Arbeiten in der Datenwolke
Der Cloud-Administrator wacht über die Cloud-Architektur eines Unternehmens. Er ist derjenige, der weiß, welche Ressourcen in den Fachbereichen benötigt werden und welche Cloud-Service-Provider den jeweiligen Anforderungen entsprechen können.
Berufsbild Cloud-Administrator: Er ist der „Tempelwächter“der unternehmensweiten Cloud-Architektur. Ein Job mit Zukunft.
Die Cloud verspricht Kostenvorteile, eine höhere Umsetzungsgeschwindigkeit und mehr Innovationen – Argumente, die vor allem das Management überzeugen. Doch auch die Fachbereiche versprechen sich einiges: Skalierbarkeit, Hochverfügbarkeit, eine beschleunigte Produktentwicklung, Collaboration-Vorteile sowie mehr Standardisierung und Zentralisierung.
Dennoch plagen sich viele deutsche Unternehmen nach wie vor mit Sicherheitsbedenken. Während sich Fachfunktionen und Stakeholder aus den Business-Prozessen vor allem eine beschleunigte Dynamik für ihr Geschäft erhoffen, steht die IT dem Thema erfahrungsgemäß kritischer gegenüber – auch weil es oft an Qualifikationen beziehungsweise Spezialisten fehlt, die sich mit dem Thema gut auskennen. Angesichts des leer gefegten Fachkräftemarkts müssen interne Mitarbeiter zu Cloud-Spezialisten qualifiziert werden. Das sollte eine Management-Aufgabe sein, die top-down zu steuern ist, denn häufig ist damit nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens verbunden.
IT und Fachbereich müssen es schaffen
Der Weg in die Datenwolke bedeutet immer auch einen starken Veränderungsprozess. Der Einstieg verlangt loszulassen, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Die interne IT nimmt hier die unerlässliche Funktion einer Schaltzentrale ein, denn die Anforderungen an den Cloud-Einsatz müssen fachlich richtig gesteuert werden. Dazu bedarf es IT-Know-hows, möglicherweise sind auch neue Kompetenzen und Schnittstellen zu definieren, zugleich aber Technologie und Prozesse des Cloud-Providers zu verstehen. Künftig wird es noch wichtiger sein, dass sich die internen IT-Spezialisten mit den Experten aus den Fachbereichen auseinandersetzen und sich auf allen Seiten ein Verständnis der Möglichkeiten und Herausforderungen in der Zusammenarbeit innerhalb der Cloud entwickelt.
Doch was zeichnet Cloud-Spezialisten aus? Constantin Söldner, der als Geschäftsführer der Söldner Consult GmbH und Spezialist für Cloud-Trainings über langjährige Trainingsund Beratungspraxis verfügt, bringt es auf den Punkt: „Die Cloud hebt das Silo-Denken auf: weg vom Spezialisten für Networking oder Storage, hin zum Generalisten, der sich in vielen verschiedenen Bereichen zurechtfindet. CloudExperten müssen daher einen ganzheitlichen Blick auf die spezifischen Anforderungen ihrer Anwendungen an die Cloud richten.“Angesichts der dynamischen Bedrohungslage und immer restriktiverer regulatorischer Anforderungen sei das Bewusstsein für Themen wie Cybersecurity und Datenschutz für Cloud-Trainings besonders wichtig: „Themen wie Docker und DevOps erfordern neue Herangehensweisen und mehr Querschnittsdenken. Gefragt sind auch Entwicklerfähigkeiten; Skriptsprachen zu beherrschen gehört zu den Mindestanforderungen.“
Aber Cloud-Spezialisten sollten sich nicht nur mit Automatisierungs-Tools auskennen. Darü-
ber hinaus sind sie Kosten-Controller: „Weil der Aufwand in der Cloud on Demand abgerechnet wird, müssen sie die laufenden Kosten im Blick behalten, also bestehende Architekturen regelmäßig auf den Prüfstand stellen können“, so Söldner – eine weitere Aufgabe, die Cloud-Experten eine wichtige Rolle im Unternehmen sichert und interessante Tätigkeiten verspricht.
