Produktfeuerwerk auf Google-Messe
Google hat auf seiner Hausmesse alle Register gezogen, um den Rückstand gegenüber Amazon und Microsoft im Cloud-Markt zu verkürzen. Partnerschaften mit wichtigen Softwarefirmen und Beratern, Referenzprojekte bei großen Kunden und jede Menge Produktankündi
Die Hausmesse Google Next stand im Zeichen zahlreicher Neuankündigungen. Dabei ging es nicht nur um die Cloud-Plattform, sondern auch um Dienste wie Gmail und Gdrive – und ein neues Whiteboard.
Zu den Highlights der Hausmesse Google Next gehörte sicher die beschlossene Partnerschaft mit SAP (siehe Seite 20). Der Schulterschluss mit den Walldorfern ist für Google wichtig, signalisiert er doch: Google will Unternehmenskunden in sein weltweites Cloud-Netzwerk ziehen. Bislang fehlt es dem Suchmaschinen-Primus noch an Erfahrung, um große Konzerne hinreichend unterstützen zu können. Diane Greene, die bei Google das Cloud-Geschäft voranbringen soll, ist sich aber sicher, dass es eher auf Technologiekompetenz als auf Business-Erfahrung ankommt. Stolz präsentierte die ehemalige VMware-Managerin neue Großkunden wie Colgate-Palmolive, Ebay, Verizon und die Großbank HSBC Holdings. Die Banker wollen mit Google-Technologien unter anderem dem Phänomen der Geldwäsche auf die Spur kommen.
Behauptungen von Microsoft- und AWS-Managern, denen zufolge Google als Wettbewerber in Ausschreibungen keine Rolle spiele, widerspricht Greene nachdrücklich. Man hole derzeit massiv auf, außerdem beginne das Spiel gerade erst. 95 Prozent der weltweiten Daten seien noch gar nicht in der Cloud. Google-intern halte man es nicht für abwegig, dass das Brot-und-Butter-Geschäft mit Werbung eines Tages vom Cloud-Business überflügelt werde. Das weltweite Cloud-Geschäft könne zu einem Eine-Billion-Dollar-Markt werden.
Damit Google hier vorne mitspielen kann, muss der Internet-Riese allerdings nicht nur große Unternehmen als Kunden gewinnen, sondern auch Softwareentwickler und Berater auf seine Seite ziehen. Insbesondere Letzteres ist im Geschäft mit Firmenkunden wichtig: Amazon und Microsoft haben die großen Beratungskonzerne und IT-Dienstleister längst an ihrer Seite. Die Partnerschaft mit SAP könnte Google hier allerdings Türen öffnen. Eine gute Einstiegschance ergibt sich auch durch die hohe Kompetenz in den immer wichtigeren Geschäftsfeldern Data Analytics und künstliche Intelligenz. Googles KI-Tools gelten als die besten, Airbus etwa setzt sie ein, um Satellitenbilder zu analysieren. Die Ocado Group, ein englischer Online-Lebensmittelhändler, verwendet Googles Spracherkennungs- und Sprachverarbeitungs-Tools für Sentiment-Analysen, um die Zufriedenheit der Kunden zu messen.
Produktankündigungen auf der Google Next: Jamboard – das smarte Whiteboard
Natürlich hatte Google für die Hausmesse auch jede Menge Produktankündigungen vorbereitet. So bringt das Unternehmen mit „Jamboard“ab Mai 2017 zunächst in den USA, dann auch weltweit ein Whiteboard heraus – einen großen Touchscreen, der in Meetings als Präsentations- und Collaboration-Tool dienen soll. Das Board erlaubt es, Notizen zu machen, Content im Web zu teilen, Dritte mittels Videokonferenz zuzuschalten und vieles mehr. Im Hintergrund läuft ein Cloud-Dienst, auf den auch andere User mit ihren Endgeräten vor Ort oder remote zugreifen und so an „Jams“
Mehr zum Thema GoogleCloud finden Sie auf der Website der COMPUTERWOCHE unter: Drei Petabyte in die Google-Wolke www.cowo.de/a/3329913 Der Public-Cloud-Markt wächst weiter zweistellig www.cowo.de/a/3329947 Microsoft, Google und IBM schnappen sich CloudKunden www.cowo.de/a/3329783 Conrad Electronic steigt auf G-Suite um www.cowo.de/a/3327699
teilnehmen können. Während zum Beispiel ein Team in Berlin das Jamboard in einem Meeting-Raum nutzt, kann sich eine andere Person via iPad oder Android-Phone von New York aus zuschalten und eine dritte über PC oder Mac aus London. So sollen sich MeetingRäume in digitale „Collaboration Spaces“verwandeln. Der Preis soll bei rund 5000 Dollar pro Jamboard liegen, zusätzlich fällt eine jährliche Servicegebühr von 600 Dollar an.
