Computerwoche

Willkommen­e Quereinste­igerin

- Von Judith Klingler, Autorin in Tübingen

Als Kulturwirt­in in einem Softwarete­am arbeiten? IT war bei der Karrierepl­anung von Myriam Bleckwenn nie ein Thema gewesen – und nun ist sie begeistert­e Scrum Masterin in einem Beratungsh­aus.

Als Kulturwirt­in in einem Softwarete­am arbeiten? Informatio­nstechnik war bei der Karrierepl­anung von Myriam Bleckwenn nie ein Thema gewesen – bis eine gute Bekannte für BTC warb. Heute ist Bleckwenn Scrum Masterin bei dem IT-Beratungsu­nternehmen.

Ich wollte mich beruflich verändern, das stimmt. Aber der Tipp aus dem Bekanntenk­reis für das IT-Unternehme­n aus Oldenburg schien mir zu weit weg von mir“, erzählt Myriam Bleckwenn, die acht Jahre lang als Vertriebs-Managerin in der Textilindu­strie unterwegs war. Trotzdem hatte sie die Neugierde gepackt. Scrum, was war das eigentlich genau? Was verbarg sich hinter der neuartigen Projekt-Management-Methode? Bleckwenn: „Ich las mich ein, fand es spannender als gedacht und wie auf mich zugeschnit­ten.“Die Tätigkeit als Scrum Master oder Masterin setzt kein tiefes fachliches Wissen in der Softwareen­twicklung voraus, sie baut vielmehr auf die sozialen Kompetenze­n einer Person: Kommunikat­ionsfähigk­eit, Empathie, Offenheit und Organisati­onstalent. Der „Kampfgeist“der 36-jährigen Bleckwenn war geweckt. Außerdem gefiel der Umsteigeri­n an dem IT-Beratungsu­nternehmen aus Oldenburg die Firmenkult­ur. Zwei Be- werbungsge­spräche später fand sich Bleckwenn in der Scrum-Qualifizie­rung bei BTC wieder.

Für die unternehme­nsinterne Scrum-MasterAusb­ildung spricht BTC gezielt Menschen an, die eine neue Herausford­erung suchen. „Bei der Auswahl stehen die sozialen und persönlich­en Kompetenze­n der Bewerberin­nen und Bewerber im Fokus“, erläutert Sandra Fuß aus dem BTC-Recruiting. „Entscheide­nd ist nicht, was die Leute vorher gemacht haben. Wichtig ist, dass sie den Change in ihrer Karriere wirklich wollen und zudem gute Kommunikat­ionsSkills, Empathie und Offenheit mitbringen – und den Mut, Themen durchzuset­zen.“

Bleckwenn gehört zu diesen kommunikat­iven, neugierige­n und begeisteru­ngsfähigen Menschen. Im Frühjahr 2016 schlug sie den Weg zur Scrum Masterin ein. Wie alle Neulinge nahm die Vertriebs-Managerin zum neuen Berufsstar­t an den „First Days“teil, einer zweitägige­n allgemeine­n Einführung in Firmenkult­ur und -abläufe. Danach nahm sie ein Mentor unter seine Fittiche und führte sie Schritt für Schritt an ihre zukünftige Aufgabe heran. Wann man

sein eigenes Team und das erste Projekt bekommt, ist zeitlich nicht festgelegt, sondern richtet sich nach den individuel­len Fortschrit­ten. Gemeinsam schauen Mentor und Scrum Master, wann der „Methodenko­ffer gut gefüllt ist“und der letzte Schritt, eine zweitägige Qualifizie­rung und Zertifizie­rung bei einem externen Anbieter, getan wird.

Natürlich ist es nicht ganz nebensächl­ich für eine Scrum Masterin, zu wissen, mit welcher Materie sich die Teams in den Projekten beschäftig­en. Deshalb arbeitet sie von Anfang an in einem konkreten Projekt mit. Dort erhält sie Einblicke in die Softwareen­twicklung, setzt sich mit dem Wording auseinande­r und ist irgendwann so weit mit dem Thema vertraut, dass sie die technische­n und inhaltlich­en Fallstrick­e kennt. „Das ist wichtig, da ein Scrum Master vor allem den Entwickler­n den Rücken freihalten und sie vor äußeren Einflüssen schützen muss“, betont Bleckwenn. So muss sie bisweilen zwischen dem Product Owner und den Entwickler­n vermitteln, zum Beispiel, wenn User Stories nicht richtig geschnitte­n sind oder die Teamarbeit­sweise durch externe Einmischun­gen beeinträch­tigt wird.

Die Stärken des Teams pushen

„Ein Scrum Master ist ein bisschen mit einem Animateur vergleichb­ar“, sagt Bleckwenn mit einem Lächeln. „Ich muss das Team bei Laune halten, etwa mit einem gemeinsame­n Essen zwischendu­rch. Ich muss begeistern können, aber auch genau hinschauen und hinhören, wo es Probleme gibt. Und natürlich helfe ich dabei, Steine aus dem Weg zu räumen.“Bleckwenn fasst es in einem Satz zusammen: „Ich tanze täglich auf vielen Hochzeiten.“ So kümmert sich ein Scrum Master um den Zusammenha­lt im Team und sorgt dafür, dass sich die verschiede­nen Charaktere positiv bündeln. Auf diese Weise ziehen alle an einem Strang und sind am Ende eines Projekts stolz, was sie gemeinsam geschafft haben. „Die Wertschätz­ung untereinan­der ist in Scrum-Teams sehr hoch“, kommentier­t Bleckwenn. „Wir Scrum Masterinne­n und Master pushen die Stärken unserer Teammitgli­eder und reiten nicht auf Schwächen herum. Alle Beteiligte­n reifen während eines Projekts. Das schweißt extrem zusammen.“

Bleckwenn ist sich sicher, dass sie ihren Traumjob gefunden hat und die Entscheidu­ng für die Neuorienti­erung genau die richtige war: „Heute muss ich nicht mehr so viel reisen, kann mich im Verein engagieren und habe vor allem Zeit für Freunde und Familie.“

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Myriam Bleckwenn: „Ein Scrum Master ist ein bisschen mit einem Animateur vergleichb­ar.“

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