Gerüchte um Microsoft und Citrix
Seitdem bekannt ist, dass Citrix Systems einen Käufer sucht, schießen die Gerüchte ins Kraut. Viele Beobachter wetten auf Microsoft, da der Softwareriese als langjähriger Geschäfts- und Entwicklungspartner enge Beziehungen zu Citrix pflegt.
Citrix sucht einen Käufer, und Microsoft ist als langjähriger Geschäfts- und Entwicklungspartner ein Kandidat. Ob es so weit kommt, ist allerdings keineswegs gewiss.
Nachdem bereits 2015 Spekulationen kursierten, Citrix könne verkauft werden, kocht die Gerüchteküche derzeit wieder hoch. Der Finanzdienst „Bloomberg“berichtete unter Berufung auf informierte Kreise, dass die Softwareschmiede erneut nach einem Käufer suche. Demnach sind die Banker von Goldman Sachs beauftragt worden, potenzielle Interessenten aufzutun. Citrix versucht schon seit Längerem, sein Business im Bereich Netzwerkanwendungen und Virtualisierung in geordnete und erfolgversprechende Bahnen zu lenken.
Ganz freiwillig kommt dieses Engagement allerdings nicht zustande. Mitte 2015 erwarb die Investment-Gesellschaft Elliott Management 7,1 Prozent der Citrix-Anteile und erhöhte umgehend den Druck auf das in Fort Lauderdale, Florida, ansässige Unternehmen. Citrix wurde gedrängt, sein operatives Geschäft auf Vordermann zu bringen und sich von unrentablen Geschäftsbereichen zu trennen. Das Softwarehaus begann damit, sich stärker auf sein Kerngeschäft mit Produkten wie XenApp, XenDesktop, XenMobile, ShareFile und NetScaler zu konzentrieren.
Elliott-Partner Jesse Cohn übernahm einen Sitz im Aufsichtsrat, der langjährige CEO Mark Templeton musste wenig später den Chefsessel räumen. Er wurde interimsmäßig durch Robert Calderoni ersetzt, den ehemaligen Chef von Ariba, der es nach der Übernahme seines Unternehmens durch SAP nicht lange bei den Walldorfern ausgehalten hatte. Seit Januar 2016 ist Kirill Tatarinov CEO von Citrix, er war zuvor bei Microsoft für die Business-Anwendungen verantwortlich. Schon Mitte 2015 hatte Citrix seinen Videokonferenzservice GoToMeeting in eine eigenständige Gesellschaft ausge- lagert, 2016 wurde er dann für 1,8 Milliarden Dollar an das Unternehmen LogMeIn in Boston verkauft, das sich auf Fernwartungsdienste für Computersysteme spezialisiert hat. LogMeIn steigt damit ins Videokonferenz-Geschäft ein und positioniert sich gegen Ciscos WebEx und Microsofts Skype for Business.
Microsoft könnte als Käufer passen
Wer nun als Citrix-Käufer gehandelt wird, ist noch nicht bekannt. Weder Citrix noch Sprecher von Goldman Sachs wollten einen Kommentar dazu abgeben. Vor zwei Jahren waren als mögliche Übernahmepartner Dell sowie die Finanzinvestoren von Silver Lake Partners genannt worden. Nachdem Dell aber weite Teile seines Softwaregeschäfts abgegeben hat, ist ein solcher Deal unwahrscheinlich geworden. Aufgrund der langjährigen engen Partnerschaft in der gemeinsamen Entwicklung von Remote Desktop Services käme als Käufer auch Microsoft in Frage. Marktbeobachter könnten sich einen Deal zwischen den beiden Unternehmen gut vorstellen. Doch nähere Informationen zu Kaufverhandlungen gibt es nicht.
Klar ist indes, dass eine Übernahme teuer kommen dürfte. Finanziell steht Citrix auf soliden Beinen, auch wenn sich die Firma schwer damit tut, Wachstumsperspektiven aufzuzeigen. Citrix erzielte im vierten Quartal 2016 einen Umsatz von 908,4 Millionen Dollar gegenüber 904,8 Millionen im gleichen Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich stand ein Gewinn von fast 200 Millionen Dollar (Vorjahresquartal: 131,3 Millionen Dollar). Auch für 2017 erwartet CEO Tatarinov wachsende Einnahmen inklusive Gewinnen. Das Unternehmen wird aktuell mit rund 13,5 Milliarden Dollar bewertet.