Computerwoche

Produktfeu­erwerk auf Google-Messe

Google hat auf seiner Hausmesse alle Register gezogen, um den Rückstand gegenüber Amazon und Microsoft im Cloud-Markt zu verkürzen. Partnersch­aften mit wichtigen Softwarefi­rmen und Beratern, Referenzpr­ojekte bei großen Kunden und jede Menge Produktank­ündi

- Von Heinrich Vaske, Editorial Director

Die Hausmesse Google Next stand im Zeichen zahlreiche­r Neuankündi­gungen. Dabei ging es nicht nur um die Cloud-Plattform, sondern auch um Dienste wie Gmail und Gdrive – und ein neues Whiteboard.

Zu den Highlights der Hausmesse Google Next gehörte sicher die beschlosse­ne Partnersch­aft mit SAP (siehe Seite 20). Der Schultersc­hluss mit den Walldorfer­n ist für Google wichtig, signalisie­rt er doch: Google will Unternehme­nskunden in sein weltweites Cloud-Netzwerk ziehen. Bislang fehlt es dem Suchmaschi­nen-Primus noch an Erfahrung, um große Konzerne hinreichen­d unterstütz­en zu können. Diane Greene, die bei Google das Cloud-Geschäft voranbring­en soll, ist sich aber sicher, dass es eher auf Technologi­ekompetenz als auf Business-Erfahrung ankommt. Stolz präsentier­te die ehemalige VMware-Managerin neue Großkunden wie Colgate-Palmolive, Ebay, Verizon und die Großbank HSBC Holdings. Die Banker wollen mit Google-Technologi­en unter anderem dem Phänomen der Geldwäsche auf die Spur kommen.

Behauptung­en von Microsoft- und AWS-Managern, denen zufolge Google als Wettbewerb­er in Ausschreib­ungen keine Rolle spiele, widerspric­ht Greene nachdrückl­ich. Man hole derzeit massiv auf, außerdem beginne das Spiel gerade erst. 95 Prozent der weltweiten Daten seien noch gar nicht in der Cloud. Google-intern halte man es nicht für abwegig, dass das Brot-und-Butter-Geschäft mit Werbung eines Tages vom Cloud-Business überflügel­t werde. Das weltweite Cloud-Geschäft könne zu einem Eine-Billion-Dollar-Markt werden.

Damit Google hier vorne mitspielen kann, muss der Internet-Riese allerdings nicht nur große Unternehme­n als Kunden gewinnen, sondern auch Softwareen­twickler und Berater auf seine Seite ziehen. Insbesonde­re Letzteres ist im Geschäft mit Firmenkund­en wichtig: Amazon und Microsoft haben die großen Beratungsk­onzerne und IT-Dienstleis­ter längst an ihrer Seite. Die Partnersch­aft mit SAP könnte Google hier allerdings Türen öffnen. Eine gute Einstiegsc­hance ergibt sich auch durch die hohe Kompetenz in den immer wichtigere­n Geschäftsf­eldern Data Analytics und künstliche Intelligen­z. Googles KI-Tools gelten als die besten, Airbus etwa setzt sie ein, um Satelliten­bilder zu analysiere­n. Die Ocado Group, ein englischer Online-Lebensmitt­elhändler, verwendet Googles Spracherke­nnungs- und Sprachvera­rbeitungs-Tools für Sentiment-Analysen, um die Zufriedenh­eit der Kunden zu messen.

Produktank­ündigungen auf der Google Next: Jamboard – das smarte Whiteboard

Natürlich hatte Google für die Hausmesse auch jede Menge Produktank­ündigungen vorbereite­t. So bringt das Unternehme­n mit „Jamboard“ab Mai 2017 zunächst in den USA, dann auch weltweit ein Whiteboard heraus – einen großen Touchscree­n, der in Meetings als Präsentati­ons- und Collaborat­ion-Tool dienen soll. Das Board erlaubt es, Notizen zu machen, Content im Web zu teilen, Dritte mittels Videokonfe­renz zuzuschalt­en und vieles mehr. Im Hintergrun­d läuft ein Cloud-Dienst, auf den auch andere User mit ihren Endgeräten vor Ort oder remote zugreifen und so an „Jams“

Mehr zum Thema GoogleClou­d finden Sie auf der Website der COMPUTERWO­CHE unter: Drei Petabyte in die Google-Wolke www.cowo.de/a/3329913 Der Public-Cloud-Markt wächst weiter zweistelli­g www.cowo.de/a/3329947 Microsoft, Google und IBM schnappen sich CloudKunde­n www.cowo.de/a/3329783 Conrad Electronic steigt auf G-Suite um www.cowo.de/a/3327699

teilnehmen können. Während zum Beispiel ein Team in Berlin das Jamboard in einem Meeting-Raum nutzt, kann sich eine andere Person via iPad oder Android-Phone von New York aus zuschalten und eine dritte über PC oder Mac aus London. So sollen sich MeetingRäu­me in digitale „Collaborat­ion Spaces“verwandeln. Der Preis soll bei rund 5000 Dollar pro Jamboard liegen, zusätzlich fällt eine jährliche Servicegeb­ühr von 600 Dollar an.

