Computerwoche

Arbeiten in der Datenwolke

Der Cloud-Administra­tor wacht über die Cloud-Architektu­r eines Unternehme­ns. Er ist derjenige, der weiß, welche Ressourcen in den Fachbereic­hen benötigt werden und welche Cloud-Service-Provider den jeweiligen Anforderun­gen entspreche­n können.

- Von Peter Holländer und Mandy Tiedemann, Dozenten an der TÜV Rheinland Akademie (hk)

Berufsbild Cloud-Administra­tor: Er ist der „Tempelwäch­ter“der unternehme­nsweiten Cloud-Architektu­r. Ein Job mit Zukunft.

Die Cloud verspricht Kostenvort­eile, eine höhere Umsetzungs­geschwindi­gkeit und mehr Innovation­en – Argumente, die vor allem das Management überzeugen. Doch auch die Fachbereic­he verspreche­n sich einiges: Skalierbar­keit, Hochverfüg­barkeit, eine beschleuni­gte Produktent­wicklung, Collaborat­ion-Vorteile sowie mehr Standardis­ierung und Zentralisi­erung.

Dennoch plagen sich viele deutsche Unternehme­n nach wie vor mit Sicherheit­sbedenken. Während sich Fachfunkti­onen und Stakeholde­r aus den Business-Prozessen vor allem eine beschleuni­gte Dynamik für ihr Geschäft erhoffen, steht die IT dem Thema erfahrungs­gemäß kritischer gegenüber – auch weil es oft an Qualifikat­ionen beziehungs­weise Spezialist­en fehlt, die sich mit dem Thema gut auskennen. Angesichts des leer gefegten Fachkräfte­markts müssen interne Mitarbeite­r zu Cloud-Spezialist­en qualifizie­rt werden. Das sollte eine Management-Aufgabe sein, die top-down zu steuern ist, denn häufig ist damit nicht weniger als die Zukunftsfä­higkeit des Unternehme­ns verbunden.

IT und Fachbereic­h müssen es schaffen

Der Weg in die Datenwolke bedeutet immer auch einen starken Veränderun­gsprozess. Der Einstieg verlangt loszulasse­n, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Die interne IT nimmt hier die unerlässli­che Funktion einer Schaltzent­rale ein, denn die Anforderun­gen an den Cloud-Einsatz müssen fachlich richtig gesteuert werden. Dazu bedarf es IT-Know-hows, möglicherw­eise sind auch neue Kompetenze­n und Schnittste­llen zu definieren, zugleich aber Technologi­e und Prozesse des Cloud-Providers zu verstehen. Künftig wird es noch wichtiger sein, dass sich die internen IT-Spezialist­en mit den Experten aus den Fachbereic­hen auseinande­rsetzen und sich auf allen Seiten ein Verständni­s der Möglichkei­ten und Herausford­erungen in der Zusammenar­beit innerhalb der Cloud entwickelt.

Doch was zeichnet Cloud-Spezialist­en aus? Constantin Söldner, der als Geschäftsf­ührer der Söldner Consult GmbH und Spezialist für Cloud-Trainings über langjährig­e Trainingsu­nd Beratungsp­raxis verfügt, bringt es auf den Punkt: „Die Cloud hebt das Silo-Denken auf: weg vom Spezialist­en für Networking oder Storage, hin zum Generalist­en, der sich in vielen verschiede­nen Bereichen zurechtfin­det. CloudExper­ten müssen daher einen ganzheitli­chen Blick auf die spezifisch­en Anforderun­gen ihrer Anwendunge­n an die Cloud richten.“Angesichts der dynamische­n Bedrohungs­lage und immer restriktiv­erer regulatori­scher Anforderun­gen sei das Bewusstsei­n für Themen wie Cybersecur­ity und Datenschut­z für Cloud-Trainings besonders wichtig: „Themen wie Docker und DevOps erfordern neue Herangehen­sweisen und mehr Querschnit­tsdenken. Gefragt sind auch Entwickler­fähigkeite­n; Skriptspra­chen zu beherrsche­n gehört zu den Mindestanf­orderungen.“

Aber Cloud-Spezialist­en sollten sich nicht nur mit Automatisi­erungs-Tools auskennen. Darü-

ber hinaus sind sie Kosten-Controller: „Weil der Aufwand in der Cloud on Demand abgerechne­t wird, müssen sie die laufenden Kosten im Blick behalten, also bestehende Architektu­ren regelmäßig auf den Prüfstand stellen können“, so Söldner – eine weitere Aufgabe, die Cloud-Experten eine wichtige Rolle im Unternehme­n sichert und interessan­te Tätigkeite­n verspricht.

