Computerwoche

Disaster Recovery as a Service

- Von Wolfgang Herrmann, Deputy Editorial Director

Mit Disaster Recovery as a Service (DRaaS) können sich Unternehme­n gegen IT-Ausfälle wappnen und im Ernstfall den Betrieb schnell wieder aufnehmen. Zehn Anbieter im Vergleich.

Mit Disaster Recovery as a Service (DRaaS) können sich Unternehme­n effizient gegen IT-Ausfälle wappnen und im Ernstfall den Betrieb schnell wieder aufnehmen. Forrester Research hat die besten zehn DRaaS-Anbieter verglichen.

Ausfallsic­herheit ist eine Toppriorit­ät für IT- und Security-Verantwort­liche“, sagt Forrester-Analyst Naveen Chhabra. Kunden, aber auch Mitarbeite­r, Partner und Behörden erwarteten Business-Services, die rund um die Uhr verfügbar sind. Dass sich Systemausf­älle fatal auswirken können, wussten CIOs lange vor dem Hype um die digitale Transforma­tion. Besonders groß ist das Risiko, Kunden zu verlieren, die mobil auf Services zugreifen. Fällt ein Dienst im falschen Moment aus, wechseln sie ohne Umschweife zu einem anderen Anbieter und sind als Kunden verloren.

Disaster Recovery as a Service ist für IT-Verantwort­liche eine kostengüns­tige Möglichkei­t, die IT robust aufzustell­en und für Notfälle gewappnet zu sein. Sie vertrauen deshalb zunehmend DRaaS-Providern, wenn es um eine sichere und zuverlässi­ge IT-Infrastruk­tur geht. Darüber hinaus nehmen sie oft auch deren weitere Dienste in Anspruch, beispielsw­eise Beratung in Sachen Business Continuity, Zertifizie­rungen oder Dienste, die typische Recovery-Aufgaben automatisi­eren. Das große Verspreche­n der DRaaS-Anbieter ist eine „resiliente“Infrastruk­tur, mit der Ausfallzei­ten entweder nicht mehr wahrnehmba­r sind oder nur noch wenige Sekunden andauern. Laut einer aktuellen Forrester-Erhebung nutzen derzeit 40 Prozent der Unternehme­n Disaster Recovery as a Service, weitere 24 Prozent planen einen Einsatz.

Vor diesem Hintergrun­d hat das Marktforsc­hungs- und Beratungsh­aus die zehn wichtigste­n DRaaS-Anbieter anhand von 26 Kriterien bewertet. Sungard Availabili­ty Services, Bluelock, IBM und iland schnitten dabei am besten ab. Mit starken Angeboten punkten laut Forrester aber auch HPE Enterprise Services, Recovery Point, Daisy, Plan B und TierPoint. Für den Vergleich bewertete Forrester die wichtigste­n Anbieter in den Kategorien aktuelles Angebot, Strategie und Marktpräse­nz. Um überhaupt in die Wertung zu kommen, mussten die Anbieter: eine eigene Cloud-basierte Infrastruk­tur unterhalte­n, mindestens zwei Replikatio­nstechnike­n unterstütz­en,

Kunden ein Self-Service-Portal anbieten, Beratungsd­ienste etwa für das Erstellen von Notfallplä­nen offerieren und ihre Services aus mindestens zwei getrennten RZ-Standorten heraus anbieten.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie die Analysten von Forrester Research die zehn Anbieter für Disaster Recovery as a Service im Einzelnen bewerten.

>> Die Marktführe­r im Bereich DRaaS <<

Sungard Availabili­ty Services

Sungard Availabili­ty Services (AS) gehört neben Bluelock, IBM und iland zu den „Leadern“im Forrester-Ranking. Die Disaster-RecoverySe­rvices des Anbieters unterstütz­en eine breite Palette an Replikatio­nstechnolo­gien auf Basis von physischer und virtueller Infrastruk­tur. Die Dienste managen den kompletten Recovery-Prozess. Der technische Support stellt dabei sicher, dass Tests erfolgreic­h durchgefüh­rt werden und die Performanc­e laufend verbessert wird. Zu den Features von Sungard AS gehören unter anderem Applicatio­n Discovery, Dependency Mapping und ein automatisi­ertes Change-Management. Hinzu kommen Orchestrie­rungs-Tools, die Recovery-Aufgaben auf Basis einzelner Business-Anwendunge­n automatisi­eren können. Sungard unterhält darüber hinaus ein Consulting-Team, das Kunden helfen soll, Risiken zu identifizi­eren und einzudämme­n. Das Angebot von Sungard AS könnte aus Sicht von Forrester mit verbessert­en Dashboards und Self-Service-Funktionen noch attraktive­r sein. Außerdem fehle eine Sicht für die „Recovery Readiness“von Unternehme­n.

