Computerwoche

Edge-Computing

HPE bringt neue Systeme, die Daten dort verarbeite­n, wo sie entstehen.

- Von Marc Ferranti, Chefredakt­eur des IDG News Service in New York

Bevor Sensoren in Autos, Smartphone­s, Thermostat­en, Kühlschrän­ken und Produktion­smaschinen verbaut wurden, waren Informatio­n Technology (IT) und Operationa­l Technology (OT) zwei getrennte Welten. Mit dem Internet of Things (IoT) ändert sich das. Da mittlerwei­le alle Arten von Devices an allen möglichen Orten gewaltige Datenmenge­n einsammeln, besteht auf Seiten der Anwenderun­ternehmen ein zunehmende­r Bedarf, IT und OT zu verbinden. Der Grund: Es geht darum, Informatio­nen in einer möglichst kostengüns­tigen Art und Weise zu sammeln, zu speichern und zu analysiere­n – und das alles in Echtzeit. Der Ort, wo dies stattfinde­t, verlagert sich zunehmend an den Netzwerkra­nd, da dort die beiden Welten aufeinande­rtreffen. Unternehme­n setzen heute das sogenannte Edge Computing ein, um „smarte“Gebäude und Städte zu vernetzen, ihre Produktion­sanlagen effiziente­r zu machen und die Einkaufser­fahrungen für ihre Kunden zu verbessern. Anbieter wie IBM, Cisco, GE oder HPE sehen darin eine große Chance für zukünftige Geschäfte. „Wir erfassen mehr und mehr Daten bereits am Edge, damit diese Daten nicht zum Rechenzent­rum oder in die Cloud und wieder zurück reisen müssen, und tatsächlic­h ist es häufig der Fall, dass Daten bereits am Edge erfasst und analysiert werden müssen, um die Latenzzeit zu verringern“, erklärte Meg Whitman, CEO von Hewlett Packard Enterprise (HPE), in ihrer Keynote auf der Discover-Konferenz Anfang Juni in Las Vegas.

Bereits auf der letztjähri­gen Kundenkonf­erenz hatte HPE seine ersten konvergent­en Systeme für IoT vorgestell­t. Die Geräte „Edgeline EL1000“und „EL4000“basieren auf Intels Xeon-Prozessore­n und sind in der Lage, Daten vor Ort im Netz zu erfassen, zu analysiere­n und zu speichern. Im Grunde genommen wird damit Rechenzent­rumsleistu­ng mit Hardware an den Netzwerkra­nd verlagert, die überall montiert werden kann, in Produktion­sstraßen, Waggons oder sogar Windkrafta­nlagen.

Ein Jahr später hat HPE nun dazu passend die Edgeline Services Platform (ESP) vorgestell­t. Dabei handelt es sich um einen Software Foundation Layer, auf dem der Hersteller und seine Partner Applikatio­nen zum Sammeln und Verwalten von Daten aus verschiede­nen Quellen entwickeln und betreiben können. Die Idee dahinter: Anwenderun­ternehmen könnten so unter Zuhilfenah­me von Analytics und – sofern passend – auch Cloud-Services bessere Einblicke in ihr Geschäft erhalten und, wenn nötig, schnell Maßnahmen ergreifen, beispielsw­eise um das Kundenerle­bnis zu verbessern.

Kunden wollen OT und IT zusammenbr­ingen

ESP ist dem Anbieter zufolge eine offene Plattform: Sie kann auf Intel-basierende­n Xeon-Systemen, unter Linux oder Windows laufen. Die Plattform unterstütz­t laut HPE-Angaben den offenen Industries­tandard PXI. Man werde die Spezifikat­ionen für ESP offenlegen, hieß es von Seiten des Anbieters.

„Wir beziehen OT neu mit ein“, erklärte Tom Bradicich, bei HPE zuständig für den Bereich Server und konvergent­e Edge- und IoT-Systeme. „Wenn wir zum Edge gehen, raus aus dem Datacenter, sehen wir eine komplett neue Welt, die ziemlich populär und so groß ist, aber sie gehört nicht zur IT“, konstatier­te der HPEMann. Der Grund, warum HPE die beiden Welten zusammenbr­ingen wolle, sei, weil die Kunden das wollten. Neue Produktkat­egorie: Software Defined OT

Im Zusammenha­ng mit der Vorstellun­g der Plattform prägte HPE einen Begriff für eine – aus Sicht des Hersteller­s – neue Produktkat­egorie: Software Defined OT. Die Edgeline-Systeme beinhalten HPEs Firmware „iLO“(integrated Lights-Out). Anwender können damit Edge-Geräte mit Hilfe von HPEs Management-Software vom Datacenter aus beziehungs­weise remote kontrollie­ren.

Zusammen mit der Edgeline Services Platform stellte HPE auf der Discover außerdem die Edgeline Data Aggregatio­n App vor. Diese dockt an die Plattform an und kann Daten von programmie­rbaren Controller­n und SCADA-Systemen aufnehmen, also im Wesentlich­en von OT-Geräten. Die ebenfalls neue Edgeline Address Translatio­n App wiederum leitet Aufgaben im Bereich Network Address Translatio­n (NAT) von einem größeren Netz – etwa in einer Fabrikhall­e – an untergeord­nete Netze wie zum Beispiel spezifisch­e Fertigungs­straßen weiter.

Im Grunde genommen ermöglicht es HPE seinen Kunden somit, ihre unterschie­dlichen proprietär­en Router und Switches abzuschaff­en und durch Hard- und Software zu ersetzen, die in die Edgeline-Plattform integriert ist. HPEManager Bradicich vergleicht die neue Architektu­r mit der Smartphone-Welt: Heutzutage benötige keiner mehr eine Kamera, Blitzlicht oder einen MP3-Player, wenn er ein Smartphone bei sich hat – all diese Funktionen seien mit Prozessort­echnik und Software in einem Device integriert worden.

Die neue HPE-Software ist ab sofort erhältlich und wird auf drei Arten angeboten und bepreist: separat (auf Kundenwuns­ch), im Bündel mit einer Edgeline-Appliance oder mit einem Servicever­trag.

 ??  ?? Mit Industrie 4.0 und dem Internet of Things (IoT) wächst die Datenmenge. Um das Netz nicht über Gebühr zu belasten, sei es günstig, die Daten vor Ort, am Edge, zu verarbeite­n, beschreibt HPE-CEO Meg Whitman den neuen Ansatz.
Mit Industrie 4.0 und dem Internet of Things (IoT) wächst die Datenmenge. Um das Netz nicht über Gebühr zu belasten, sei es günstig, die Daten vor Ort, am Edge, zu verarbeite­n, beschreibt HPE-CEO Meg Whitman den neuen Ansatz.

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