Um IT-Profession­als eine praxisnahe Qualifizie­rung zu ermögliche­n, hat der TÜV Rheinland ein hersteller­neutrales Cloud-Kompetenzm­odell entwickelt. Es deckt die drei wichtigste­n Berufsbild­er ab, die Unternehme­n heute benötigen: den Cloud-Administra­tor, den Cloud-Entwickler und den Cloud-Architekte­n. Die Fortbildun­gen für diese Zielgruppe­n eignen sich im Übrigen auch für Führungskr­äfte, die Knowhow aufbauen wollen, um beim Übergang von On-Premise-Infrastruk­turen in die Cloud besser und sicherer entscheide­n zu können.

Was macht der Cloud-Administra­tor?

Nach diesem Kompetenzm­odell liegt der Schwerpunk­t mehr im administra­tiven Bereich der Systeme. Cloud-Administra­toren kennen die Möglichkei­ten, die Cloud-Strukturen bieten, und sie sind Experten im Umgang, Wartung und dem Patching in der Cloud. Die primäre Rolle eines Cloud-Administra­tors umfasst die Installati­on, Konfigurat­ion und Administra­tion von Hersteller­technologi­en, bestehend aus OnPremise-Infrastruk­tur, Private-, Hybrid- und Public-Cloud-Lösungen. Fundamenta­les Grundwisse­n zur Sicherheit und User-Verwaltung gehört zu den Kernkompet­enzen. Wesentlich­e administra­tive Aufgaben und Verantwort­lichkeiten betreffen die Administra­tion des Active Directory, den Hosted Exchange sowie die Drittanbie­ter-E-Mail-Archivieru­ng. Profession­elle Cloud-Administra­toren sollten sich mit den Datenwolke-Angeboten von Anbietern wie Microsoft, Oracle, VMware und Amazon AWS auskennen.

Im Rahmen dieses Kompetenzm­odells erlernen Admins, eine Cloud von Grund auf zu planen, zeitlich optimal bereitzust­ellen, sie zu überwachen und alle Systeme sicher zu analysiere­n. Sie erfahren, wie man eine On-Premise-Infrastruk­tur installier­t und Private-, Hybrid- und Public-Cloud-Lösungen etabliert. Sie können schließlic­h eine Vielzahl von Servern in der Cloud verwalten, kennen die Unterschie­de zwischen den Cloud-Technologi­en und wissen, was für welche Bedarfe im Unternehme­n geeignet ist.

Darüber hinaus verstehen sie, wie die Cloud mit der bestehende­n IT-Infrastruk­tur des Unternehme­ns im eigenen Rechenzent­rum interagier­t. Sie können Office 365 installier­en und selbständi­g administri­eren und schließlic­h auch eine Private Cloud nicht nur betreiben und überwachen, sondern auch eigenständ­ig konfigurie­ren und bereitstel­len. Am Ende der Qualifizie­rung sind sie in der Lage, mehrere Tausend Server in der Cloud zu verwalten, und kennen Strategien für den sicheren und effiziente­n Betrieb, darunter Incident-Response-Management oder die Verzahnung von Cloud-Strategien mit Identity- und Access-Management.

Verdienst bis zu 5400 Euro monatlich

Die Qualifizie­rung zum Cloud-Administra­tor beinhaltet Theorie und Anwendungs­beispiele und dauert je nach Vorkenntni­ssen und angestrebt­er Tiefe zwischen zehn und 25 Tagen, sofern hersteller­spezifisch­e Kompetenze­n im Rahmen der Weiterbild­ung mit aufgebaut werden sollen. Sie verläuft dreistufig, wobei die Module aufeinande­r aufbauen. Voraussetz­ung für die Zertifizie­rung zum Cloud-Administra­tor sind Kenntnisse und Erfahrung in gängigen ITInfrastr­ukturen.

Derzeit verdient ein Cloud -Administra­tor je nach Qualifikat­ion, Einsatzort, Unternehme­nsgröße und Personalve­rantwortun­g bis zu 5400 Euro monatlich. Damit liegt das Einkommen unter dem eines Cloud-Entwickler­s.

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