Wenn‘s schwierig wird, muss der CIO ran
Der Hype um die Digitalisierung dürfte 2018 seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen. Dann beginnen die Mühen der Ebenen. Der Stern des CDO wird sinken, der des CIO wieder aufgehen.
Das haben wir so nie gesagt ... – Gartners Einlassungen auf dem diesjährigen Symposium/ITxpo in Barcelona muteten schon etwas befremdlich an. Es ging um die Rolle des CIO, der im nun erreichten Stadium der digitalen Transformation keineswegs weniger wichtig werde, sondern, im Gegenteil, das Ruder wieder fester in die Hand nehmen müsse. Der Chief Digital Officer (CDO), den viele Unternehmen berufen haben, sei eher eine Art Wachrüttler gewesen. Angesichts der Größe der Projekte und Programme gehe es jetzt aber um Skalierung und „End-to-End“-Umsetzung. Da sei die erfahrene Hand eines CIO gefragt, weniger die disruptiven Ideen eines CDO.
Hintergrund dieser Trendwende ist laut Gartner, dass der Weg in die digitale Zukunft nun steiniger werde. Gartner-Manager Peter Sondergaard sagte mit Bezug auf den berühmten Hype Cycle: „Wir müssen unsere Kunden darauf vorbereiten, dass die Digitalisierung auf das Tal der Desillusionierung zusteuert“– spätestens 2019 sei das der Fall.
Glücklicherweise sind die meisten IT-Chefs zu beschäftigt, um sich mit solchen Abgrenzungs- und Rollendiskussionen aufzuhalten. Auf einem von COMPUTERWOCHE und CIO-Magazin veranstalteten Workshop zeigte sich, dass sie in der Regel längst die Verantwortung für den Digitalkurs ihrer Unternehmen übernommen haben. Mit ihren Teams sind die CIOs näher am Business als je zuvor, kümmern sich um Innovationen und haben kein Problem, Althergebrachtes in Frage zu stellen – sogar ihre eigene Organisation (siehe Seite 24). Diese Souveränität fußt auf einer tiefen Kompetenz: So ist es die IT, die agile Methoden und technische Innovationen in die Unternehmen einbringt und die Umsetzung – Ende zu Ende – beherrscht. Eines konnte sie allerdings noch nie: sich angemessen vermarkten!