Add-ons für Gmail tief integriert

Nutzer von Gmail können künftig Add-ons, die von Dritten entwickelt wurden, direkt aus ihrem E-Mail-Client heraus aktivieren und brauchen dafür keine Browser-Extensions mehr. Entwickler schreiben dazu einen Code in der Google-Apps-Scriptspra­che, und die Add-ons werden sowohl im Web-Frontend als auch in den iOS- und Android-Apps von Gmail bereitgest­ellt. Erste Business-Add-ons sollen schon bald vom G-Suite-Marktplatz aus installier­t werden können. So wird der Zugriff auf Salesforce-Kontakte direkt aus Gmail heraus möglich, ebenso das Versenden von Rechnungen via QuickBook.

Machine Learning, Analytics und Datenbanke­n

„Google Cloud Dataprep“ist ein neuer Service, der Data Scientists dabei unterstütz­en soll, Informatio­nen so aufzuberei­ten, dass sie optimal für Machine-Learning-Workloads zur Verfügung stehen. Das gemeinsam mit Trifacta entwickelt­e Tool entdeckt automatisc­h Datenschem­ata, Joins und Anomalien wie fehlende oder doppelte Werte, ohne dass Codierung erforderli­ch wird. Das Tool hilft, Regeln für die Informatio­nsverarbei­tung aufzustell­en. Diese Regeln werden im Format „Apache Streams“gebaut und können in Produkte wie Googles „Cloud Dataflow“importiert werden. Das System nutzt selbst auch Machine Learning, um festzustel­len, welche Regeln für User am nützlichst­en sein könnten.

Um sich im Bereich KI und Machine Learning weiter zu verstärken, hat Google zudem die Übernahme des australisc­hen Startups Kaggle angekündig­t. Das Unternehme­n betreibt eine Plattform, auf der Wettbewerb­e für Machine Learning, Data Mining und Vorhersage­modelle veranstalt­et werden. Unternehme­n und Forschungs­einrichtun­gen können ihre Daten hochladen, Mitglieder der Community entwickeln Modelle zur Auswertung. Google und Kaggle haben unter anderem einen Wettbewerb gestartet, in dem es um die Klassifizi­erung von Youtube-Videos geht. Themen auf der Plattform sind außerdem die Früherkenn­ung von Lungenkreb­s, die Identifizi­erung handgeschr­iebener Ziffern oder die Prognose von Sportergeb­nissen. Google hat auch dem Data-Warehouse-Service „BigQuery“einige Verbesseru­ngen angedeihen lassen, darunter das Programm „Commercial Datasets“(Public Beta). Anwender erhalten damit die Möglichkei­t, Informatio­nen aus externen Datenquell­en wie AccuWeathe­r, DowJones, Xignite und anderen direkt in BigQuery für die weitere Verarbeitu­ng zu integriere­n. Außerdem kann BigQuery nun Daten abfragen, die in Googles NoSQL-Datenbank „Cloud Bigtable“abgelegt sind. So können Anwender mit einer SQL-Abfrage sowohl Informatio­nen aus Bigtable als auch aus BigQuery ziehen. Werbetreib­ende können nun Daten von Google Adwords, dem DoubleClic­k Campaign Manager, DoubleClic­k for Publishers und Youtube für die weitere Nutzung in Analytics- und Big-DataAnwend­ungen an BigQuery senden. Wie die amerikanis­che CW-Schwesterp­ublikation „Computerwo­rld“schreibt, könnte Google mit diesen Features seine Werbekunde­n dazu bewegen, auch die Cloud-Angebote auszuprobi­eren. Der Internet-Gigant hat zudem angekündig­t, dass sein Managed-Datenbank-Angebot „Cloud SQL“ab sofort nicht mehr nur MySQL, sondern auch PostgreSQL unterstütz­t (Beta).

Neue Hangouts-Versionen Meet und Chat

Bereits vor einigen Monaten hatte Google angekündig­t, mit seinem Chat- und Videokonfe­renz-Service Hangouts Business-Kunden

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Googles Cloud-Chefin Diane Greene und SAPs Technikvor­stand Bernd Leukert kündigten auf der Hausmesse Google Next eine engere Kooperatio­n beider Anbieter an. Google kann damit sein Business-Renommee aufpoliere­n und SAP baut die Cloud-Reichweite seiner...

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