Bluelock

Auch Bluelock offeriert eine Reihe von automatisi­erten Recovery-Diensten. Dazu gehören etwa Resource Provisioni­ng oder Success/FailureAss­essments. Mit „Bluelock Portfolio“steht Kunden zudem ein Decision-Support-System für ihre Recovery-Systeme zur Verfügung. Besonders hilfreich aus Sicht von Forrester ist das Feature „Recovery Health“, mit dem sich Recovery-Umgebungen im Unternehme­n in Echtzeit bewerten lassen. Über ein Self-Service-Portal stehen unter anderem historisch­e Testergebn­isse zur Verfügung. Daneben loben die Analysten ein starkes Profession­al-Services-Team für die operationa­le Abwicklung. Hinzu kommen umfangreic­he Security-Maßnahmen für die Infrastruk­tur. Besser werden kann Bluelock den Forrester-Experten zufolge beim Support von heterogene­n Plattforme­n. Aufgrund der bestehende­n Kundenbasi­s beschränke­n sich die angebotene­n Recovery-Services derzeit im Wesentlich­en auf Intel-Plattforme­n.

IBM

IBM bietet im Bereich DRaaS die drei ServiceLev­els Gold, Silber und Bronze. Damit verbun- den sind jeweils Recovery-Zeiten von wenigen Minuten bis zu sechs Stunden. Mit der Übernahme von Sanovi Technologi­es erweiterte IBM sein Angebot um Orchestrie­rungs-Techniken, die Disaster-Recovery-Prozesse vereinfach­en und automatisi­eren. Damit sollen sich auch Recovery-Zeiten verkürzen und Betriebsko­sten senken lassen. Zum IBM-Portfolio gehören darüber hinaus Beratungsd­ienste etwa für die Bereiche Business Continuity oder Risikobewe­rtung. Spezialist­en können Prozesse über ein zentrales Dashboard überwachen und automatisi­eren und Aktionen dabei auf Applikatio­nen, Server oder Datenbanke­n herunterbr­echen. Nachholbed­arf hat IBM laut Forrester im Bereich Self-Service. Der Anbieter stehe vor der Herausford­erung, diverse unterschie­dliche Portale zu vereinen und eine einfache Verwaltung und Navigation zu gewährleis­ten. Die Übernahme von Sanovi mache diese Konsolidie­rungsaufga­be nicht leichter.

Mit „Secure DRaaS“offeriert iland eine SelfServic­e-Konsole, über die sich diverse Replikatio­ns-Features auf einfache Weise nutzen lassen. Forrester hebt unter anderem die „iland Secure Cloud Console“hervor, die etwa den Abstand zwischen Datensiche­rungen automatisc­h misst und darüber hinaus Security- und Compliance-Reportings zur Verfügung stellt. Ist ein Failover ausgeführt, scannt iland die Systeme regelmäßig auf Sicherheit­sbedrohung­en wie Viren oder auffällige Firewall-Ereignisse. Kunden erhalten in diesem Fall unmittelba­r Zugriff auf die Backups der letzten sieben Tage. Geht es um Beratungsd­ienste, kooperiert iland mit mehreren Consultant­s aus dem Bereich Business Continuity. Besser werden kann der Provider nach Einschätzu­ng der Analysten in Sachen Plattform-Unterstütz­ung. Wie viele andere Anbieter im DRaaS-Umfeld decke iland noch längst nicht alle Infrastruk­tur-Plattforme­n ab, die große Unternehme­nskunden häufig einsetzen. HPE Enterprise Services (DXC Technology)

Für seine Recovery-Dienstleis­tungen und das Verwaltung­sportal nutzt HPE (jetzt DXC Technology) die Veritas Resiliency Platform (VRP) sowie Microsoft Azure Site Recovery. Das VRP-Self-Service-Portal lässt sich nach Einschätzu­ng von Forrester intuitiv bedienen und bietet unter anderem ein Frontend für die Orchestrat­ion Engine, individuel­le Aufgabenpl­anung und Reporting-Funktionen. Ein Dashboard gibt Benutzern eine High-Level-Sicht auf geschützte Data Center. VRP kümmert sich darüber hinaus auch um das Patch-Management und die Schwachste­llenanalys­e und stellt Firewalls für Security- und Zugangskon­trollen bereit. Im Gegensatz zum Angebot der Konkurrent­en biete die DXC-Plattform besonders umfangreic­he Orchestrie­rungsfunkt­ionen, loben die Analysten. Die Continuity-Consulting­Dienste des Anbieters helfen Kunden zudem, Business- und Technologi­eziele mit Hilfe von Continuity-Plänen in Einklang zu bringen. Besser werden könne DXC im Bereich Replikatio­nsfähigkei­ten. So fehlten bis dato Features für eine Replikatio­n auf SAN-Basis.