Um IT-Professionals eine praxisnahe Qualifizierung zu ermöglichen, hat der TÜV Rheinland ein herstellerneutrales Cloud-Kompetenzmodell entwickelt. Es deckt die drei wichtigsten Berufsbilder ab, die Unternehmen heute benötigen: den Cloud-Administrator, den Cloud-Entwickler und den Cloud-Architekten. Die Fortbildungen für diese Zielgruppen eignen sich im Übrigen auch für Führungskräfte, die Knowhow aufbauen wollen, um beim Übergang von On-Premise-Infrastrukturen in die Cloud besser und sicherer entscheiden zu können.
Was macht der Cloud-Administrator?
Nach diesem Kompetenzmodell liegt der Schwerpunkt mehr im administrativen Bereich der Systeme. Cloud-Administratoren kennen die Möglichkeiten, die Cloud-Strukturen bieten, und sie sind Experten im Umgang, Wartung und dem Patching in der Cloud. Die primäre Rolle eines Cloud-Administrators umfasst die Installation, Konfiguration und Administration von Herstellertechnologien, bestehend aus OnPremise-Infrastruktur, Private-, Hybrid- und Public-Cloud-Lösungen. Fundamentales Grundwissen zur Sicherheit und User-Verwaltung gehört zu den Kernkompetenzen. Wesentliche administrative Aufgaben und Verantwortlichkeiten betreffen die Administration des Active Directory, den Hosted Exchange sowie die Drittanbieter-E-Mail-Archivierung. Professionelle Cloud-Administratoren sollten sich mit den Datenwolke-Angeboten von Anbietern wie Microsoft, Oracle, VMware und Amazon AWS auskennen.
Im Rahmen dieses Kompetenzmodells erlernen Admins, eine Cloud von Grund auf zu planen, zeitlich optimal bereitzustellen, sie zu überwachen und alle Systeme sicher zu analysieren. Sie erfahren, wie man eine On-Premise-Infrastruktur installiert und Private-, Hybrid- und Public-Cloud-Lösungen etabliert. Sie können schließlich eine Vielzahl von Servern in der Cloud verwalten, kennen die Unterschiede zwischen den Cloud-Technologien und wissen, was für welche Bedarfe im Unternehmen geeignet ist.
Darüber hinaus verstehen sie, wie die Cloud mit der bestehenden IT-Infrastruktur des Unternehmens im eigenen Rechenzentrum interagiert. Sie können Office 365 installieren und selbständig administrieren und schließlich auch eine Private Cloud nicht nur betreiben und überwachen, sondern auch eigenständig konfigurieren und bereitstellen. Am Ende der Qualifizierung sind sie in der Lage, mehrere Tausend Server in der Cloud zu verwalten, und kennen Strategien für den sicheren und effizienten Betrieb, darunter Incident-Response-Management oder die Verzahnung von Cloud-Strategien mit Identity- und Access-Management.
Verdienst bis zu 5400 Euro monatlich
Die Qualifizierung zum Cloud-Administrator beinhaltet Theorie und Anwendungsbeispiele und dauert je nach Vorkenntnissen und angestrebter Tiefe zwischen zehn und 25 Tagen, sofern herstellerspezifische Kompetenzen im Rahmen der Weiterbildung mit aufgebaut werden sollen. Sie verläuft dreistufig, wobei die Module aufeinander aufbauen. Voraussetzung für die Zertifizierung zum Cloud-Administrator sind Kenntnisse und Erfahrung in gängigen ITInfrastrukturen.
Derzeit verdient ein Cloud -Administrator je nach Qualifikation, Einsatzort, Unternehmensgröße und Personalverantwortung bis zu 5400 Euro monatlich. Damit liegt das Einkommen unter dem eines Cloud-Entwicklers.