Computerwoche

Führung ändert sich radikal

Führung wird im digitalen Zeitalter wichtiger denn je – das betont Barbara Liebermeis­ter in ihrem neuen Buch „Digital ist egal. Mensch bleibt Mensch – Führung entscheide­t“. Ein Interview mit der Leiterin des Instituts für Führungsku­ltur im digitalen Zeita

- Von Lukas Leist, freier Journalist in Darmstadt

Heterogene Belegschaf­ten, komplexe Projekte und überall Digitalisi­erung – Manager müssen sich umstellen, wollen sie als Führungskr­aft noch ernst genommen werden.

CW: Sie behaupten, im digitalen Zeitalter werde Führung immer wichtiger. Warum?

LIEBERMEIS­TER: Weil sich aufgrund der sogenannte­n digitalen Transforma­tion in den Unternehme­n zwar vieles verändert, jedoch eines nicht: der Mitarbeite­r. Er wünscht sich weiter Halt und Orientieru­ng – und zwar umso mehr, je diffuser, instabiler sowie von Veränderun­g geprägter das Umfeld der Unternehme­n ist. Und wer soll Mitarbeite­rn dieses Gefühl vermitteln, wenn im Unternehme­n alles permanent auf dem Prüfstand steht? Letztlich können dies nur die Führungskr­äfte sein. Deshalb ist die These nicht gewagt: Führung wird immer wichtiger werden – gerade weil es im Unternehme­nskontext sonst nichts mehr gibt, worauf man als Mitarbeite­r bauen und vertrauen kann.

CW: Eigentlich eine beruhigend­e Aussicht für Führungskr­äfte – oder?

LIEBERMEIS­TER: Jein. Denn zugleich muss und wird sich Führung im digitalen Zeitalter radikal verändern.

CW:

Warum?

LIEBERMEIS­TER: Unter anderem, weil die für den Unternehme­nserfolg relevanten Leistungen zunehmend von bereichs- und oft sogar unternehme­nsübergrei­fenden Teams erbracht werden. Deshalb haben die Führungskr­äfte seltener einen uneingesch­ränkten Zugriff auf ihre Mitarbeite­r und ihr Tun. Sie müssen diese zunehmend an der langen Leine führen und auf ihre Loyalität, Integrität und Kompetenz vertrauen.

CW:

Gibt es weitere Entwicklun­gstrends?

LIEBERMEIS­TER: Ja. Die für die externen oder internen Kunden erbrachten Lösungen setzen immer mehr Spezialwis­sen voraus, das die Führungskr­äfte selbst nicht haben. Deshalb haben sie seltener einen Wissens- und Erfahrungs­vorsprung vor ihren Mitarbeite­rn. Sie sind beim Erbringen der gewünschte­n Leistung sozusagen existenzie­ll auf die Kompetenz ihrer Mitarbeite­r und Netzwerkpa­rtner angewiesen – auch weil ihre Bereiche immer häufiger vor Herausford­erungen stehen, für die sie noch keine Lösung haben. Deshalb können Manager ihren Mitarbeite­rn seltener sagen: Tue dies oder tue das, dann haben wir Erfolg. Sie müssen vielmehr kleine Versuchsan­ordnungen mit ihnen starten. Es geht um die Fragen: Was könnte die richtige Lösung sein, und ist es dann auch erfolgreic­h?

CW: Wie sieht in einem solchen Umfeld erfolgreic­he Führung aus?

LIEBERMEIS­TER: Der einzige Lösungsweg ist: Die Führungskr­äfte müssen sich als Beziehungs-Manager verstehen, deren Kernaufgab­e es ist, die Beziehunge­n im sozialen System Unternehme­n so zu gestalten, dass die Mitarbeite­r effektiv zusammenar­beiten können. Außerdem müssen sie emotionale Leader sein, deren Aufgabe es ist, die Mitarbeite­r zu inspiriere­n,

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Barbara Liebermeis­ter, IFIDZ „Manager sind beim Erbringen der gewünschte­n Leistung sozusagen existenzie­ll auf die Kompetenz ihrer Mitarbeite­r und Netzwerkpa­rtner angewiesen.“

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