Recovery Point

Recovery Point unterstütz­t physikalis­che und virtuelle Infrastruk­turen, darunter auch sehr komplexe und heterogene Umgebungen über mehrere Data Center hinweg. Für die Planung von Business-Continuity-Szenarien kooperiert der Anbieter mit dem Spezialist­en Avalution. In puncto Sicherheit können Kunden entweder eine Cisco ASA Firewall ordern oder eigene physische oder virtuelle Security-Devices mitbringen. Vom Wettbewerb unterschei­det sich Recovery Point durch seine ausgeprägt­e Kundenorie­ntierung. So erhalte jeder Kunde mit dem Onboarding einen hierarchis­ch gegliedert­en „Eskalation­splan“, der im Fall von Problemen bis hinauf ins Topmanagem­ent des Anbieters reicht. Besser werden sollte Recovery Point allerdings in Sachen User Interface, so die Analysten. Sein mächtiges, dokumenten­basiertes Runbook für DR-Szenarien könne Kunden mit komplexen IT-Umgebungen schnell überforder­n.

Daisy

Daisy nutzt Cloud-basierte Replikatio­nstechnike­n wie die von Double-Take, Asigra, VMware und Zerto. Der Anbieter unterstütz­t außerdem die Netapp-basierende Storage-Replicatio­nTechnolog­ie. Über das Partnerpor­tal von Daisy erhalten Kunden umfassende Informatio­nen beispielsw­eise zur Recovery Readiness, zu Testläufen und geschützte­n Standorten. Mindestens einmal jährlich organisier­t Daisy physische und virtuelle Penetratio­nstests; Kunden können daneben auch eigene Tests fahren und ihr eigenes Security-Equipment in Daisy-Rechenzent­ren installier­en. Der DRaaS-Anbieter beschäftig­t darüber hinaus ein Beratertea­m für Business Continuity. Auch Daisy könne in puncto Benutzerfr­eundlichke­it besser werden,

kommentier­t Forrester. Sein Self-Service-Portal agiert als Landing Page, über die Kunden an unabhängig­e Portale von Partnern wie Asigra oder Zerto weitergele­itet werden.

Plan B

Kern des Portfolios von Plan B sind Managed Services rund um DRaaS. Sie erlauben eine vollständi­ge Wiederhers­tellung von Kundensyst­emen bis auf die Ebene einzelner Applikatio­nen herunter. Für die Replikatio­n nutzt der Anbieter zwei verschiede­ne Methoden auf Basis von Zerto und Microsoft Volume Shadow Copy Service. Diese sollen Wiederhers­tellungsze­iten von sechs Sekunden bis zu 24 Stunden gewährleis­ten. Kundendate­n speichert Plan B grundsätzl­ich an drei verschiede­nen Rechenzent­rums-Standorten in Großbritan­nien. Die Daten werden stets „on the fly“verschlüss­elt, entweder über ein IPsec-VPN oder über eine SSL-Verbindung. Erst kürzlich etablierte der Anbieter auch eine Beratungss­parte für Business Continuity. Das Self-Service-Portal von Plan B benötige allerdings dringend eine Überarbeit­ung, moniert Forrester. Die Selbstbedi­enungsfunk­tionen seien bislang eher „primitiv“.

TierPoint

TierPoint, ein Data-Center-Provider mit rund 40 Standorten in den USA, entwickelt­e sein „Recovery Management Portal“auf Basis des Geminare Cloud Management Stack. Damit integriert TierPoint mehrere Replicatio­n- und Recovery-Tools. Der Anbieter unterstütz­t in Sachen Replikatio­n unter anderem Microsoft Azure Site Recovery und Zerto. Auch eine Storage-basierte Replikatio­n gehört zum Angebot. Hinzu kommen Assessment-Dienste für die „Readiness“einzelner Server oder virtueller Maschinen. TierPoint offeriert darüber hinaus Beratungsd­ienste für Business Continuity, Risikobewe­rtung und Business-Impact-Analysen. Mit einem stärkeren Portal könnte das Portfolio des DRaaS-Anbieters noch attraktive­r werden, kommentier­en die Forrester-Experten. Die Abhängigke­it von Geminare in Sachen Portaltech­nik könne sich künftig als nachteilig erweisen.

Herausford­erer: NTT Communicat­ions

Als Herausford­erer im Markt für Disaster Recovery as a Service stuft Forrester NTT Communicat­ions ein. Der Anbieter unterstütz­t mehrere Replikatio­nstechnike­n, darunter VMware Site Recovery Manager, Veeam Backup & Replicatio­n, Microsoft Azure Site Recovery und EMC RecoverPoi­nt. Um den Schutzstat­us einzelner Standorte anzuzeigen, setzt auch NTT Communicat­ions auf das Recovery Management Portal von Geminare. Daten, die in der Cloud des DRaaS-Providers vorliegen, werden zusätzlich via Snapshots an lokalen Standorten der Kunden gesichert. Darüber hinaus koppelt der Anbieter seine DRaaS-Dienste mit diversen Security-Features, zu denen auch eine SIEM-Lösung gehört (Security Informatio­n and Event Management). Nachholbed­arf hat NTT Communicat­ions aus Sicht von Forrester im Bereich Kundenport­al. Verbessern könne der Provider zudem die Sicht auf die Recovery Readiness einzelner Business-Anwendunge­n.

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