Add-ons für Gmail tief integriert
Nutzer von Gmail können künftig Add-ons, die von Dritten entwickelt wurden, direkt aus ihrem E-Mail-Client heraus aktivieren und brauchen dafür keine Browser-Extensions mehr. Entwickler schreiben dazu einen Code in der Google-Apps-Scriptsprache, und die Add-ons werden sowohl im Web-Frontend als auch in den iOS- und Android-Apps von Gmail bereitgestellt. Erste Business-Add-ons sollen schon bald vom G-Suite-Marktplatz aus installiert werden können. So wird der Zugriff auf Salesforce-Kontakte direkt aus Gmail heraus möglich, ebenso das Versenden von Rechnungen via QuickBook.
Machine Learning, Analytics und Datenbanken
„Google Cloud Dataprep“ist ein neuer Service, der Data Scientists dabei unterstützen soll, Informationen so aufzubereiten, dass sie optimal für Machine-Learning-Workloads zur Verfügung stehen. Das gemeinsam mit Trifacta entwickelte Tool entdeckt automatisch Datenschemata, Joins und Anomalien wie fehlende oder doppelte Werte, ohne dass Codierung erforderlich wird. Das Tool hilft, Regeln für die Informationsverarbeitung aufzustellen. Diese Regeln werden im Format „Apache Streams“gebaut und können in Produkte wie Googles „Cloud Dataflow“importiert werden. Das System nutzt selbst auch Machine Learning, um festzustellen, welche Regeln für User am nützlichsten sein könnten.
Um sich im Bereich KI und Machine Learning weiter zu verstärken, hat Google zudem die Übernahme des australischen Startups Kaggle angekündigt. Das Unternehmen betreibt eine Plattform, auf der Wettbewerbe für Machine Learning, Data Mining und Vorhersagemodelle veranstaltet werden. Unternehmen und Forschungseinrichtungen können ihre Daten hochladen, Mitglieder der Community entwickeln Modelle zur Auswertung. Google und Kaggle haben unter anderem einen Wettbewerb gestartet, in dem es um die Klassifizierung von Youtube-Videos geht. Themen auf der Plattform sind außerdem die Früherkennung von Lungenkrebs, die Identifizierung handgeschriebener Ziffern oder die Prognose von Sportergebnissen. Google hat auch dem Data-Warehouse-Service „BigQuery“einige Verbesserungen angedeihen lassen, darunter das Programm „Commercial Datasets“(Public Beta). Anwender erhalten damit die Möglichkeit, Informationen aus externen Datenquellen wie AccuWeather, DowJones, Xignite und anderen direkt in BigQuery für die weitere Verarbeitung zu integrieren. Außerdem kann BigQuery nun Daten abfragen, die in Googles NoSQL-Datenbank „Cloud Bigtable“abgelegt sind. So können Anwender mit einer SQL-Abfrage sowohl Informationen aus Bigtable als auch aus BigQuery ziehen. Werbetreibende können nun Daten von Google Adwords, dem DoubleClick Campaign Manager, DoubleClick for Publishers und Youtube für die weitere Nutzung in Analytics- und Big-DataAnwendungen an BigQuery senden. Wie die amerikanische CW-Schwesterpublikation „Computerworld“schreibt, könnte Google mit diesen Features seine Werbekunden dazu bewegen, auch die Cloud-Angebote auszuprobieren. Der Internet-Gigant hat zudem angekündigt, dass sein Managed-Datenbank-Angebot „Cloud SQL“ab sofort nicht mehr nur MySQL, sondern auch PostgreSQL unterstützt (Beta).
Neue Hangouts-Versionen Meet und Chat
Bereits vor einigen Monaten hatte Google angekündigt, mit seinem Chat- und Videokonferenz-Service Hangouts Business-Kunden