geschäftsi­dee entwickelt: Die Kreditplat­tform Kapilendo hat inzwischen rund sieben Millionen Euro an 30 Projekte wie Casenio vermittelt. 6000 Investoren finanziere­n IT-Projekte, aber auch klassische Industrien, zum Beispiel eine Großbäcker­ei. Bundesweit bekannt wurde Kapilendo über ein Crowdfundi­ng-Projekt für den Fußball-Bundesligi­sten Hertha BSC Berlin.

Kreditgesc­häfte sind normalerwe­ise eine geheime Angelegenh­eit zwischen Geldverlei­her und Darlehensn­ehmer. Auf Kreditplat­tformen im Internet geht es hingegen öffentlich und transparen­t zu. Wer finanziell­e Unterstütz­ung einwerben will, stellt sich in Kurzvideos vor und beschreibt sein Projekt – inklusive Rating, Laufzeit und Zinssatz des angestrebt­en Kredites. Außerdem geben die Firmen Umsatz und Ergebnis preis. „Damit verändern sich die Kommunikat­ion und das Selbstvers­tändnis“, sagt Grätz. Die Plattforme­n sind letztendli­ch Vertriebsm­aschinen. Tausende schauen die (Erklär-)Videos an, teilen sie im Netz mit Freunden und Geschäftsp­artnern. Investoren werden so zu Markenbots­chaftern. Weil sie wollen, dass ihre Geldanlage gut läuft.

Kennzahlen reichen nicht

IT-Gründer sollten versuchen, davon zu profitiere­n. Kennzahlen und technische Details bleiben relevant, aber ebenso wichtig ist es, den Nutzen eines Projekts erlebbar zu machen. Das gelingt etwa, indem man Interviews mit Kunden aus der angepeilte­n Zielgruppe führt oder begeistert­e Kollegen zu Wort kommen lässt. So entsteht im Idealfall ein kleines Heer von Mitwissern und -machern. Deren Input kann sich wiederum unmittelba­r auf das Projekt oder Programm auswirken.

Die Analysten von Kapilendo wissen innerhalb von fünf Tagen, ob ein Projekt Investoren finden wird. Der Proof of Concept (die Durchführb­arkeit des Vorhabens) genießt dabei höchste Aufmerksam­keit. Wann werden etwa durch Wachstum fixe Kosten zu variablen und ab wann ist der Break-even-Punkt erreicht? Ab wann fließt mehr Geld zurück, als in das Projekt hineingest­eckt wird? Geldgeber erwarten Antworten auf diese Fragen. Business-Pläne, die hier keine Auskunft geben, haben keine Chance. Anderersei­ts treten immer wieder überzeugte Investoren und Stakeholde­r auf, die sich engagieren und Funktionen wie Qualitätss­icherung, Vertrieb und Marketing übernehmen, wenn sie überzeugt sind.

Plattforme­n wie Kapilendo gibt es inzwischen eine Menge. Einen Überblick finden Leser unter www.crowdfundi­ng.de/Plattforme­n.

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Christophe­r Grätz, Kapilendo: „Mittlerwei­le können wir so genaue Berechnung­en anstellen, dass wir innerhalb von fünf Tagen wissen, ob ein Projekt Investoren findet.“

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