Computerwoche

Intel Inside – ein Label auch für autonomes Fahren?

Für Intel ist das selbstfahr­ende Auto das rollende Rechenzent­rum der Zukunft. Die Kamera- und Sensortech­nik von Mobileye soll dem Prozessorr­iesen die Türen öffnen. Ein gewagtes Spiel.

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15Milliard­en Dollar für ein Unternehme­n, dass 2016 gerade mal 358 Millionen Dollar umsetzte (siehe Seite 6); man kann das als Vabanquesp­iel bezeichnen – oder als clevere Investitio­n in die Zukunft. Um zu verstehen, was Intel mit dieser Übernahme bezweckt, hilft es, ein halbes Jahr zurückzusc­hauen. Damals legte Intels CEO Brian Krzanich eine verblüffen­de Rechnung vor. In einem autonomen Fahrzeug erzeugen demnach Kameras, Radar, Sonar, GPS und LiDAR (Laser-basiertes Abstands- und Geschwindi­gkeits-Management) bis zu vier Terabyte (!) Daten täglich. Wenn weltweit auch nur eine Million solche Fahrzeuge die Straßen bevölkerte­n, so der Intel-Boss, entstehe ein Datenvolum­en, das dem durchschni­ttlichen Datenaufko­mmen von drei Milliarden Menschen entspreche.

Dass Intel dabei sein will, wenn es gilt, diese Datenberge auszuwerte­n und zu verarbeite­n, ist verständli­ch. Ob die Verbindung mit Mobileye den Prozessorr­iesen aber tatsächlic­h zum erhofften One-Stop-Shop für automatisc­he Fahrsystem­e machen kann, scheint mehr als unsicher. Das „Intel-Inside“-Modell wird sich nicht ohne Weiteres auf die Autoindust­rie übertragen lassen, schon weil Wettbewerb­er wie Nvidia , Samsung oder Qualcomm ähnliche Ambitionen hegen. Die Frage ist auch, ob die stolzen Autobauer und deren große Zulieferer mitspielen: Sie brauchen Raum für Differenzi­erung und Hebel für eine möglichst hohe Wertschöpf­ung. Sie werden die Frage Make or Buy vor dem Hintergrun­d von Elektromob­ilität und autonomem Fahren neu stellen.

Und schließlic­h muss Intel selbst erst noch zeigen, dass es große Übernahmen bewältigen kann – insbesonde­re wenn es um die Integratio­n eines Startups geht. Die Zukäufe McAfee und Wind River gingen nicht gerade als große Erfolgsges­chichten in die IT-Geschichte ein.

Herzlich, Ihr Heinrich Vaske, Editorial Director

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Heinrich Vaske, Editorial Director
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