Edge-Computing
HPE bringt neue Systeme, die Daten dort verarbeiten, wo sie entstehen.
Bevor Sensoren in Autos, Smartphones, Thermostaten, Kühlschränken und Produktionsmaschinen verbaut wurden, waren Information Technology (IT) und Operational Technology (OT) zwei getrennte Welten. Mit dem Internet of Things (IoT) ändert sich das. Da mittlerweile alle Arten von Devices an allen möglichen Orten gewaltige Datenmengen einsammeln, besteht auf Seiten der Anwenderunternehmen ein zunehmender Bedarf, IT und OT zu verbinden. Der Grund: Es geht darum, Informationen in einer möglichst kostengünstigen Art und Weise zu sammeln, zu speichern und zu analysieren – und das alles in Echtzeit. Der Ort, wo dies stattfindet, verlagert sich zunehmend an den Netzwerkrand, da dort die beiden Welten aufeinandertreffen. Unternehmen setzen heute das sogenannte Edge Computing ein, um „smarte“Gebäude und Städte zu vernetzen, ihre Produktionsanlagen effizienter zu machen und die Einkaufserfahrungen für ihre Kunden zu verbessern. Anbieter wie IBM, Cisco, GE oder HPE sehen darin eine große Chance für zukünftige Geschäfte. „Wir erfassen mehr und mehr Daten bereits am Edge, damit diese Daten nicht zum Rechenzentrum oder in die Cloud und wieder zurück reisen müssen, und tatsächlich ist es häufig der Fall, dass Daten bereits am Edge erfasst und analysiert werden müssen, um die Latenzzeit zu verringern“, erklärte Meg Whitman, CEO von Hewlett Packard Enterprise (HPE), in ihrer Keynote auf der Discover-Konferenz Anfang Juni in Las Vegas.
Bereits auf der letztjährigen Kundenkonferenz hatte HPE seine ersten konvergenten Systeme für IoT vorgestellt. Die Geräte „Edgeline EL1000“und „EL4000“basieren auf Intels Xeon-Prozessoren und sind in der Lage, Daten vor Ort im Netz zu erfassen, zu analysieren und zu speichern. Im Grunde genommen wird damit Rechenzentrumsleistung mit Hardware an den Netzwerkrand verlagert, die überall montiert werden kann, in Produktionsstraßen, Waggons oder sogar Windkraftanlagen.
Ein Jahr später hat HPE nun dazu passend die Edgeline Services Platform (ESP) vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen Software Foundation Layer, auf dem der Hersteller und seine Partner Applikationen zum Sammeln und Verwalten von Daten aus verschiedenen Quellen entwickeln und betreiben können. Die Idee dahinter: Anwenderunternehmen könnten so unter Zuhilfenahme von Analytics und – sofern passend – auch Cloud-Services bessere Einblicke in ihr Geschäft erhalten und, wenn nötig, schnell Maßnahmen ergreifen, beispielsweise um das Kundenerlebnis zu verbessern.
Kunden wollen OT und IT zusammenbringen
ESP ist dem Anbieter zufolge eine offene Plattform: Sie kann auf Intel-basierenden Xeon-Systemen, unter Linux oder Windows laufen. Die Plattform unterstützt laut HPE-Angaben den offenen Industriestandard PXI. Man werde die Spezifikationen für ESP offenlegen, hieß es von Seiten des Anbieters.
„Wir beziehen OT neu mit ein“, erklärte Tom Bradicich, bei HPE zuständig für den Bereich Server und konvergente Edge- und IoT-Systeme. „Wenn wir zum Edge gehen, raus aus dem Datacenter, sehen wir eine komplett neue Welt, die ziemlich populär und so groß ist, aber sie gehört nicht zur IT“, konstatierte der HPEMann. Der Grund, warum HPE die beiden Welten zusammenbringen wolle, sei, weil die Kunden das wollten. Neue Produktkategorie: Software Defined OT
Im Zusammenhang mit der Vorstellung der Plattform prägte HPE einen Begriff für eine – aus Sicht des Herstellers – neue Produktkategorie: Software Defined OT. Die Edgeline-Systeme beinhalten HPEs Firmware „iLO“(integrated Lights-Out). Anwender können damit Edge-Geräte mit Hilfe von HPEs Management-Software vom Datacenter aus beziehungsweise remote kontrollieren.
Zusammen mit der Edgeline Services Platform stellte HPE auf der Discover außerdem die Edgeline Data Aggregation App vor. Diese dockt an die Plattform an und kann Daten von programmierbaren Controllern und SCADA-Systemen aufnehmen, also im Wesentlichen von OT-Geräten. Die ebenfalls neue Edgeline Address Translation App wiederum leitet Aufgaben im Bereich Network Address Translation (NAT) von einem größeren Netz – etwa in einer Fabrikhalle – an untergeordnete Netze wie zum Beispiel spezifische Fertigungsstraßen weiter.
Im Grunde genommen ermöglicht es HPE seinen Kunden somit, ihre unterschiedlichen proprietären Router und Switches abzuschaffen und durch Hard- und Software zu ersetzen, die in die Edgeline-Plattform integriert ist. HPEManager Bradicich vergleicht die neue Architektur mit der Smartphone-Welt: Heutzutage benötige keiner mehr eine Kamera, Blitzlicht oder einen MP3-Player, wenn er ein Smartphone bei sich hat – all diese Funktionen seien mit Prozessortechnik und Software in einem Device integriert worden.
Die neue HPE-Software ist ab sofort erhältlich und wird auf drei Arten angeboten und bepreist: separat (auf Kundenwunsch), im Bündel mit einer Edgeline-Appliance oder mit einem Servicevertrag.