„Aus einer Arbeitsbiene ist noch nie eine Königin geworden“
Frauen sollten sich mehr zutrauen und Beförderungen aktiv einfordern. Wie das gelingt und warum zu toughes Auftreten aber auch nicht förderlich ist, das verrät Leadership-Expertin und Executive Coach Sabine Walter.
CW: Sie waren sieben Jahre in einer Führungsposition bei einem Dienstleister tätig. Was waren die größten Herausforderungen?
WALTER: Eine Herausforderung war, als Geschäftsbereichsleiterin von allen männlichen Kollegen akzeptiert zu sein. Denn ich war ja nicht nur Frau, sondern auch relativ jung und sehr gut in meinem Job. Das war für manche Kollegen und Vorgesetzte teils bedrohlich.
CW: Was würden Sie heute anders machen?
WALTER: Ich würde strategischer vorgehen und mir genau anschauen, wie meine Vorgesetzten ticken. Wie schaffe ich es, mehr Allianzen zu bilden? Zudem würde ich meinen Charme mehr einsetzen. Ich dachte damals, ich muss im Berufsleben so hart sein wie die Männer. Doch das kommt bei den Männern meist nicht gut an. Deshalb mein Credo heute: Klar in der Sache und charmant und locker im Ton.
CW: Raten Sie das als Coach auch Ihren Klientinnen?
WALTER: Ja, ich arbeite mit ihnen genau daran: Wie komme ich an meine Ziele? Wie stelle ich mich dar? Wer außer mir selbst kann mir helfen, meine Ziele zu erreichen? Und wie gewinne ich diese Menschen dafür, mich bei der Zielerreichung zu unterstützen? Junge Managerinnen erlebe ich häufig als zu männlich und zu tough. Ihnen helfe ich, die Weiblichkeit auch im Job erstrahlen zu lassen.
CW: Wie kommen Frauen an ihre Ziele?
WALTER: Durch strategisches Denken. Es ist für die Karriereplanung enorm wichtig, sich zu überlegen, was ich will. Erst dann kann ich mir die richtigen Kirschen herauspicken. Auf den Job übertragen heißt das, die richtigen Projekte anzunehmen, die auch Erfolge und weitere Karriereschritte bedeuten. Denn: Aus einer Arbeitsbiene ist noch nie eine Königin geworden.
CW: Apropos Erfolge: Hier neigen wir Frauen häufig zum Tiefstapeln.
WALTER: Zunächst einmal ist es wichtig, die Erfolge an die Bereichs- und Unternehmensziele zu koppeln. Nur wenn die da oben etwas von meiner Zielerreichung haben, dann habe auch ich etwas davon. Das heißt, man sollte wissen, welche Ziele der Chef verfolgt.
CW: Und dann sollte der Erfolg sichtbar sein.
WALTER: Es ist gut, Erfolge in 60 bis 90 Sekunden mit Fakten und Zahlen untermauert darstellen zu können. Frauen sprechen oft davon, was sie gemacht haben, und nicht davon, was sie erreicht haben. Auch gerade wenn es um nicht Messbares geht wie eine Verbesserung des Teamklimas, ist es wichtig zu berichten, welche messbaren Erfolge das hat, wie etwa die Halbierung der Bearbeitungszeiten oder zehn Prozent weniger Krankenstand.
CW: Gibt es geheime Spielregeln der Macht bei den Männern?
WALTER: Geheime Regeln nicht. Wenn wir genau hinschauen, sind sie transparent: So kommen Männer schneller mit den für sie wichtigen Männern in Kontakt. Dafür nutzen sie auch den Small Talk vor und nach Meetings. Sie halten mit dem Chef ein kleines Pläuschchen, befragen ihn zu aktuellen Themen und lassen auch einmal Bewunderung durchblicken. Das stärkt die Beziehungsebene.